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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Betrugsmanöver ohne die schweigende Duldung, wenn nicht gar Mitwirkung »gewisser Kreise« innerhalb der Stadt gar nicht aufrechterhalten, ja vielleicht nicht einmal organisiert werden könne.
    Unterdessen hatten sie an der Giudecca angelegt, der Schulausflug war zu Ende, und Brunetti verwahrte die Geschichte von Giorgio Fornari, der sich noch ganz altmodisch über unehrliche Machenschaften entrüstete, in seinem Gedächtnis. »Was sagt man dazu!«, wiederholte Brunetti laut.
    Hier wurde er in seinen Betrachtungen durch einen Anruf von Signorina Elettra unterbrochen. »Ich habe einiges über diesen Mutti herausgefunden«, verkündete sie ohne Umschweife. In ihrer Betonung klang der Name wie ein Aufschrei. »Lassen Sie hören«, bat Brunetti.
    »Dass er nie einem kirchlichen Orden angehörte, habe ich Ihnen ja bereits gesagt.«
    »Ja, ich erinnere mich«, bestätigte Brunetti und schob dann das »Aber« nach, das ihr Ton nahe legte.
    »Aber Padre Antonin hatte recht mit seinem Hinweis auf Umbrien. Mutti war zwei Jahre in Assisi. Damals ist er in Franziskanerkutte aufgetreten.« »Und was hat er dort gemacht?«, fragte Brunetti, dem ihre pointierte Formulierung nicht entgangen war. »Ein Wellness-Resort geleitet.«
    »Wellness-Resort?«, echote Brunetti in dem Gefühl, seiner Gegenwart wieder um einen Schritt näher zu kommen. »Eine Einrichtung, in der reiche Leute sich eine Wochenendkur zur Entschlackung gönnten.«
    »Körperlich?« Brunetti dachte an Abano, wo sie ja erst kürzlich gewesen war, vergaß aber auch nicht die Franziskanerkutte. »Und geistig.«
    »Aha«, murmelte Brunetti. »Und weiter?« »Sowohl das Gesundheitsamt als auch die Guardia di Finanza mussten einschreiten und den Laden schließen.« »Und Mutti?«
    »Der war in seiner Eigenschaft als spiritueller Berater natürlich völlig ahnungslos, was die finanzielle Situation betraf.«
    »Und die Bücher?« »Es gab keine.« »Wie ist es ausgegangen?«
    »Er wurde wegen Betrugs verurteilt, kam aber mit einer Geldstrafe davon.« »Und?«
    »Und hat sich offenbar nach Venedig abgesetzt.« »Interessant«, sagte Brunetti. Einer spontanen Eingebung folgend fuhr er fort: »Rufen Sie doch bitte bei der Guardia di Finanza an. Lassen Sie sich mit Capitano Zeccardi verbinden und wiederholen Sie ihm alles, was Sie mir gerade erzählt haben. Vielleicht zahlt es sich aus, wenn er diesen Mutti mal gründlich durchleuchtet.«
    »In Ordnung. Ist das alles, Commissario?«
    »Ja«, antwortete Brunetti, nur um sich gleich darauf zu korrigieren: »Nein, richten Sie dem Capitano aus, das sei mein Dank für die Fahrt in der Lagune, die er mir spendiert hat. Er weiß schon, was damit gemeint ist.«
    Beim Abendessen war er vielleicht nicht so gesprächig wie sonst, was aber niemandem auffiel, weil die übrige Familie sich eine heiße Diskussion über die Straßenkämpfe in Neapel lieferte.
    »Heute sind zwei Mann erschossen worden.« Raffi langte nach der Schüssel mit mate can melanzane e ricotta. »Da unten geht's zu wie im Wilden Westen. Du setzt den Fuß vor die Tür, weil du an der Ecke einen Liter Milch holen willst, und Zacchete! - schon bläst dir einer den Schädel weg.«
    In dem Tonfall, mit dem sie jugendlichen Überschwang zu dämpfen pflegte, warf Paola ein: »In Neapel besorgt man sich im Laden an der Ecke wohl eher Kokain.« Worauf sie sich übergangslos an Chiara wandte: »Möchtest du noch Pasta, Schatz?«
    Chiara nickte, dann fragte sie ihren Vater: »Es sind aber doch nicht alle so, oder?«
    »Nein.« Notgedrungen schlüpfte Brunetti in die Rolle des Polizisten, der über Informationen aus erster Hand verfügt. »Deine Mutter übertreibt mal wieder.«
    »Unsere Lehrer sagen«, verkündete Chiara, »dass Polizei und Regierung die Mafia vereint bekämpfen.« Ein Satz, der in Brunettis Ohren wie auswendig gelernt klang.
    »Und wie lange dauert dieser Kampf nun schon? Frag sie das mal, wenn einer von ihnen nächstens wieder solchen Unsinn verzapf!:«, empfahl Paola, die als Mutter erneut ihr Bestes getan hatte, um das Vertrauen der Kinder in ihre Lehrer zu fördern, von der Regierung ganz zu schweigen.
    Brunetti wollte widersprechen, aber sie schnitt ihm das Wort ab. »Kannst du mir einen Krieg nennen, der sechzig Jahre gedauert hat? In Europa? So lange ziehen wir schon gegen die Mafia zu Felde, die uns nach dem Zweiten Weltkrieg die Amerikaner eingeschleppt haben, als Geheimwaffe im Kampf« - und hier gab sie ihrer Stimme jenen salbungsvollen Ton, mit dem

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