Brunftzeit
den Klängen von Lionel Ritchies »All Night Long« – kurz gesagt: Es war zauberhaft. Ab etwa drei Uhr nachmittags wurden alkoholische Getränke serviert – es war also ausreichend Zeit für Höhenflüge.
Leider gab es ein Problem: einen Mangel an Single-Frauen. Womit die gesamte Romantik im Eimer war. Zumindest für mich.
Beim Abendessen saß ich zwischen zwei Frauen, die auf der anderen Seite jeweils von ihren Partnern flankiert wurden; neben diesen saßen wiederum ein verheiratetes, respektive ein verlobtes Paar. Die Verlobten hatten sich ein paar Wochen nicht gesehen und knutschten sich verständlicherweise den ganzen Abend ab, was ich im Übrigen absolut nicht deprimierend fand. Kein bisschen. Ehrlich nicht.
Na gut, am liebsten hätte ich ihnen ein Glas Wein über den Kopf geschüttet, aber es gelang mir, mich zu beherrschen.
Glücklicherweise war die Frau zu meiner Linken eine sehr angenehme Gesprächspartnerin, und wir redeten über Gott und die Welt. Unter anderem auch darüber, dass ihr Ehemann und ich die gleiche Schule besucht hatten. Das Gespräch fand allerdings ein jähes Ende, als meine Freunde am Nachbartisch (wo übrigens fünf Paare saßen) unsere angeregte Unterhaltung bemerkten und zu der grundfalschen Schlussfolgerung kamen, die Dame sei solo und Opfer einer meiner Charmeoffensiven.
Sie taten das, was jeder fürsorgliche, nette und hilfsbereite Freundeskreis in einer solchen Situation tun sollte: Sie glänzten durch unqualifizierte Zwischenrufe.
»Nun, Humf, kommst du voran?«, rief mein Freund Josh mehrfach.
Nein, Josh, dachte ich. Ich komme nicht voran, weil ich nicht einmal im Rennen bin. Aber es wurde noch schlimmer.
»Hat er schon Französisch mit Ihnen gesprochen?«, kreischte Nick.
Nein, auch das hatte ich nicht getan, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil es sich bei der Dame zufällig um eine Französin handelte (ich spreche zwar Französisch, aber nicht so fließend, dass ich sie hätte beeindrucken können). Außerdem war sie ja, wie bereits erwähnt, verheiratet. Schließlich bat ich sie, ihre Hand mit dem Ring hochzuhalten, um die Bande zum Schweigen zu bringen.
Abgesehen vom peinlichen Verhalten meiner sogenannten Freunde war es ein schöner Tag. Ich konnte meinem Single-Dasein sogar einen positiven Aspekt abringen: Im Gegensatz zu den anwesenden Paaren wurde ich nämlich nicht ständig gefragt, wann es denn bei mir so weit wäre.
Bei dieser Hochzeit erlebte ich den Vorteil, nicht permanent unter Druck gesetzt zu werden.
Allerdings habe ich auch niemanden kennengelernt, den ich gern geheiratet hätte.
----
Single-Geheimnis
In der Phase des ersten Kennenlernens sind Single-Männer nicht sonderlich kompliziert, weil ihr Selbstvertrauen nicht durchgängig stark ist. Wenn Sie dazu beitragen, dass ein Mann sich gut fühlt, ist das bereits die halbe Miete.
----
Die Kunst weiblichen Flirtens (Negativbeispiel)
Wir haben bereits festgestellt, dass Frauen einen Flirt so übertreiben können, dass ein Mann lieber das Weite sucht. Natürlich können sie es auch untertreiben, also so wenig Initiative ergreifen, dass ein Mann den Weg von Punkt A nach Punkt B gar nicht erst antritt.
An der Universität zum Beispiel lief eine Frau herum, auf die ich große Stücke hielt. Sie war witzig, wir lachten viel und waren gute Freunde. Wir besuchten gemeinsam Vorlesungen und gingen zusammen aus, obwohl wir nicht viele gemeinsame Freunde hatten (sie war ein echtes Londoner Mädchen und damit so unendlich viel cooler als ich, der ich aus dem beschaulichen, kleinen Cambridge stammte).
Obendrein war sie äußerst attraktiv. Trotzdem hegte ich keinerlei Ambitionen, nicht nur, weil sie so viel cooler war, sondern weil ich seit dem Beginn unserer Freundschaft von ihrer Vorliebe für schwarze Männer wusste. Damals dachte ich kurz: »Schade!«, aber von diesem Augenblick an sah ich in ihr nie etwas anderes als eine gute Freundin. Die Vorstellung einer romantischen Liaison kam mir nicht einmal in denSinn, geschweige denn, dass ihr Fehlen mich belastete, denn ich wusste vom ersten Tag an, dass nichts dergleichen jemals geschehen würde. Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass selbst Brad Pitt bei ihr keine Chance hätte.
Im Verlauf der Jahre verbrachten wir immer weniger Zeit miteinander, und nach dem Examen verloren wir den Kontakt vollständig. Einige Jahre später lief mir eine ihrer Freundinnen über den Weg, die ich ewig nicht gesehen hatte. Ich fragte nach meiner Bekannten, woraufhin
Weitere Kostenlose Bücher