Bruno Chef de police
dieser Tage ohnehin nicht gut auf uns zu sprechen ist.«
Ein cleverer Einwand, dachte Bruno. Die Unternehmer waren von der Aussicht auf finanzielle Unterstützung angetan, und die scherzhafte Bemerkung über die beiden Generäle brachte nun alle zum Schmunzeln. Sooft Bruno den Bürgermeister in Aktion beobachtete, hatte er das Gefühl, etwas lernen zu können.
»Liebe Freunde, ich danke Ihnen für Ihr Engagement«, sagte der Bürgermeister und erhob sich von seinem Platz am Kopfende des Tisches. »Wir werden im Rat alle nötigen Weichen stellen, um Hilfe zu erwirken. Und da wir nun alle hier versammelt sind, sollten wir die Gelegenheit nutzen, dem neuen Helden unserer Stadt, unserem
chef de police,
für seinen tüchtigen Einsatz zu danken. Sein Statement vor laufender Kamera hat großen Eindruck gemacht, nicht zuletzt beim Innenminister, der sehr wohl zu schätzen weiß, dass Bruno ihn durch seine Worte aus der Schusslinie genommen hat.«
Bruno errötete leicht, als alle zustimmend mit dem Kopf nickten und einige den Arm ausstreckten, um ihm die Hand zu schütteln. Er rechnete immer noch damit, vom Bürgermeister unter vier Augen dafür gerügt zu werden, dass er ihm vorgeschlagen hatte, Montsouris' Protestmarsch in eine Kundgebung umzuwidmen, durch die die Stadt nun in große Verlegenheit geraten war. Aber fürs Erste schützten ihn seine kleine Ansprache vor den Fernsehkameras und die günstige Presse.
»Ich hätte da noch einen Vorschlag zu machen«, sagte er. »Wie schon Napoleon treffend anmerkte, ist Angriff die beste Verteidigung. Von einem Freund habe ich gehört, dass in den Touristenzentren der Bretagne
marchés nocturnes
abgehalten werden. So etwas könnten wir auch bei uns einführen. Die Sache ist ganz einfach. Wir laden unsere Händler ein, ihre Produkte am späten Abend anzubieten, und zwar solche, die an Ort und Stelle verzehrt werden können.
Pâté
und Käse, Brot und Salate, Früchte, Oliven und Wein. Wir stellen ein paar Tische und Bänke auf und sorgen für Unterhaltung, zum Beispiel mit kleinen Jazzkonzerten. Unsere Gastronomen könnten einfache warme Speisen liefern, zum Beispiel Pommes frites und Würstchen und Pizza. Abends ist bei uns nicht viel los, und viele Touristen, vor allem die Camper, können es sich nicht leisten, jeden Tag ins Restaurant zu gehen. Es wäre für sie ein billiger Abend in der Stadt und gleichzeitig eine neue Einnahmequelle für unsere Geschäftsleute. Die Stadt hätte auch was davon und würde eine kleine Gebühr für jeden Stand erheben. So kämen trotz schlechter Publicity vielleicht wieder mehr Urlauber nach Saint-Denis.«
»Die Idee gefällt mir«, sagte Dougal. »Auf so etwas stehen Touristen. Sie würden nach dem Essen noch ein Glas Wein oder Bier trinken wollen und eine der Bars aufsuchen. Ich könnte in den Häusern, die wir vermieten, Werbung dafür machen.«
»Für Sie mag das ja von Vorteil sein. Ich aber verdiene an Kunden, die auf dem Campingplatz bleiben und dort ihr Geld ausgeben«, grummelte Franc Duhamel. Doch auch Philippe, der Hotelier, zeigte sich begeistert, und überhaupt waren alle froh, für das Wohl der Stadt etwas unternehmen zu können. Entsprechend gut war die Stimmung, als sich die Delegierten schließlich voneinander verabschiedeten.
»Ihrem Vorschlag sei Dank, dass unsere Sitzung doch noch glimpflich verlaufen ist«, sagte der Bürgermeister, als bis auf Bruno alle gegangen waren. »Wie dem auch sei, hätten Sie sich heute nicht eine Auszeit gönnen können? Gestern Abend im Fernsehen sahen Sie ziemlich mitgenommen aus. Das Gesicht voller Blut. Sie haben offenbar gehörig was abbekommen.«
»Sie hätten mal meine Gegner sehen sollen«, antwortete Bruno schmunzelnd und erleichtert darüber, dass er sich keine Zurechtweisung gefallen lassen musste. »Und außerdem muss ich auf dem Rugbyfeld Woche für Woche einiges mehr einstecken.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte der Bürgermeister. »Das haben Sie auch vor der Kamera gesagt, und ganz Frankreich hat's gehört. Wirklich sehr heldenhaft, Bruno. Aber ich habe gesehen, wie Sie verprügelt worden sind, zwar nur von weitem, aber das hat mir schon gereicht. Die Hälfte aller Frauen von Saint-Denis haben mir gesagt, dass Sie sie vor dem Mob gerettet haben. Im Ernst, als ich sah, wie Sie auf der Treppe attackiert wurden, dachte ich schon, es wäre um Sie geschehen.«
»Dann haben Sie auch gesehen, wie meine vortreffliche Kollegin Isabelle Perrault mich herausgehauen hat. Ganz zu schweigen
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