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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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unterhalten Sie sich vielleicht mal vorsorglich mit dem Präfekten. Viel hängt auch von den Aussagen ab, die bei der Polizei gemacht wurden. Darum wäre es nützlich, wenn Sie, der Minister und die Generäle Ihre Sicht der Dinge schon einmal zu Protokoll gäben.«
    Der Bürgermeister nahm einen Stift und ein Blatt Papier von Brunos Schreibtisch und machte sich Notizen.
    »Zuerst müsste geklärt werden, was genau Karim vorgeworfen wird und ob der fn tatsächlich eine Anzeige gemacht hat«, sagte Bruno. »Darum kümmere ich mich.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn uns diese Bande einen Kuhhandel vorschlüge«, bemerkte der Bürgermeister und blickte von seinen Notizen auf. »Sie verzichten auf eine Anzeige, wenn wir sie ungeschoren davonkommen lassen. Es sind Politiker, und es dürfte ihnen kaum ins Konzept passen, dass vierzig militante Sympathisanten wegen Aufruhrs angeklagt werden, schon gar nicht, nachdem sich Mitglieder ihrer Schutztruppe bereits wegen Drogenhandels verantworten müssen.«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht. Das ist mir zu hoch. Mit solchen Mauscheleien hatte ich noch nie zu tun. Ich mache mich jetzt auf den Weg zur Gendarmerie.« Bruno nahm seine Schirmmütze zur Hand und öffnete die Tür.
    »Dann werde ich mal bei Rashida im Café vorbeischauen. Wir sollten auch schnellstens Momu verständigen. Womöglich weiß er noch nichts.«
    »Vergessen wir nicht, dass es für Karim wirklich brenzlig werden könnte«, sagte Bruno vom Treppenabsatz aus. »Im Fall einer Verurteilung verlöre er seine Lizenz; dann müsste er seinen Laden dichtmachen und wäre ein Fall für die Sozialhilfe. Wenn diese Mistkerle tatsächlich einen Kuhhandel vorschlagen, bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf einzugehen.«
     

18
    Immer wenn er die Rue de Paris, die Haupteinkaufsstraße von Saint-Denis, entlangging, versuchte sich Bruno auf das gemächliche Tempo der Kleinstadt einzustellen, egal, wie eilig er es hatte. An diesem Tag aber war es so, dass er ohnehin nur langsam vorankam, denn an jeder Ecke wollte man mit ihm über die Krawalle reden. Die alten Männer, die im
Café de la Renaissance
ihre Wettscheine ausfüllten, schüttelten ihm die Hand und wollten ihn zu einem kleinen Glas Weißwein einladen, was er ausschlagen musste. Die Frauen, die vor der Metzgerei Schlange standen, wollten ihm alle unbedingt einen Kuss auf die Wange drücken und versichern, wie überaus stolz man auf ihn sei. So auch vor der
pâtisserie,
wo Monique darauf bestand, ihm eine
tartelette au citron
zu schenken, sein Lieblingstörtchen. Er ließ es sich im Weitergehen schmecken, schüttelte weitere Hände vor dem Friseurladen und ein paar Meter weiter auch bei Fabiens
Rendez-vous des Chasseurs,
wo Bruno immer die Munition für seine Jagdflinte kaufte.
    Fabien wollte wissen, was er von dem neuen Köder hielt, der die Fische an jene heikle Uferstelle am Fluss locken sollte, wo es nur den geschicktesten Fliegenfischern gelang, die Schnur auszuwerfen, ohne dass der Haken zwischen Zweigen oder Felsen hängenblieb. Jean-Pierre schraubte vor seiner Werkstatt an einem Fahrrad herum und hob eine ölverschmierte Hand zum Gruß, worauf der alte Schuster Bachelot auf die Straße gelaufen kam - noch mit Stiffen zwischen den Lippen und einem Hammer in der Hand -, um Bruno auf die Schulter zu klopfen. Pascal trat vor die Tür seines Zeitungslädchens, erkundigte sich, ob Bruno denn auch schon die jüngsten Presseberichte gelesen habe, und berichtete von drei kleinen Jungen, die unabhängig voneinander Einklebehefte gekauft hatten, um darin die Heldentaten ihres berühmten Polizisten zu dokumentieren.
    Auch am Blumenladen und an Colettes chemischer Reinigung kam er nicht vorbei, ohne Glückwünsche entgegenzunehmen. Als er schließlich den Platz vor der Gendarmerie erreichte und die beiden Rugbystürmer grüßte, die in der
Bar des Amateurs
seit neuestem einen Mittagstisch eingerichtet hatten und ihm unbedingt ein Bier spendieren wollten - »bloß ein kleines, Bruno« -, hatte er endlich zum vertrauten Trott der Kleinstadt und ihrer Bürger zurückgefunden.
    An der Anmeldung in der Gendarmerie saß Francine. Sie wohnte schon lange genug in Saint-Denis, um zu wissen, dass Karim als Star der Rugbymannschaft besonders wichtig für die Stadt und Bruno seinetwegen gekommen war. Nach einem Begrüßungskuss auf beide Wangen kullerte sie mit den Augen und deutete mit dem Daumen auf die verschlossene Tür zu
Capitaine
Durocs Büro. Dann winkte sie Bruno zu

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