Brut des Teufels
Boden und lag dann fluchend da. Als er sich aufrappelte, schaute er ins Gesicht des Toten. Die Augen waren geöffnet, und die Oberlippe war zähnefletschend zurückgezogen.
Nightingale stand auf und wischte sich die Handschuhe am Regenmantel ab. Er ging ins Schlafzimmer zurück, wo Jenny noch immer auf dem Bett saß, die Hände vor den Mund geschlagen.
» Ruhig, Herzchen«, sagte er. » Alles in Ordnung.«
» Wie sollte irgendwas in Ordnung sein, Jack?«, flüsterte sie. » Wie sollte irgendwas auch nur annähernd in Ordnung sein?«
» Lass uns hier verschwinden«, sagte er.
» Das geht nicht. Wir müssen die Polizei rufen.«
» Und denen sagen, dass ich schon wieder an einem Mord-Selbstmord-Tatort war?«, fragte Nightingale. » Das ist ein Fass ohne Boden. Das möchte ich nicht aufmachen.« Jenny begann zu zittern, und Nightingale setzte sich hin und nahm sie fest in den Arm. » Du hast einen Schock«, sagte er.
» Ja, verdammt, ich habe einen Schock«, zischte sie. Sie runzelte die Stirn. » Was meinst du mit Mord-Selbstmord-Tatort?«
Nightingale nickte zur Badezimmertür hinüber. » Der Ehemann ist auch dort drinnen. Er hat sich die Kehle durchgeschnitten. Ich nehme an, dass er seine Frau getötet und dann Selbstmord begangen hat.«
» Was?«
Nightingale stand auf und streckte die Hand aus. » Lass uns gehen, Jenny. Wir können anderswo darüber reden. Du hattest recht– wir sollten nicht hier sein. Los, komm.«
» Wir müssen es jemandem sagen«, entgegnete Jenny.
» Schau doch, erinnerst du dich an das, was passiert ist, als die Bullen mich wegen der Frau in Abersoch einkassiert haben? Und an meine Tante und meinen Onkel? Das hier ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.«
» Warum geschieht das alles, Jack?«, fragte Jenny.
Nightingale setzte sich wieder aufs Bett. » Ich weiß es nicht«, sagte er.
» Dein Onkel hat deine Tante und dann sich selbst getötet. Und jetzt hat der Vater deiner Schwester verdammt noch mal genau dasselbe getan. Das kann doch kein Zufall sein.«
» Wohl nicht.« Nightingale brauchte eine Zigarette, aber er wusste, dass es keine gute Idee wäre, im Haus der Monktons zu rauchen.
» Was heißt das hier wohl?«, fragte sie. » Jemand wollte nicht, dass du mit ihnen redest. Jemand oder etwas.«
» Wir müssen gehen, Jenny.«
Jenny schüttelte den Kopf. » Nein, diesmal müssen wir dem, was geschehen ist, in die Augen sehen. Wir sollten die Polizei rufen und alles erzählen.«
» Sie werden nichts von dem glauben, was wir ihnen sagen«, entgegnete Nightingale. » Da stapeln sich einfach allmählich zu viele Leichen. Wir müssen hier verschwinden, und zwar jetzt. Das hier hat nichts mit uns zu tun.«
Jenny starrte ihn wütend an. » Und ob das was mit uns zu tun hat«, sagte sie. » Sie sind tot, weil du sie besuchen wolltest.«
» Das weißt du nicht«, erwiderte Nightingale, aber schon in dem Moment, in dem er die Worte aussprach, wusste er, dass sie recht hatte. Irgendwie hatte jemand gewusst, dass er kommen würde– warum sonst stand die Nachricht in der Duschkabine?«
» Wenn wir bleiben, werden die Bullen glauben, dass ich es war, Jenny.«
» Ich war bei dir. Die Polizei wird feststellen können, wann sie gestorben sind, und ich werde sagen können, dass du bei mir warst, als es passiert ist.«
» Aber das braucht Zeit, und sie werden uns einsperren, bis sie Gewissheit haben. Und selbst dann werden sie es der langen Liste von Dingen hinzufügen, die ich ihrer Meinung nach getan habe. Dieses Theater brauchen wir nicht. Glaub mir, ich war früher selbst Polizist, ich weiß, wie sie arbeiten. Sie halten sich an die einfachste Option, und genau das bin ich. Die verdammt noch mal einfachste Option.« Er ging ganz dicht an sie heran und sagte ihr ins Gesicht: » Jenny, wir müssen hier verschwinden. Jetzt sofort. Okay?«
Sie nickte langsam. In ihren Augen standen Tränen. » Okay«, antwortete sie. Sie stand auf und ging zur Tür, aber Nightingale blieb, wo er war. » Kommst du?«, fragte sie.
» Warte im Auto auf mich, Kid«, sagte er.
» Was hast du vor?«
» Ich will mich nur einmal schnell umschauen«, antwortete er.
» Jack, im Badezimmer sind zwei Leichen.«
» Wenn ich es nicht jetzt mache, bekomme ich nie wieder Gelegenheit dazu«, entgegnete Nightingale. » Wenn die Leichen erst einmal entdeckt sind, wimmelt es hier von Polizisten. Hast du irgendetwas angefasst?«
» Warum?«
» Fingerabdrücke. Ich muss alles abwischen, was du
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