Bruno Chef de police
über die Schulter geworfen hatte. In ihren flachen Turnschuhen war sie nur wenig kleiner als er.
»Pate,
Rindersteak, Baguette und Käse«, zählte sie auf und hielt die Einkaufstüte in die Höhe. »Ich weiß von Jean-Jacques, dass Sie so was mögen. Und natürlich Wein. - Ein nettes Hündchen haben Sie da. Ist das der große Jagdhund, von dem Jean-Jacques gesprochen hat?«
»Hat er Sie geschickt?« Isabelle war nicht die erste junge Frau, die mit Essen zu ihm kam, wohl aber die Erste, die uneingeladen aufkreuzte, und altmodisch, wie er war, irritierte ihn ihr Überraschungsbesuch ein wenig. Spontan nahm er sich vor, ihr wie einem Kumpel von der Polizei zu begegnen. Nur gut, dass er keine neugierigen Nachbarn hatte, die sich sofort eine neue Episode der Seifenoper »Wer fängt Bruno?« ausgedacht hätten.
»Nein«, antwortete sie und ging in die Hocke, um sich Gigi zu widmen, der Frauen besonders gern hatte und ganz außer sich war. »Können Bassets wirklich Wildschweine jagen?«
»Angeblich wurden sie dafür gezüchtet, und zwar von Sankt Hubertus persönlich. Sie sind nicht ausgesprochen schnell, dafür aber ausdauernd und jagen das Wildschwein so lange, bis es erschöpft ist. Dann springen zwei Hunde aus dem Rudel vor, verbeißen sich in die Vorderläufe des Wildschweins, um es festzuhalten, bis der Jäger kommt. Aber Gigi brauche ich nur zur Schnepfenjagd, er ist überhaupt nicht bissig.«
»Apropos Jean-Jacques, er will, dass ich Sie auf dem Laufenden halte«, sagte Isabelle. »Die Ermittlungen werden jetzt von Périgueux aus geführt. Ich soll hier als Einzige weiter vor Ort recherchieren und bin einfach nur gekommen, weil ich mich gelangweilt habe. Was Sie gerne essen, hat mir Jean-Jacques irgendwann einmal gesagt, aber ich hätte es mir auch so denken können.«
»Tja, ich bin neugierig und freue mich über Ihren Besuch. Übrigens Glückwunsch, dass Sie mein Haus gefunden haben.«
»Das war nicht schwer«, sagte sie. »Ich brauchte bloß die Frau im Zeitungsladen zu fragen, als ich bei ihr meine
Le Monde
gekauft habe. Darin steht übrigens eine kleine Meldung über unseren Mord mit Spekulationen über fremdenfeindliche Motive und eine Beteiligung des
Front National.
Vermutlich wird spätestens Montag die Hälfte aller Journalisten in Saint-Denis sein.«
Und über Dominique aus dem Zeitungsladen würde sich jetzt in der ganzen Stadt herumsprechen, dass Bruno eine neue Freundin habe. Er nahm sich vor, Isabelle beizeiten zu verabschieden, weil er wusste, dass man unten an der Straße aufpassen würde, wann sie zurückkäme.
»Er heißt Gigi«, sagte Bruno, als sich sein Hund auf den Rücken legte und seinen Bauch präsentierte, um völlige Unterwerfung zu signalisieren.
»Kurz für
gitan -
Zigeuner. Auch das weiß ich von Jean-Jacques. Er sieht sich als Ihr Freund und hat mir während unserer ersten Fahrt hierher viel von Ihnen erzählt.«
»Ein guter Polizist«, bemerkte Bruno. »Setzen Sie sich, und geben Sie mir die Tüte. Ich hole uns was zu trinken.«
»Für mich einen kleinen Ricard, mit viel Wasser, bitte. Übrigens, darf ich mir mal Ihr Haus ansehen? Jean-Jacques sagt, Sie wären in der Armee Pionier gewesen und hätten hier alles selbst gemacht.«
Anscheinend gab sie sich große Mühe, ihm zu gefallen, dachte Bruno. Lächelnd lud er sie ein, mit ihm ins Haus zu gehen. Er zeigte ihr das Wohnzimmer mit dem großen Kamin, den er im letzten Winter gemauert hatte, und die Küche, wo er die Drinks mixte, während sie an der Theke lehnte, wo er gewöhnlich seine einsamen Mahlzeiten zu sich nahm. Er stellte zwei hohe Gläser zurecht, schenkte genau vier Zentimeter Ricard ein, gab einen Eiswürfel dazu und füllte mit kaltem Wasser aus dem Kühlschrank auf. Er gab ihr ein Glas, prostete ihr zu und nahm einen Schluck, bevor er sich an die Arbeit machte.
Er packte das Fleisch aus und rührte auf die Schnelle eine Marinade aus Rotwein, Senf, Knoblauchsalz und Pfeffer zusammen. Dann bearbeitete er die Steaks mit der flachen Seite eines Fleischerbeils, bis sie so dünn waren, wie er es gern hatte, und legte sie in die Marinade.
»Haben Sie Ihren eigenen Brunnen?«, wollte sie wissen.
»Wir haben eine elektrische Pumpe eingebaut, die das Wasser in einen Tank pumpt. Ich sage >wir<, weil meine Freunde im Ort das meiste gemacht haben. Fundamente, Klempnerarbeiten, Elektrizität. Ich war nur der Handlanger. Gehen wir weiter. Hier ist nicht viel zu sehen.«
Er zeigte ihr die Abstellkammer neben der
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