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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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übertriebenen Zischlauten. Trotzdem hörte man ihm seine Herkunft nicht mehr ohne weiteres an, denn er hatte den heimischen Tonfall verloren. Als Antonin sich immer noch nicht rührte, begriff Brunetti, dass der Kommentar über die Treppen dem Priester als Vorwand gedient hatte, um Atem zu schöpfen.
    »Wie lange warst du eigentlich fort?«, fragte Brunetti, um ihm eine längere Verschnaufpause zu gönnen. »Zweiundzwanzig Jahre.«
    »Und wo genau?«, forschte er weiter, bevor ihm einfiel, dass er das hätte wissen sollen, und sei es nur aus den Briefen, die Sergio erhalten hatte.
    »Im Kongo. Als ich hinkam, hieß er allerdings Zaire, aber dann ist man zu dem früheren Namen zurückgekehrt.« Er lächelte. »Dasselbe Land, aber gewissermaßen ein anderer Staat.«
    »Interessant«, bemerkte Brunetti unverbindlich. Dann hielt er dem Priester die Tür auf, schloss sie hinter sich und folgte ihm langsam ins Zimmer.
    »Setz dich hierher.« Brunetti rückte einen der Besucherstühle vor seinem Schreibtisch zurecht und stellte ihm den anderen gegenüber, wobei er sorgsam auf Abstand zwischen beiden achtete. Er wartete, bis der Priester Platz genommen hatte, bevor auch er sich setzte.
    »Danke, dass du zur Beisetzung gekommen bist und den Segen gespendet hast«, sagte Brunetti.
    »Nicht der beste Anlass für ein erstes Wiedersehen mit alten Freunden«, versetzte der Priester lächelnd.
    War das als Vorwurf gemeint, weil in den Jahren seit seiner Rückkehr weder Sergio noch er versucht hatte, mit Antonin Kontakt aufzunehmen?
    »Ich habe deine Mutter im Pflegeheim besucht«, fuhr der Padre fort. »Mehrere Patienten, die ich aus dem Krankenhaus kannte, wurden dorthin verlegt.« Er meinte die private Einrichtung, in der Brunettis Mutter ihre letzten Lebensjahre verbracht hatte. »Ich weiß, sie hat es sehr gut gehabt dort; die Schwestern sind sehr nett.« Brunetti nickte lächelnd. »Schade nur, dass ich nie zur gleichen Zeit wie du und Sergio dort war.« Hier stand der Priester unvermittelt auf, doch nur, um seinen langen Rock zu raffen und zur Seite zu schlagen. Danach setzte er sich wieder und fuhr fort. »Die Schwestern haben mir erzählt, dass ihr oft da wart, alle beide.«
    »Wahrscheinlich nicht so oft, wie wir gesollt hätten«, sagte Brunetti.
    »Was man ›soll‹ oder nicht, ist unter diesen Umständen wohl nicht entscheidend, Guido. Du gehst, wann immer du kannst, und du gehst aus Liebe.« »Hat sie gewusst, dass wir da waren?«, entfuhr es Brunetti unbeabsichtigt.
    Antonin betrachtete seine im Schoß gefalteten Hände. »Ich denke schon. Manchmal. Allerdings weiß ich bei diesen alten Menschen nie sicher, was sie denken oder was in ihnen vorgeht.« Ratlos hob er die Hände und beschrieb einen Bogen in der Luft. »Ich glaube, was sie noch am ehesten wahrnehmen, sind Gefühle. Zumindest intuitiv. Sie spüren, ob der Mensch, der bei ihnen ist, es gut meint und zu ihnen kommt, weil er sie liebt, sie gern hat.« Er sah Brunetti an und schaute dann wieder auf seine Hände. »Oder sie bemitleidet.«
    Brunetti fiel auf, dass Antonins Fingernägel nur das halbe Nagelbett bedeckten. Nägelkauen - eine merkwürdige Angewohnheit bei einem Mann dieses Alters. Doch bei näherem Hinsehen erwiesen sich die Nägel als spröde, ungleichmäßig gebrochen, darüber hinaus leicht nach innen gewölbt und fleckig. Brunetti vermutete als Ursache irgendeine Krankheit, die aus Afrika herrührte. Aber warum litt Antonin dann immer noch daran?
    »Empfinden sie das alles gleich?«, erkundigte sich Brunetti. »Du meinst auch das Mitleid?«, fragte Antonin zurück. »Ja. Das ist doch etwas anderes als Liebe oder Zuneigung, nicht wahr?«
    »Ja, schon«, räumte der Priester lächelnd ein. »Aber die Patienten, die ich beobachten konnte, haben sich auch darüber gefreut: Es ist immerhin weit mehr als das, was die meisten alten Menschen an Zuwendung bekommen.« Gedankenverloren lüpfte Antonin mit der Rechten eine Falte seines Talars, zog sie zwischen den Fingern der anderen Hand hindurch und verpasste ihr so einen langen Kniff. Als er den Stoff wieder losließ, sah er Brunetti an und sagte: »Deine Mutter hatte Glück, dass immer noch so viele Menschen voller Liebe und Zuneigung um sie waren.«
    Brunetti zuckte nur die Achseln. Seine Mutter hatte das Glück schon vor vielen Jahren verlassen.
    »Warum bist du gekommen?«, sagte er und schob die Anrede »Antonin« nach, weil er spürte, wie schroff seine Frage geklungen hatte.
    »Wegen einem meiner

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