Bruno Chef de police
großen blauen Flaschen mit Gas versorgt wurde, die Jean-Louis in seiner Tankstelle verkaufte. Er hatte einen Gaskocher, einen Kühlschrank, fließendes kaltes und heißes Wasser, einen Holzfußboden und jede Menge Schulden beim
Bricomarché,
die er über die nächsten zwei Jahre abstottern würde.
Im Büro des Bürgermeisters unterschrieb er in Anwesenheit des Notars den Kaufvertrag. Von seiner Abfindung war genügend übriggeblieben, um die Grundsteuer zu bezahlen. Er schaffte sich einen guten Herd an, kaufte ein Lamm und hundert Liter Bergerac-Wein für die Einweihungsparty. Er richtete auf dem Hof eine Feuerstelle ein, über der das Lamm gebraten werden konnte, lieh sich vom Tennisclub einen riesigen Emailletopf für sein
couscous
und vom Rugbyclub Tische und Bänke, um all seine neuen Freunde bewirten zu können. Stolz zeigte er ihnen sein Anwesen ... und wurde ein angesehener Bürger der Gemeinde.
Mit so vielen Geschenken hatte er nicht im Traum gerechnet. Seine Kollegen von der
mairie
hatten zusammengelegt und ihm eine Waschmaschine gekauft, Jo brachte ihm einen Hahn und ein halbes Dutzend Hühner, und es schien, als wäre er von allen Hausfrauen der Stadt mit selbstgemachten Marmeladen, eingemachtem Gemüse, Salamis und
rillettes
bedacht worden. Offiziell war zwar in Saint-Denis ein ganzes Jahr lang kein Schwein geschlachtet worden; trotzdem landeten Teile davon in Brunos Vorratskammer. Der Tennisclub versorgte ihn mit Besteck, und der Rugbyclub steuerte Geschirr bei. Die Angestellten der Klinik schenkten ihm für sein Badezimmer einen Spiegel und Erste-Hilfe-Utensilien, die für eine kleine chirurgische Station ausgereicht hätten. Die dicke Jeanne vom Markt kam mit Wein- und Wassergläsern, die sie auf dem Flohmarkt erstanden hatte, und sogar das Personal des
Bricomarché
ließ sich nicht lumpen und stattete ihn mit Kochtöpfen aus. Michel und seine Kollegen vom Tiefbauamt schenkten ihm ausgemusterte Schaufeln und Gartengeräte, die Gendarmen ein großes Radio und die Feuerwehrleute eine Flinte samt Jagdlizenz. Die
minimes,
denen er Tennis beziehungsweise Rugby beibrachte, hatten ihre Sparschweine geschlachtet und ihm einen jungen Apfelbaum gekauft. Und jeder Gast seiner Einweihungsparty brachte eine gute Flasche für seinen Weinkeller mit, den er zusammen mit Jo angelegt hatte.
Bruno fühlte sich verpflichtet, mit allen anzustoßen, so dass er sich am Ende des Abends nicht mehr auf den Beinen halten konnte und am Tisch einschlief. Es dämmerte schon, als ihn seine Freunde ins Haus trugen, ihm die Schuhe auszogen und ihn mit der Steppdecke zudeckten, die die Frauen der Feuerwehrleute genäht hatten.
Und da war noch ein Geschenk. Es lag eingerollt und friedlich schlafend auf ausgebreitetem Zeitungspapier, und als Bruno mit schwerem Schädel erwachte, leckte es an seinen Füßen, setzte sich auf seinen Schoß und betrachtete sein neues Herrchen aus intelligenten, bewundernden Augen. Es war das Geschenk des Bürgermeisters und stammte aus dem Wurf seiner Jagdhündin. Bruno taufte den Welpen auf den Namen
Gitan -
Zigeuner -, der aber schon am Ende des ersten Tages auf Gigi verkürzt wurde.
In kurzen Hosen und Sandalen war Bruno gerade dabei, seine jungen Tomatenpflanzen hochzubinden, als er ein Auto kommen hörte und einen der Gäste jener ausgelassenen Nacht von damals darin erkannte. Jetzt aber wirkte Doktor Gelletreau alles andere als gut gelaunt, als er sich aus seinem alten Mercedes hievte, Gigi tätschelte, der auf ihn zugelaufen war, und auf die Terrasse zusteuerte. Bruno wusch sich die Hände unter dem Wasserhahn im Garten und begrüßte seinen unerwarteten Gast.
»Ich habe Sie heute Morgen sprechen wollen«, sagte Bruno, »aber da war niemand zu Hause.«
»Ja, danke. Ich habe Ihre Nachricht an der Tür gefunden. Wir waren in Périgueux, beim Anwalt und später dann auf der Polizeistation«, erklärte der Arzt, der nach einem Rugbyspiel Brunos gebrochene Rippen getapet, eine Grippe behandelt hatte und jedes Jahr sein Gesundheitszeugnis unterschrieb, was bei Brunos guter Konstitution nicht mehr als eine Formalität war. Gelletreau hatte Übergewicht und, seinem ständig geröteten Gesicht nach zu urteilen, einen viel zu hohen Blutdruck, schien aber die guten Ratschläge, die er seinen Patienten mit auf den Weg gab, selbst zu ignorieren. Sein weißes Haar und der dicke Schnauzbart machten ihn so alt, dass man nie auf die Idee gekommen wäre, daß er einen halbwüchsigen Sohn und eine noch
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