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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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dabei ihr Vertrauen zu gewinnen, womöglich auch nach all den Jahren noch nicht vollends bewußt war. Vielleicht war sie ja angeboren, wie das absolute Gehör oder eine tänzerische Begabung, und für diejenigen, die sie besaßen, absolut nichts Ungewöhnliches.
    Vianello deutete zur Industrielandschaft Margheras hinüber und lenkte Brunettis Gedanken wieder zum Thema zurück. »Du weißt, daß ich seine Meinung teile, oder?«
    »Was die Proteste angeht?«
    »Ja«, bestätigte Vianello. »Als Beamter kann ich zwar nicht mitdemonstrieren, aber das hindert mich nicht daran, ihre Aktionen zu billigen. Ich hoffe bloß, sie machen weiter und lassen sich nicht unterkriegen.«
    »Und was ist mit De Cal?« fragte Brunetti. In wenigen Minuten würden sie am Piazzale Roma anlangen, und er wollte verhindern, daß Vianello ihn vorher noch in eine Debatte über den untergangsgeweihten Planeten verwickelte.
    »Ach, ein elender Stänkerer, du hast ihn ja vorhin selbst erlebt. Auf Murano hat der sich schon mit jedem angelegt: wegen Immobilien, Löhnen ... einfach allem, worüber man nur streiten kann.«
    »Wie schafft er es denn, seine Mitarbeiter zu halten?« fragte Brunetti.
    »Na ja, beim einen klappt's, beim anderen nicht«, antwortete Vianello. »Hab ich jedenfalls gehört.«
    »Von wem, von Ribetti?«
    »Nein, ich hab dir doch gesagt, Marco spricht nicht über den Alten, und er hat ja auch nichts mit der fornace zu schaffen. Aber ich habe Verwandte auf Murano, von denen einige in den Glasbläsereien arbeiten. Und da weiß jeder über jeden Bescheid.«
    »Ach ja? Was erzählt man sich denn so?«
    »Also seine beiden letzten maestri hat De Cal jetzt seit zwei Jahren«, sagte Vianello und fügte erklärend hinzu: »Das ist fast schon ein Rekord für ihn, selbst wenn es keine erstklassigen Kräfte sind. Kommt bei ihm aber wohl nicht so drauf an.«
    »Wieso das?« Hinter Vianellos Kopf schob sich der Panoramabus vorbei: Sie würden gleich dasein.
    »Weil sein Betrieb bloß diesen Touristenscheiß herstellt. Du weißt schon, springende Delphine ... Toreros.«
    »Die mit der roten Capa und den schwarzen Kniebundhosen?« fragte Brunetti.
    »Ja! Ist das zu glauben? Als ob wir hier Toreros hätten, geschweige denn Delphine.«
    »Ich dachte, dieser ganze Ramsch wird heutzutage in China gefertigt oder meinetwegen in Tschechien«, wiederholte Brunetti das, was er oft gehört hatte, und zwar von Leuten, die es eigentlich wissen sollten.
    »Es wird auch sehr viel importiert, nur die großen Teile, die kriegen die dort nicht hin, jedenfalls noch nicht. Aber laß mal fünf Jahre vergehen, dann kommt bestimmt alles aus China.«
    »Und was wird dann aus deinen Verwandten?«
    Vianello hob resigniert die Hände. »Entweder sie lassen sich umschulen, oder es ergeht ihnen so, wie deine Frau es uns Venezianern jetzt schon prophezeit: Man steckt sie in historische Kostüme und läßt sie, einen urwüchsigen Dialekt auf den Lippen, als Touristenattraktion herumlaufen.«
    »Sogar uns?« fragte Brunetti. »Die Polizei?«
    »Ja«, bestätigte Vianello. »Kannst du dir Alvise mit einer Armbrust vorstellen?«
    Herzhaftes Gelächter beendete das Thema, und ihr Gespräch mündete in jenen Strom aus Klatsch und Tratsch, der seit alters her durch Venedig fließt, oftmals nicht viel sauberer als das Wasser in den Kanälen.
    Zurück in der Questura suchte Brunetti als erstes Signorina Elettra auf, um sich zu erkundigen, ob der Dienstplan für die Ostertage schon fertig sei. »Ah, Commissario«, rief sie, als er ihr Büro betrat, »ich habe schon auf Sie gewartet.«
    »So?« fragte er.
    »Ja, wegen der Lotterie.« Sie sagte das so selbstverständlich, als müsse er wissen, worum es sich handele. »Wollen Sie nicht auch ein Los kaufen?«
    Ohne nachzufragen, von was für einer Lotterie die Rede sei, ob sie mit Ostern zu tun habe oder mit einer von Vianellos grünen Kampagnen, zückte Brunetti bereitwillig seine Brieftasche. »Ja, natürlich. Wieviel?«
    »Nur fünf Euro, Commissario«, erwiderte sie. »Wir rechnen mit einem so regen Absatz, daß wir es uns leisten können, den Preis niedrig zu halten.«
    »Schön«, sagte Brunetti, der nur mit halbem Ohr zugehört hatte, und legte einen Geldschein auf den Tisch.
    Elettra dankte ihm und zog sich einen Notizblock heran. »Und welches Datum möchten Sie, Commissario?« Auf der Suche nach einem Stift kramte sie auf ihrem Schreibtisch herum und blickte dann wieder zu ihm hoch. »Vom ersten Mai an haben Sie die freie

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