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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Bett sein und andere Dinge tun. Aber sie waren hier und schauten zu, wie kleine Kugeln und Stückchen Papier und weiße Würfel sich aneigneten, wofür sie wochenlang, vielleicht jahrelang gearbeitet hatten. »Du hast recht«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich habe dir versprochen, dass wir uns amüsieren, und jetzt stehen wir hier herum.«
    Er spürte eher, als er es sah, wie sie mit den Schultern zuckte.
    »Ich werde jetzt den Direktor aufsuchen und ihm das Bild zeigen, vielleicht erkennt er den Mann. Möchtest du mitkommen oder lieber hier warten?«
    Statt zu antworten, drehte sie sich um und ging auf die Tür zu, die zur Treppe führte. Er folgte ihr. Unten setzte sie sich auf eine Bank gegenüber dem Büro des Direktors, klappte ihre Handtasche auf, nahm ein Buch und ihre Brille heraus und begann zu lesen.
    Brunetti klopfte an, aber niemand antwortete. Er ging zur Rezeption und sagte, er wolle den Chef der Security sprechen; man telefonierte unauffällig, und gleich darauf erschien er. Claudio Vasco war ein großer Mann, ein paar Jahre jünger als Brunetti; sein Smoking war so elegant, dass man beinahe denken konnte, er habe denselben Schneider wie Commissario Griffoni. Er war als Ersatz für einen der damals Verhafteten angestellt worden. Als Brunetti seinen Namen nannte, schüttelte der Mann ihm lächelnd die Hand.
    Vasco führte ihn an Paola vorbei, die nicht von ihrem Buch aufblickte, den Gang hinunter zum Büro des Direktors. Ohne erst Platz zu nehmen, nahm er sich gleich das Foto vor, und Brunetti, der ihn beobachtete, konnte förmlich zusehen, wie der andere mit geistigen Fingern eine Kartei mit Gesichtern durchblätterte. Vasco ließ die Hand mit dem Foto sinken und sah Brunetti an. »Stimmt es, dass Sie die beiden da oben verhaftet haben?«, fragte er und hob die Augen zur Decke, über der die beiden Croupiers bei der Arbeit waren.
    »Ja«, antwortete Brunetti.
    Vasco gab ihm lächelnd das Foto zurück.
    »Dann bin ich Ihnen einen Gefallen schuldig. Hoffentlich haben Sie den beiden genug Angst gemacht, dass sie mal für eine Weile ehrlich sind.«
    »Nicht auf Dauer?«
    Vasco sah ihn an, als habe er das in der Sprache der Vögel gesagt. »Die? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich ein neues System ausdenken oder einer von ihnen Urlaub auf den Seychellen machen will. Wir behalten diese Leute schärfer im Auge als unsere Kunden«, sagte er müde. Er wies auf das Foto und sagte: »Er war ein paar Mal hier, einmal zusammen mit einem anderen. Der Mann ist etwa dreißig, etwas kleiner als Sie und schlanker.«
    »Und der andere?«, fragte Brunetti.
    »An den erinnere ich mich nicht so gut«, sagte Vasco. »Ich hatte mich ganz auf den hier konzentriert«, sagte er und schnippte mit zwei Fingern der linken Hand an das Foto.
    Brunetti zog eine Augenbraue hoch, aber Vasco sagte nur: »Genaueres erzähle ich Ihnen, wenn ich die Anmeldung gefunden habe.« Brunetti wusste, dass über jeden Besucher des Kasinos Buch geführt wurde, aber er hatte keine Ahnung, wie lange diese Aufzeichnungen aufbewahrt werden mussten.
    »Wie gesagt, ich bin Ihnen einen Gefallen schuldig, Commissario.« Er ging zur Tür, drehte sich um und fügte hinzu: »Und selbst wenn es nicht so wäre, würde ich Ihnen mit Vergnügen helfen, diesen Schweinehund zu finden, besonders wenn ich wüsste, dass ihn das in Schwierigkeiten bringt.« Auf Vascos Gesicht erschien ein Lächeln, das ihn zehn Jahre jünger machte; er ließ die Tür offen und verschwand.
    Durch den Spalt konnte Brunetti Paola sehen, die weder vorhin aufgeblickt hatte noch jetzt bei Vascos Abgang. Er trat auf den Gang hinaus und setzte sich neben sie. »Was liest du da, Schätzchen?«, fragte er mit tiefer Stimme.
    Sie schlug unbeeindruckt eine Seite um.
    Er rückte näher und schob seinen Kopf zwischen sie und das Buch. »Wie war das doch gleich: Prinzessin...?«
    »Casamassima«, sagte sie und rutschte von ihm weg.
    »Ist es gut?«, fragte er und rutschte ihr nach.
    »Spannend«, antwortete sie und wandte sich, da sie am Ende der Bank angekommen war, von ihm ab.
    »Du liest viele Bücher, Engelchen?«, setzte er mit der Reibeisenstimme all der zudringlichen Schwätzer nach, die auf dem Vaporetto die Leute anquatschen.
    »Ich lese viele Bücher, ja«, sagte sie, und dann höflich: »Mein Mann ist Polizist, Sie sollten mich vielleicht besser in Ruhe lassen.« »Du musst nicht gleich so unfreundlich werden, Engelchen«, jammerte er.
    »Das weiß ich. Aber ich

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