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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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würde er mich niemals feuern.« Ihre Stimme hatte völlig den gewohnt scherzhaften Ton verloren und klang mit einem Mal ganz fremd.
    »Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen, Commissario«, fuhr sie, nun wieder auf ihre vertraut liebenswürdige Art fort, »so war heute Vormittag außer Ihnen nur noch Scarpa beim Vice-Questore. Und zwar eine ganze Stunde lang.«
    Brunetti entfuhr ein erstauntes »Aha!« Er bedankte sich bei Signorina Elettra, legte auf und machte sich daran, eine Namensliste zu erstellen. Er begann mit dem Besitzer des Rings und der Uhr. Irgendwoher kam ihm der Name Fornari bekannt vor. Brunetti starrte die Wand an und versuchte sich zu erinnern. Die Ehefrau hatte gesagt, er sei in Russland, aber das brachte Brunetti nicht weiter. Was verkaufte Fornari doch gleich wieder? Küchengerätschaften? Nein, Einbauküchen, und die wollte er jetzt nach Russland exportieren. Ja, nun kam er der Erinnerung schon näher: Export, Lizenzen, Guardia di Finanza, Fabriken. Irgendwas mit Geld und ausländischen Geschäftemachern - aber es blieb doch allzu vage, so dass Brunetti schließlich aufgab.
    Er notierte die Namen von Ehefrau, Tochter, Sohn, ja sogar den der Haushaltshilfe, also all der Personen, die sich in der Nacht, als das Mädchen ums Leben gekommen war, in der Wohnung hätten aufhalten können. Nachdem er unten auf die Liste noch die Bezeichnungen zingari, Roma, Sinti und nomadi gesetzt hatte, schob Brunetti seinen Stuhl zurück. Und während sein Blick wieder auf der Wand gegenüber ruhte, stieg das Bild des toten Mädchens vor ihm auf.
    Die Frau im Lager hatte ausgesehen wie Arianas Großmutter, aber dieses zerfurchte, hohlwangige Gesicht gehörte der Mutter eines elf jährigen Kindes. Alle drei Kinder waren unter vierzehn, also noch nicht strafmündig. Im Lager hatte er seltsamerweise gar keine Kinder gesehen, ja nicht einmal Spielzeug oder Fahrräder oder irgendetwas, das inmitten all des Gerümpels zwischen den Wohnwagen auf ihr Vorhandensein hingedeutet hätte. Italienische Kinder waren tagsüber in der Schule, die Zigeunerkinder dagegen gingen, wenn sie nicht im Lager waren, vermutlich ihrer sogenannten Arbeit nach.
    Fornaris Kinder waren um die Zeit bestimmt in der Schule. Zumindest die Tochter, die mit sechzehn sicher noch aufs Gymnasium ging, während der achtzehnjährige Sohn vielleicht schon studierte. Brunetti griff abermals zum Telefon und wählte noch einmal Signorina Elettras Nummer. »Ich möchte Sie um noch einen Gefallen bitten«, sagte er, sobald sie sich gemeldet hatte. »Kommen Sie an die Akten der städtischen Schulen heran?«
    »Bei der Schulaufsichtsbehörde? Ein Kinderspiel«, erwiderte sie.
    »Gut! Fornari hat einen Sohn und eine Tochter. Ludovica ist sechzehn, Matteo achtzehn. Versuchen Sie herauszufinden, ob es über die beiden irgendetwas Wissenswertes gibt.« Er war darauf gefasst, dass ihr diese Vorgabe ein bisschen zu vage sein könnte, aber sie sagte nur: »Geben Sie mir bitte die vollständigen Namen der Eltern?« »Giorgio Fornari und Orsola Vivarini.«
    Beim zweiten Namen entfuhr ihr ein: »Oje, oje!« »Sie kennen sie?«, fragte Brunetti gespannt.
    »Nein, aber ich wüsste wirklich gern, wie eine Frau, die selber schon mit dem Namen Orsola geschlagen ist, ihre Tochter Ludovica taufen kann.« »Eine Freundin meiner Mutter hieß Italia«, sagte er. »Sie kannte auch etliche Benitos, eine Vittoria und sogar eine Addis Abeba.«
    »Andere Zeiten«, meinte sie. »Oder eine andere Generation, die auffallen will um jeden Preis, auch mit den Namen ihrer Kinder.«
    Brunetti, der schon Leute mit Namen wie Tiffany, Hillary und Sharon festgenommen hatte, konnte ihr nur beipflichten. »Meine Frau hat mal gesagt, wenn eines Tages die Hauptfigur einer amerikanischen Seifenoper Pig Shit heißt, dann können wir uns auf eine ganze Generation davon gefasst machen.«
    »Ich glaube, die brasilianischen sind inzwischen beliebter, Signore«, bemerkte sie. »Wie bitte?« »Die Seifenopern.«
    »Ach so«, sagte er, und dann fiel ihm nichts mehr ein. »Ich will sehen, was ich über die Fornari-Sprösslinge raus finden kann«, versprach Signorina Elettra. »Und diese Dottoressa Pitteri rufe ich auch an.« »Vielen Dank, Signorina«, sagte er.
    Brunetti hätte natürlich im Internet über Giorgio Fornari recherchieren können. Aber da er ihn aus dem Winkel seines Gedächtnisses hervorgelockt hatte, wo Klatsch und Tratsch gespeichert waren, würden die Informationen, die er brauchte, wohl kaum in

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