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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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obwohl ihn der Bürgermeister schon mehrmals darum gebeten hatte, sich als Kandidat seiner Fraktion um einen Sitz im Rat zu bewerben. Nachdem Dougal sein kleines Bauunternehmen in Glasgow verkauft und seinen Altersruhesitz in Saint-Denis eingerichtet hatte, war ihm bald langweilig geworden, und so hatte er eine Agentur gegründet, die sich »Reizvolle Dordogne« nannte und darauf spezialisiert war, während der Hauptsaison Häuser und auch bescheidenere Unterkünfte, sogenannte
gîtes,
an Touristen zu vermieten. Mit ihm kooperierten zahlreiche zugereiste Anwohner, die, wenn sie im Juli oder August selbst Urlaub machten, ihre Unterkünfte Dougals Touristen zur Verfügung stellten und damit einen hübschen Nebenverdienst kassierten. Da er jede Menge Handwerker, Putzfrauen, Gärtner und Wartungspersonal für Swimmingpools beschäftigte, war Dougal einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Auch Bruno fand, dass es bei so vielen Gästen aus dem Ausland sinnvoll wäre, ein Mitglied im Stadtrat zu haben, das vermittelnd wirken konnte. Doch Dougal war für ein solches Amt nicht zu gewinnen und redete sich damit heraus, dass er zu beschäftigt sei und nicht gut genug Französisch spreche. Diesmal aber saß er zusammen mit einer Delegation örtlicher Geschäftsleute in der Ratsversammlung und beschwerte sich empört und in einem durchaus verständlichen Französisch über die ungünstigen Fernsehnachrichten vom Vorabend.
    »Ich hatte heute nicht weniger als drei Absagen von Stammkunden und fürchte, dass es dabei nicht bleiben wird«, schimpfte er. »Die schlimmen Vorfälle hier haben es bis in die englische Presse geschafft - seht euch das an.«
    Er warf einen Stapel Zeitungen auf den Tisch. Alle hatten bereits die Fotos der Krawalle auf dem Platz und die Schlagzeilen gesehen. Bruno verzog das Gesicht, als Dougal die jüngste Ausgabe der
Sud-Ouest
mit Brunos Foto auf der ersten Seite in die Höhe hielt. Er war darauf mit ausgebreiteten Armen zu sehen, wie er sich schützend vor zwei Frauen stellte, die von Schlägern mit Knüppeln bedroht wurden und den Kopf eingezogen hatten. In der Schlagzeile darüber hieß es: »Saint-Denis - an vorderster Front.« Die Aufnahme war in dem Moment gemacht worden, als Bruno Pamela, Christine und den anderen Frauen zu Hilfe geeilt und dann selbst von einem Schlag getroffen worden war. Isabelle hätte ein besseres Motiv abgegeben, dachte Bruno. Sie war die eigentliche Heldin.
    »Alle Achtung, Bruno, Sie haben sich wacker geschlagen. Aber diese Geschichte ist verdammt schlecht fürs Geschäft«, sagte Dougal. Die anderen stimmten ihm zu. Absagen auf den Campingplätzen und im Hotel; auch die Restaurantbesitzer und der Direktor des Vergnügungsparks machten sich Sorgen.
    »Wie lange werden wir damit noch zu tun haben?«, wollte Jérôme wissen, der einen kleinen Freizeitpark zum Thema >französische Geschichte< unterhielt, wo Jeanne d'Arc zweimal am Tag auf einem Scheiterhaufen den Feuertod erleiden musste und in den Pausen zwischen mittelalterlichen Turnierspielen Königin Marie-Antoinette stündlich enthauptet wurde. »Die Polizei ist aufgerufen, diesem Unwesen ein Ende zu machen und die Drahtzieher zu verhaften. Einfach bloß Verdächtige zu verhören, ohne dass es zu Ergebnissen kommt, heizt die Stimmung zwischen Ultrarechts und -links nur immer weiter an, und das Fernsehen bauscht das Ganze noch auf. Für die kommende Urlaubssaison sehe ich schwarz.«
    »Ja, wir alle sehen das genauso. Aber was schlagen Sie vor?«, fragte der Bürgermeister. »Wir können nicht alle Demonstrationen verbieten. Das wäre ungesetzlich. Wir sind als Stadträte nicht befugt, den Justizbehörden vorzugreifen. Es hat einen schrecklichen Mord mit rassistischem Hintergrund gegeben, und jetzt schlagen die Wellen hoch. Uns ist ein zusätzliches Kontingent an Gendarmen versprochen worden, damit Recht und Ordnung aufrechterhalten bleiben. Wir haben über vierzig Personen verhaftet und werden sie wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung unter Anklage stellen. Von denen sind keine weiteren Unruhen zu befürchten. Zugegeben, die Geschäfte könnten in diesem Jahr besser laufen, aber das gibt sich wieder. Wir müssen jetzt die Zähne zusammenbeißen und abwarten.«
    »Womöglich werde ich nächstes Jahr pleite sein«, jammerte Franc Duhamel, der Pächter des großen Campingplatzes. »Für die Erweiterung und den neuen Swimmingpool habe ich mir eine Stange Geld von der Bank pumpen müssen, und wenn die Gäste

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