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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Griffoni sachlich. Sie schüttelte den Kopf und fragte Brunetti: »Gehen wir der Sache nach, oder sind die Carabinieri zuständig?«
    »Offiziell schon«, antwortete Brunetti. »Aber wenn wir diesen Mann suchen, sind wir zwangsläufig auch dabei.«
    »Muss der Vice-Questore das genehmigen?«, fragte Griffoni wie nebenbei.
    Bevor Brunetti antworten konnte, kam Signorina Elettra herein. Sie grüßte Brunetti, schenkte Vianello ein Lächeln und nickte Griffoni zu. Brunetti musste an eine Romangestalt bei Dickens denken, die Paola oft erwähnte und von der es hieß, sie pflege eine Situation danach zu beurteilen, »woher der Wind weht«. Aus Norden, vermutete Brunetti.
    »Ich habe mit einem der dort ansässigen Ärzte gesprochen, Commissario«, sagte sie in distanziertem Ton. »Aber ihm fällt niemand ein. Er will seinen Kollegen fragen, wenn er ihn sieht.« Wie gut, dachte er, dass sie in all diesen Jahren immer bei dem förmlichen Sie geblieben waren: Für einen so kühlen Wortwechsel war es genau das Richtige.
    »Danke, Signorina. Berichten Sie mir, wenn er was für Sie hat«, sagte Brunetti.
    Sie schaute nachdenklich in die Runde und antwortete: »Selbstverständlich, Commissario. Hoffentlich habe ich nichts übersehen.« Sie warf Commissario Griffoni einen Blick zu, als solle die es nur wagen, ihr irgendein Versäumnis zu unterstellen.
    »Danke, Signorina«, beschied Brunetti sie mit einem Lächeln. Dann wandte er sich dem neuen Kalender auf seinem Schreibtisch zu und wartete auf das Geräusch ihrer Schritte, während sie zur Tür ging, dann auf das Geräusch, mit dem die Tür ins Schloss fiel.
    Als er den Kopf hob, sah er gerade noch den komplizenhaften Blick, den Griffoni und Vianello austauschten. Griffoni erhob sich. »Ich mache mich wieder an die Arbeit. Der Flughafen wartet.« Bevor einer der beiden etwas fragen konnte, sagte sie: »Der Fall, nicht der Flughafen selbst.«
    »Die Kofferdiebe?«, fragte Brunetti, der früher damit betraut gewesen war, mit einem müden Seufzer.
    »Was diese Leute einem erzählen, kommt einem vor wie Elvis' größte Hits. Man hat das alles schon tausendmal gehört, gesungen von ihm selbst und von anderen, und es hängt einem zum Hals heraus«, sagte sie erschöpft. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und fügte hinzu: »Aber man weiß, man kommt nicht darum herum.«
    Als sie gegangen war, spürte Brunetti erst, wie anstrengend der Tag gewesen war, obwohl er im Grunde nur anderen zugehört und selbst kaum etwas getan hatte. Er sagte zu Vianello, es sei eigentlich schon Zeit, Feierabend zu machen. Vianello fand den Vorschlag ausgezeichnet und erhob sich mit einem Blick auf seine Uhr. Als auch der Ispettore gegangen war, beschloss Brunetti, noch schnell am Computer im Bereitschaftsraum nachzusehen, wie viel er selbst über Cataldo herausfinden konnte. Die Beamten dort waren seine Besuche gewohnt und sorgten immer dafür, dass einer der Jüngeren im Raum blieb, solange der Commissario da war. Diesmal jedoch erwies sich die Suche als einfach, und bald hatte er eine Reihe von Links zu Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln zusammen.
    Nur aus wenigen erfuhr er mehr, als er bereits vom Conte erfahren hatte. In einer alten Ausgabe von Chi fand er ein Foto, das Cataldo Arm in Arm mit Franca Marinello zeigte, aufgenommen vor der Hochzeit. Die beiden standen auf einer Terrasse oder einem Balkon, mit dem Rücken zum Meer: Cataldo untersetzt und ernst in einem hellgrauen Leinenanzug. Sie strahlend glücklich in weißen Hosen und kurzärmeligem schwarzem T-Shirt. Selbst auf dem Bildschirm konnte Brunetti gut erkennen, wie reizend sie damals gewesen war: etwa Ende zwanzig, blond, größer als ihr künftiger Ehemann. Ihr Gesicht wirkte - Brunetti musste kurz nachdenken, bevor ihm das richtige Wort einfiel -, es wirkte unkompliziert. Ihr Lächeln war bescheiden, ihre Züge regelmäßig, ihre Augen blau wie das Meer hinter ihnen. »Hübsches Ding«, murmelte er. Er tippte auf eine Taste, um den Artikel weiter nach unten zu bewegen, und der Bildschirm wurde leer.
    Jetzt stand es für ihn fest: Er brauchte unbedingt einen eigenen Computer. Er erhob sich, erklärte dem Nächstbesten, mit der Maschine stimme etwas nicht, und ging nach Hause.

8
    A m nächsten Morgen rief Brunetti vom Büro aus die Carabinieri in Marghera an und erfuhr, Maggior Guarino sei nicht da und werde erst Ende der Woche zurückerwartet. Also schlug er sich Guarino vorläufig aus dem Kopf und dachte noch einmal darüber nach,

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