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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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deine Bäume und deine ewige Natur! Marschierst einfach los und machst so lange Rabatz, bis sie dich einbuchten und dein Name in die Zeitung kommt. Rindvieh! Aber du hattest ja noch nie einen Funken Verstand. Und jetzt belagern diese Aasgeier vom Gazzettino mich am Telefon!«
    Brunetti schob sich zwischen den Alten und Ribetti. »Ich fürchte, hier liegt ein Mißverständnis vor, Signore. Signor Ribetti wurde nicht verhaftet. Ganz im Gegenteil: Er ist hier, um der Polizei bei ihren Ermittlungen zu helfen.« Brunetti wußte selbst nicht, warum er log. Es würde keine Ermittlungen geben, bei denen Ribetti hätte behilflich sein können, aber dem tobenden Alten mußte Einhalt geboten werden, und vor der Autorität eines Staatsorgans kuschten Menschen seiner Generation noch am ehesten.
    »Ja, was glauben Sie denn, wer Sie sind?« herrschte der Alte Brunetti an und legte den Kopf in den Nacken, um seinen Gegner ins Auge fassen zu können. Ohne eine Antwort abzuwarten, versuchte er, sich an dem Commissario vorbeizudrängen, der ihm jedoch mit einem raschen Ausfallschritt erst nach links und dann nach rechts den Weg versperrte.
    Da blieb der Alte stehen, hob einen Finger in Schulterhöhe und stieß ihn Brunetti vor die Brust. »Aus dem Weg, Freundchen! Ich dulde keine Einmischung von Fremden, verstanden?« Er machte einen halben Schritt nach links, aber Brunetti ließ ihn auch diesmal nicht vorbei. »Aus dem Weg, hab ich gesagt!« schrie der Alte, und diesmal langte er nach Brunettis Arm. Man konnte gewiß nicht sagen, daß er ihn gepackt oder gar an seinem Arm gezerrt hätte, aber genausowenig war es die freundliche Geste eines Mannes, der nur etwas Wichtiges mitzuteilen hat und sicherstellen will, daß sein Gegenüber ihm auch zuhört.
    Vianello jedenfalls kam vorsorglich zwei Stufen hinunter und baute sich links neben dem alten Mann auf. »Anfassen sollten Sie den Commissario lieber nicht, Signore.«
    Doch der Alte war in seiner Wut nicht mehr zu bremsen. Er riß die Hand von Brunettis Arm und reckte sie Vianello entgegen. »Bilden Sie sich bloß nicht ein, daß Sie mich aufhalten können, Sie Dreckskerl!« Er hatte einen knallroten Kopf, und Brunetti, der selten jemanden erlebt hatte, der sich so maßlos ereiferte, fürchtete schon, dem Alten drohe ein Schlaganfall: Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Hände zitterten, an den Mundwinkeln war Speichel ausgetreten, und seine kleinen, dunklen Augen hatten sich zu zwei schmalen Schlitzen verengt.
    Hinter sich hörte Brunetti auf einmal Ribettis Stimme. »Bitte, Commissario, er wird keinen Ärger machen.«
    Vianello konnte sein Erstaunen nicht verbergen, ebensowenig wie Brunetti, was dem Alten nicht entging. »Er hat recht, Signor Commissario, wer immer Sie sind: Ich mache keinen Ärger. Dafür ist er zuständig, das Arschloch.« Er wandte sich von Brunetti zu Marco, der jetzt zur Linken Brunettis stand. »Wir kennen uns, weil er diese dumme Gans geheiratet hat, meine Tochter. Ist einfach dem Geld nachgestiegen und hat sich die Richtige geangelt. Und sie dann mit seinen beschissenen Ideen vollgestopft.« Der Alte machte Miene, Ribetti anzuspucken, besann sich aber gerade noch. »Und jetzt landet er auch noch im Knast«, schloß er mit einem Blick zu Brunetti, der deutlich machte, daß er auf dessen Lüge nicht hereingefallen war.
    Marco lenkte Brunettis Aufmerksamkeit auf sich, indem er ihn leicht am Ärmel zupfte. »Ich danke Ihnen, Commissario.« Und an Vianello gewandt: »Dir natürlich auch, Lorenzo.« Und als ob der alte Mann Luft wäre, wich er seitwärts aus und stieg unbehelligt die letzten Stufen hinunter. Auf dem Bürgersteig angekommen, sah Brunetti ihn nach dem parkenden Streifenwagen schielen; doch dann lief Ribetti zügig weiter und verschwand hinter der nächsten Ecke.
    »Feigling!« rief der Alte ihm nach. »Wenn's drum geht, deine gottverdammten Viecher zu retten oder deine gottverdammten Bäume, ja, dann bist du mutig. Aber wenn du's mit einem richtigen Mann aufnehmen sollst, du ...« Hier gingen dem Alten plötzlich die Schimpfwörter aus. Nachdem er Brunetti und Vianello angestarrt hatte, als wolle er sich ihre Gesichter für alle Zukunft einprägen, drängte er sich an den beiden vorbei und stürmte hinauf in die Questura.
    »Was war denn das?« fragte Brunetti.
    »Ich erzähl's dir auf dem Rückweg«, versprach Vianello.
    Die Geschichte, die der Commissario auf der Rückfahrt nach Venedig zu hören bekam, hatte Vianello von einem ehemaligen

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