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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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auch in den anderen Räumen umgeschaut?« fragte Brunetti, als Bocchese zu ihm aufsah.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Und irgendwer kann ihn nicht leiden, diesen Dottor Franchi«, gab Bocchese zurück. Dann, nach kurzem Besinnen: »Oder hat was gegen Apotheker im allgemeinen, oder gegen Computer oder Medikamente oder womöglich sogar gegen Registrierkassen.«
    »Immer auf der Suche nach einer Deutung, was, Bocchese? Und nach dem zugrundeliegenden Plan.« Brunetti lachte. Für den Kriminaltechniker blieb eine Zigarre eine Zigarre, und eine Kette von Ereignissen war genau das und nicht etwa Anlaß für Spekulationen.
    »Was ist mit den Blutspuren?« fragte Brunetti.
    »Da mußt du die Laboranalyse abwarten. Aber unter diesem Flansch, der von der Rückwand des Rechners abgebrochen wurde, habe ich einen Hautfetzen und ein Stückchen Leder gefunden.« Bocchese wies mit einer Pinzette auf die Stelle des demolierten Gehäuses, wo Brunetti den verschmierten Blutfleck entdeckt hatte.
    »Und was heißt das?« Ehe Bocchese antworten konnte, ermahnte ihn Brunetti: »Wenn du jetzt sagst, es bedeute, daß da ein Hautfetzen und ein Stückchen Leder hängengeblieben sind, dann lasse ich dich nie wieder Paolas Küchenmesser schleifen.«
    »Und erzählst ihr, ich hätte mich geweigert, wie?« forderte Bocchese ihn heraus.
    »Du hast's erfaßt.«
    »Also dann sage ich mal«, begann der Kriminaltechniker, »daß der Täter mit seinem Brecheisen, oder was immer er benutzt hat, das Gehäuse nicht aufbekam. Deshalb wird er nach einem günstigeren Punkt gesucht haben, wo er sein Werkzeug ansetzen konnte. Dabei hat er dann den Handschuh zerrissen und sich an der Hand verletzt.«
    »Schlimm?«
    Bocchese ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich würde sagen, nein. Wahrscheinlich nicht viel mehr als ein Kratzer.« Und Brunettis Frage vorwegnehmend, fuhr er fort: »An deiner Stelle würde ich mir also nicht die Mühe machen, im Krankenhaus nachzuforschen, ob heute jemand da war, dessen Hand genäht werden mußte.« Nach einer kurzen Pause ergänzte er, hörbar widerstrebend: »Außerdem würde ich darauf tippen, daß der Täter ein sehr ungeduldiger Typ ist und voller Aggressionen steckt.«
    »Danke«, sagte Brunetti. »Ach, wenn du die Blutspur da gesichert hast« - er zeigte auf den Rechner -, »könntest du dann dafür sorgen, daß die Festplatte an Signorina Elettra geht?«
    Bocchese nickte nur, als wäre diese Bitte das Natürlichste von der Welt, und wandte sich wieder dem Blutspritzer an der Wand zu.
    Vorn im Ladenlokal fand Brunetti den Inspektor im Gespräch mit dem Polizeifotografen. »Bist du soweit?« fragte er.
    Brunetti kündigte den Männern von der Spurensicherung noch an, daß der Apotheker in Kürze mit einem Schlosser käme, dann wandten er und Vianello sich zum Gehen. Als sie an dem winzigen Büroraum vorbeikamen, kniete Bocchese darin immer noch am Boden, untersuchte inzwischen aber eine Steckdose. Brunetti rief ihm einen Abschiedsgruß zu.
    Sobald sie ins Freie traten, fragte Vianello: »Lust auf einen Spaziergang?« Ein Vorschlag, dem Brunetti begeistert zustimmte.
    Der Tag, der neblig und feucht und sehr übellaunig angebrochen war, hatte beschlossen, sich ein bißchen Sonne zu gönnen. Ohne daß es einer Absprache bedurft hätte, wandten Brunetti und Vianello sich nach rechts und überquerten die Brücke in Richtung Campo San Fantin. Sie kamen am Theater vorbei, das sie jedoch kaum eines Blickes würdigten, so eilig hatten sie es, über die Via XXII Marzo zur Piazza zu gelangen, deren lichtdurchflutete Weite etwas mehr Wärme verhieß.
    Während sie sich dem Markusplatz näherten, hielt Vianello einen Vortrag über die Speicherkapazitäten einer Festplatte und erläuterte, wie es möglich war, selbst Daten, die der Computerbesitzer längst gelöscht glaubte, wiederherzustellen. Brunetti hörte mit halbem Ohr zu und beobachtete nebenbei die Passanten.
    Eine Touristengruppe, die ihnen entgegenkam, stufte er unwillkürlich, und ohne groß darüber nachzudenken, als Osteuropäer ein. Erst als sie an ihm vorüberzogen, musterte er sie genauer: fahler Teint; sprödes, blondes Haar, ob naturbelassen oder nachbehandelt sei dahingestellt; billiges Schuhwerk, kaum besser als Pappe; Kunststoffjacken, die eingefärbt und erfolglos auf Lederlook getrimmt waren. Diesem Typ von Touristen hatte Brunetti seit jeher Achtung gezollt, weil sie wirklich Augen hatten für die Sehenswürdigkeiten. Obwohl sie sich die meisten der dargebotenen Verlockungen

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