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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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was Sie veranlaßt hat, gerade auf diesen Anruf wie geschehen zu reagieren?«
    »Auch wenn Sie Ihre Frage jetzt so elegant umformuliert haben, Commissario, weiß ich nicht, ob ich darauf antworten sollte. Besonders jetzt, wo es so aussieht, als ob die ganze Geschichte im Sand verläuft.«
    »Tun Sie mir trotzdem den Gefallen, Capitano. Ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden. Es geht mir ja eigentlich nur darum, meine persönliche Neugier zu befriedigen. Und wenn die Anklage ohnehin fallengelassen wird ...«
    »Klingt, als meinten Sie's ehrlich, Commissario, das mit Ihrer persönlichen Neugier.«
    »Es ist so, glauben Sie mir, ich mache Ihnen nichts vor.«
    »Also gut, hören Sie: Jener Anrufer lieferte - zumindest stand es so in dem mir zugeleiteten Bericht - gewisse Informationen, die seine Behauptung, Pedrollis Kind sei unrechtmäßig adoptiert, glaubhaft machten.«
    »›Seine Behauptung‹?«
    »In dem Bericht war von einer männlichen Person die Rede.«
    »Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht unterbrechen, Capitano.«
    »Keine Ursache ... Der Anrufer konnte offenbar den Namen der Kindsmutter angeben, ferner das Krankenhaus, in dem sie entbunden hatte, sowie den mutmaßlichen Geburtstermin. Und er erwähnte, daß Geld geflossen sei.«
    »Und hat das ausgereicht?«
    »Wofür, Commissario?«
    »Um die Carabinieri zu überzeugen, daß der Anrufer die Wahrheit sagte?«
    »Also ich vermute - und bitte, es ist nur eine Vermutung, Commissario -, daß der Name der Kindsmutter und die übrigen Details, die dem Anrufer geläufig waren, meinen Kollegen genügten, um der Anschuldigung nachzugehen. Oder wenigstens zu überprüfen, ob der Name dieser Frau tatsächlich auf der Geburtsurkunde von Dottor Pedrollis Kind stand, und um sie, falls dies zutraf, einer Befragung zu unterziehen.«
    »Und wie lange haben Sie dazu gebraucht?«
    »Wozu, Commissario?«
    »Für die Befragung.«
    »Genau weiß ich das nicht mehr, aber ich glaube, der Anruf kam etwa eine Woche, bevor wir ... vor der Razzia bei Dottor Pedrolli. Wie sich herausstellte, ermittelten die Kollegen in Verona zeitgleich in ähnlichen Fällen. Die aber untereinander offenbar nicht in Zusammenhang stehen; das heißt, Pedrollis Fall hat mit den übrigen nichts zu tun.« »Mithin hätte Pedrolli nur Pech gehabt?«
    »Ja, so könnte man's wohl ausdrücken, Commissario.«
    »Wie günstig für Sie, nicht wahr?«
    »Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Commissario: So wie Sie das sagen, hört es sich an, als würden wir einen solchen Einsatz ohne begründeten Verdacht durchziehen.«
    »Da haben Sie leider richtig gehört, Capitano.«
    »O nein, Commissario! Wir handeln in solchen Fällen keineswegs voreilig. Im übrigen habe ich selber ein Baby, eine einjährige Tochter.«
    »Meine Kinder sind älter.«
    »Ich glaube, das macht keinen Unterschied.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Irgendwelche neuen Erkenntnisse über ...«
    »Wen? Dottor Pedrolli?«
    »Seinen kleinen Sohn.«
    »Nein, keinerlei Informationen. Und die kann es auch nicht geben, das müßten Sie doch wissen. Sobald ein Kind dem Jugendamt überstellt wurde, erhalten wir keine weiteren Auskünfte mehr.«
    »Ja, Sie haben recht ... Bitte, sagen Sie mir nur noch eins, Capitano.«
    »Wenn ich kann.«
    »Gibt es einen Weg, daß ... also könnte Dottor Pedrolli jemals ...?«
    »Das Kind wiedersehen?«
    »Ja.«
    »Unwahrscheinlich. Ich würde sogar sagen, unmöglich. Es ist schließlich nicht sein Sohn, verstehen Sie.«
    »Woher wissen Sie das, Capitano? Falls die Frage erlaubt ist.«
    »Darf ich mal ganz offen sein, ohne daß Sie's mir übelnehmen, Commissario?«
    »Ja, sicher.«
    »Wir sind hier kein brutaler Schlägertrupp, merken Sie sich das.«
    »Aber es war durchaus nicht meine Absicht, so etwas ...« »Gewiß nicht, Commissario. Ich wollte das auch nur vorab einmal klarstellen.«
    »Und weiter?«
    »Weiter sollten Sie wissen, daß der Einsatzbefehl erst erging, nachdem die Kindsmutter bezeugt hatte, daß ihr Ehemann der leibliche Vater des Babys sei und nicht der, dessen Name auf der Geburtsurkunde steht.«
    »Sie wollte also ihr Kind wiederhaben?«
    »Nehmen Sie's mir nicht übel, Commissario, aber Sie haben eine sehr idealistische Vorstellung von Mutterschaft. Nein, die Frau hat unmißverständlich erklärt, daß sie ihr Kind nicht zurückhaben will. Übrigens einer der Gründe, warum meine Kollegen in Cosenza ihr geglaubt haben.«
    »Wird das ihre Aussicht auf Bleiberecht beeinflussen?«
    »Vermutlich nicht,

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