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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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aufgeben. Er beschränkte sich abschließend auf die Feststellung: »Sie wird diesen Spezialisten drauf ansetzen, und dann werden wir schon sehen, was machbar ist.«
    Keiner von beiden wollte mehr einen Nachtisch, obwohl der Wirt sich dafür verbürgte, daß die Birnen in der Torte von seinen eigenen Bäumen auf Burano stammten. Brunetti bestellte für sie beide Kaffee. In Gedanken hatte er von der virtuellen Computerwelt schon wieder zurückgeschaltet auf das konkrete Szenario in der Apotheke. »Das war kein normaler Dieb oder Einbrecher«, sagte er ohne jede Einleitung.
    »Vandalen sind ja auch nicht normal«, entgegnete Vianello.
    »Genausowenig wie Junkies.«
    »Ich bitte dich, Lorenzo! Erinnere dich, wie's dort aussah. Hier geht's nicht um ein paar Kids auf einer Eisenbahnbrücke mit einer Dose Sprühfarbe.« Der Kaffee kam, und Brunetti verwandte viel Zeit darauf, den Zucker hineinzurühren, während er im Geiste noch einmal die verwüsteten Apothekenräume abschritt.
    Vianello trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse ab. »Gut«, sagte er, »du hast recht. Aber warum sollte jemand so etwas tun? Wo ist das Motiv? Die Ärzte, mit denen Franchi seine krummen Geschäfte macht, würden doch alles darum geben, daß wir nicht auf ihn aufmerksam werden, und auf sie natürlich erst recht nicht.«
    »Sind wir uns einig«, fragte Brunetti, »daß es kein Zufall ist? Daß man sich Franchi oder seine Apotheke nicht willkürlich ausgesucht hat?«
    Vianello schnaufte vernehmlich, zum Zeichen, daß auch er hier nicht an Zufall glaubte.
    »Aber was steckt dahinter?« grübelte Brunetti laut.
    »Hoffen wir, daß Elettras Freund die Antwort darauf findet«, sagte Vianello und bat den Wirt um die Rechnung.

18
    D er Herbst schritt voran. Die Tage wurden kürzer, und nachdem die Uhren zurückgestellt waren, verkürzten sie sich noch einmal. Wie jedes Jahr während dieser Phase, in der es immer früher zu dunkeln begann, wurde Paola so reizbar, daß ihr Mann und die Kinder sie behandelten wie ein rohes Ei, bis sie sich wieder gefangen hatte und das Familienleben in seine gewohnten Bahnen zurückkehrte.
    Brunetti hatte sich unterdessen auf seine laufenden Ermittlungen konzentriert, und der Fall Pedrolli rückte, auch wenn er ihn im Auge behielt, mehr und mehr in den Hintergrund. Trotz zweier Anrufe im Sozialamt gelang es ihm nicht, den Aufenthaltsort des kleinen Alfredo zu ermitteln. Seine Berichte wurden von Mal zu Mal knapper, bis er sie mangels neuer Informationen schließlich ganz einstellte. Und doch ließ das Schicksal dieses Dottor Pedrolli ihn nicht los. Da er es leid war, bei seinen Nachforschungen ständig Umwege beschreiten und Zeugen ihr Wissen mit verdeckten Methoden abluchsen zu müssen, schlug Brunetti eines Morgens in seinem Notizbuch Marvillis Nummer nach und rief einfach an.
    »Ja, Marvilli?«
    »Buon giorno, Capitano, Brunetti hier. Es geht um Dottor Pedrolli.«
    »Ich fürchte, da kommen Sie zu spät, Commissario.«
    »Wieso das?«
    »Der Fall ist so gut wie abgeschlossen.«
    »Könnten Sie sich bitte etwas deutlicher ausdrücken, Capitano?«
    »Nun, alle wesentlichen Anklagepunkte gegen ihn wurden fallengelassen.«
    »Alle?«
    »Bis auf die Urkundenfälschung.«
    »Der Geburtsschein des Kindes?«
    »Ja. Aber dafür dürfte er wohl kaum mehr als eine Geldbuße kriegen.«
    »Verstehe.«
    »War das alles, Commissario?«
    »Nein. Eine Frage hätte ich noch. Eigentlich habe ich Sie nur deswegen angerufen.«
    »Ich glaube kaum, daß ich Ihnen mit weiteren Auskünften zu diesem Fall dienen kann, Commissario.«
    »Es ist eine ganz einfache Frage, Capitano. Wenn Sie mir nur einen Moment Gehör schenken wollen.«
    »Also gut.«
    »Wie sind Sie überhaupt auf Pedrolli gestoßen?«
    »Ich dachte, das hätte ich Ihnen bereits gesagt.«
    »Nein, Capitano, haben Sie nicht.«
    »Die Unterlagen, die mir vor dem Einsatz ausgehändigt wurden, nahmen Bezug auf einen anonymen Anruf.«
    »Einen anonymen Anruf? Sie meinen, jeder X-beliebige kann telefonisch und ohne Namensnennung jemanden beschuldigen, und die Carabinieri ... also Sie schreiten gleich zur Tat?«
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie eigentlich sagen wollten, Commissario: nämlich daß die Carabinieri bloß auf einen anonymen Anruf hin das Haus eines unbescholtenen Bürgers stürmen, stimmt's? ... Sind Sie noch dran, Commissario?«
    »Ja, Capitano, ich bin noch da. Wenn Sie gestatten, möchte ich meine Frage wiederholen.«
    »Aber bitte.«
    »Können Sie mir sagen,

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