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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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eine dunkeläugige Brünette, wie er sie mochte, obendrein sehr lebhaft und hochintelligent, was er zu schätzen wusste. Pamela war anders, vielleicht nicht schön im herkömmlichen Sinn, aber durchaus attraktiv. Ihre straffe, aufrechte Haltung und die kräftige Nase wirkten typisch englisch, und ihre Ausstrahlung hatte, wie er fand, etwas Besonderes. Sie war eine selbstbewusste und ganz und gar außergewöhnliche Frau. Und eine hervorragende Köchin. Was würde er den beiden vorsetzen können? Von der hiesigen Küche hatten sie gewiss genug, und er sowieso. Eine
tourain-Suppe,
Stopfleber oder all die verschiedenen Entengerichte kamen also nicht in Frage. Er hatte aber noch ein paar in Öl eingelegte Trüffeln, so dass er ein leckeres Risotto mit Pilzen und Trüffeln zubereiten könnte. Die beiden Frauen stünden dann neben ihm in der Küche, während er mit dem Kochlöffel rührte und - das vibrierende Handy riss ihn aus seinen Gedanken. »Bruno, ich bin's noch mal, Jean-Luc. Ich habe mit Jacques gesprochen. Er ist tatsächlich auf der Brücke und sagt, dass Duroc wieder an der Kreuzung nach Les Eyzies steht. Anscheinend macht er da fette Beute. Wo bist du jetzt? Oben in der Nähe der Höhle? Du könntest den direkten Weg über die Brücke nehmen. Jacques kennt deinen Wagen und wird dich durchwinken. Oder du nimmst einen Umweg in Kauf und fährst am Wasserturm vorbei. Bist du allein oder mit den Kumpels unterwegs?«
    »Ich bin allein, Jean-Luc. Danke für den Tipp. Ich schulde dir ein Bier.«
    Bruno wählte den längeren Weg nach Hause, über die schmale Brücke und hoch zum Wasserturm. Er schmunzelte in Gedanken darüber, dass
Capitaine
Duroc noch immer keine Ahnung hatte, wie die Dinge auf dem Land abliefen. Womöglich würde er das auch nie erfahren. Interessant, dass er ein Auge auf die junge Françoise geworfen hatte, eine dralle Blondine aus dem Elsass mit niedlichem Gesicht, breiten Hüften und, wie sich herumgesprochen hatte, einem kleinen Tattoo über dem Steißbein. Laut Jean-Luc war es in ihrer Personalakte als besonderes Kennzeichen vermerkt. Im Kreis der Gendarmen liefen Wetten darüber, was es wohl darstellen mochte, eine Spinne oder ein Kreuz, ein Herz oder den Namen eines Liebhabers. Bruno tippte auf einen Hahn, das Symbol für Frankreich. Noch hatte niemand den Wetteinsatz für sich in Anspruch genommen, und Bruno hoffte, dass es nicht Duroc sein würde, der das Geheimnis um Françoise lüftete, auch wenn dem
capitaine
eine Affäre bestimmt guttun würde. Allerdings war dieser dermaßen pedantisch, dass er nicht einmal für ein romantisches Abenteuer mit niederen Dienstgraden von den strengen Dienstvorschriften abweichen würde. Oder doch? Wenn es stimmte, dass er sich in Françoise verknallt hatte, befand sich der Esel bereits auf dem Eis. Bruno schob den Gedanken beiseite, als er auf sein Häuschen zusteuerte und sah, dass der treue Gigi bereits vor der Haustür auf ihn wartete.
    Er nahm den Ausdruck der Examensarbeit, den Christine für ihn besorgt hatte, mit zu Bett, überflog die Inhaltsangabe und stellte, als er die letzte Seite aufschlug, fest, dass ein Stichwortverzeichnis fehlte, was die Suche erschwerte. Es gab allerdings ein ganzes Kapitel über Marseille und die Maghreb-Liga, deren Name darauf hindeutete, dass die zu ihr gehörenden Mannschaffen wahrscheinlich aus nordafrikanischen Spielern zusammengesetzt gewesen waren. Er legte sich zurück und fing an zu lesen. Wissenschaftliche Texte waren seine Sache nicht. Die ersten beiden Seiten enthielten eine Zusammenfassung des Forschungsstandes bezüglich der Lebensbedingungen der Nordafrikaner in Marseille und eine Theorie über kulturelle Integration durch Sport. Er musste den Abschnitt dreimal lesen, ehe er verstand, worum es ging: dass nämlich nach Auffassung des Autors Integration erst dann stattfinden konnte, wenn Mannschaften aus Mitgliedern verschiedener Ethnien gegeneinanderspielten, und nicht, wenn Mannschaften der gleichen Ethnie untereinanderblieben. Klar. Warum musste dieser einfache Gedanke so kompliziert formuliert werden?
    Er mühte sich weiter. Die Maghreb-Liga war 1937 gegründet worden, ein Jahr nach der Regierungsübernahme durch die von Léon Blum geführte Volksfront. Seine sozialpolitischen Reformen beinhalteten unter anderem bezahlten Urlaub und die 40-Stunden-Woche. Bruno erinnerte sich an seinen Geschichtsunterricht in der Schule. Blum war Jude und Sozialist. Seine Regierung stand und fiel mit den Stimmen der

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