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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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getan hatte, sein Sohn ebenso wenig, und die Tochter kommt nur zwei- oder dreimal im Jahr nach Hause.« Er ließ Brunetti Zeit, das zu verarbeiten, und fügte dann hinzu: »Ranzato hat mir gesagt, sie wüssten nichts, und ich habe ihm geglaubt. Ich glaube ihm immer noch.«
    »Wann haben Sie mit ihm gesprochen?«, fragte Brunetti. »Das letzte Mal, meine ich.«
    Guarino sah ihm direkt ins Gesicht. »Einen Tag bevor er starb. Bevor er ermordet wurde.«
    »Und?«
    »Und da sagte er, er wolle aussteigen, er habe uns bereits genug Informationen gegeben und wolle das nicht weiter machen.«
    Brunetti bemerkte leidenschaftslos: »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, scheint es nicht so, als habe er Ihnen sonderlich viel Informationen zukommen lassen.« Da Guarino so tat, als habe er das nicht gehört, beschloss Brunetti ihm einen Schubs zu geben. »So wie auch Sie mir nicht viel zukommen lassen.«
    Wieder prallten seine Worte an Guarino ab. Brunetti fragte: »Wirkte er nervös?«
    »Nicht mehr als sonst«, antwortete Guarino ruhig und fügte zögernd hinzu: »Er war kein mutiger Mensch.«
    »Das sind nur wenige von uns.«
    Guarino sah ihn scharf an und verwarf den Gedanken dann wieder. »Das kann ich nicht beurteilen, aber Ranzato war es jedenfalls nicht.«
    »Er hatte auch keinen Anlass, oder?« Brunetti lag daran, nicht nur den Mann, sondern auch seine eigene Feststellung zu verteidigen. »Er steckt bis zum Hals in Schulden. Also mogelt er bei der Steuer, was ihn zwingt, etwas Gesetzwidriges zu tun; dann erwischt ihn die Finanza, die ihn den Carabinieri übergibt, und die zwingen ihn, etwas Gefährliches zu tun. Mut war das Letzte, was er brauchte.«
    »Sie haben viel Verständnis für ihn«, sagte Guarino, und es klang wie ein Vorwurf.
    Diesmal war es Brunetti, der nur schweigend mit den Achseln zuckte.

4
    K onfrontiert mit Brunettis Schweigen, wechselte Guarino das Thema. »Wie gesagt. Ich bin nicht befugt, Ihnen Näheres über die Art der Fracht zu sagen«, erklärte er ziemlich schroff.
    Brunetti verkniff sich die Bemerkung, dass Guarino dies seit Beginn ihres Gesprächs mit jedem Wort klargemacht habe. Er wandte sich von ihm ab und starrte aus dem Fenster. Guarino unternahm vorerst nichts, um das gemeinsame Schweigen zu brechen. Brunetti ließ die ganze Unterhaltung noch einmal an sich vorbeiziehen und fand sie insgesamt sehr unerfreulich.
    Das Schweigen zog sich hin, aber das schien Guarino nichts auszumachen. Als es sich für Brunetti zu lange ausdehnte, nahm er die Füße von der Schublade und stellte sie auf den Boden. Er beugte sich zu seinem Gegenüber auf der anderen Seite seines Schreibtischs vor. »Haben Sie oft mit Dummköpfen zu tun, Filippo?«
    »Mit Dummköpfen?«
    »Dummköpfen. Begriffsstutzigen.«
    Guarino starrte Brunetti irritiert an, aber der lächelte nur höflich und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder der Aussicht hinter dem Fenster zu.
    Schließlich sagte Guarino: »Ich glaube schon.«
    Darauf Brunetti in liebenswürdigem Ton, aber ohne zu lächeln: »Nach einer Weile muss das zur Gewohnheit werden.«
    »Zu glauben, dass man nur von Dummköpfen umgeben ist?«
    »So etwas in der Richtung, ja, oder zumindest sich so zu verhalten, als ob dem so wäre.«
    Guarino dachte nach. »Ja, verstehe. Und ich habe Sie beleidigt?«
    Brunettis Augenbrauen hoben und senkten sich wie von alleine; seine rechte Hand beschrieb einen kleinen Bogen.
    »Aha«, sagte Guarino und verstummte.
    Die beiden Männer verbrachten etliche Minuten in geselligem Schweigen, bis Guarino endlich sagte: »Ich arbeite wirklich für Patta.« Da Brunetti nicht reagierte, fügte er hinzu: »Also, für meinen Patta. Und der hat mich nicht autorisiert, irgendjemandem zu erzählen, was wir machen.«
    Von mangelnder Befugnis hatte Brunetti sich noch nie behindern lassen, daher meinte er nur ausgesucht höflich: »Dann können Sie jetzt gehen.«
    »Was?«
    »Sie können gehen«, wiederholte Brunetti und zeigte freundlich Richtung Tür. »Und ich mache mich wieder an die Arbeit. Die sich aus den von mir bereits erwähnten verwaltungstechnischen Gründen nicht auf Ermittlungen in der Mordsache Ranzato erstreckt.« Als Guarino sitzen blieb, sagte Brunetti: »Es war sehr interessant, Ihnen zuzuhören, aber ich habe keinerlei Informationen für Sie, und ich wüsste auch nicht, warum ich Ihnen helfen sollte, das herauszufinden, was Sie vielleicht in Wahrheit wissen wollen.«
    Hätte Brunetti ihm eine Ohrfeige gegeben, Guarino hätte nicht

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