Brut des Teufels
in Falten. » Unmöglich«, sagte er. Er starrte wütend zu Nightingale hinunter. » Verdammter Glückspilz«, sagte er. Sein Gesicht verhärtete sich. » Die besten zwei von dreien? Warum nicht?« Er warf die Münze wieder in die Luft.
Nightingale tastete nach dem Schraubenschlüssel. Er war noch immer von dem Schlag benommen, doch seine Finger fanden das kalte Metall, und er nahm das Werkzeug in die Hand. Chance blickte mit weit aufgerissenen Augen auf die durch die Luft wirbelnde Münze und sah nicht, dass Nightingale ausholte und ihm den Schraubenschlüssel gegen das Knie schmetterte. Er schrie vor Schmerz auf, als seine Kniescheibe einen Knacks bekam.
Nightingale rollte sich seitlich ab und erhob sich auf alle viere, während Chance vor Schmerz heulte. Chance packte das Rasiermesser und stieß damit zu, aber es gelang Nightingale, den Stoß mit dem Schraubenschlüssel abzuwehren. Er kam auf die Beine, als Chance erneut mit dem Rasiermesser ausholte, aber Nightingale verpasste ihm eins in den Schritt. Chance jaulte auf wie ein Hund, und Nightingale schmetterte ihm den Schraubenschlüssel aufs Handgelenk. Knochen brachen, und das Rasiermesser entfiel Chances kraftloser Hand. Nightingale hob den Schraubenschlüssel ein weiteres Mal und schmetterte ihn mit einem Rückhandschlag in Chances Gesicht. Blut spritzte Chance aus der Nase, er stürzte rückwärts und war schon bewusstlos, bevor er auf dem Boden aufkam.
Beim kurzen Aufjaulen einer Polizeisirene blickte Nightingale sich um. Er hatte nicht gehört, wie der Polizeiwagen hinter ihm herangefahren war. Langsam hob er die Hände, während die Wagentüren aufgingen und zwei kräftig gebaute, uniformierte Beamte ausstiegen.
» Legen Sie die Waffe weg!«, schrie einer der beiden.
» Es ist ein Schraubenschlüssel«, sagte Nightingale.
» Meinetwegen kann es auch ein verdammter Wattebausch sein, lassen Sie ihn jetzt fallen«, sagte der Beamte, nahm den Schlagstock aus dem Halfter und ließ ihn mit einer Handbewegung ausfahren.
Nightingale ließ den Schraubenschlüssel fallen und hielt dabei brav beide Hände erhoben. Er nickte zu Chance hinüber, der reglos auf der Straße lag. » Er hat angefangen«, sagte er.
59
Nightingale trank seine Tasse Kantinenkaffee und verzog das Gesicht. Die Polizei hatte ihn fast drei Stunden im Verhörzimmer sitzen lassen und nur einmal die Tür geöffnet, um ihm den Kaffee und ein altbackenes Käsebrötchen zu bringen. Er hatte die Tatsache, dass sie ihn nicht in eine Zelle gesteckt hatten, als gutes Zeichen aufgefasst.
Die Tür ging auf, und er erkannte ein vertrautes Gesicht. Superintendent Chalmers. Er trug Uniform und hatte ein Klemmbrett in der Hand. » Nehmen Sie die Füße vom Tisch«, sagte Chalmers und schloss die Tür.
» Warum, werden Sie mich anklagen, weil ich die Füße auf den Tisch gelegt habe? Mir war nicht bewusst, dass das eine Gesetzesübertretung ist.«
Chalmers schlug mit seinem Klemmbrett nach Nightingales Hush Puppies. » Benehmen Sie sich verdammt noch mal nicht wie ein Fünfzehnjähriger«, sagte er.
Nightingale nahm die Füße vom Tisch. » Die Polizisten hatten kein Recht, mich hierherzuschleppen«, sagte er. » Das Opfer bin hier ich.«
» Sie haben den Beamten am Tatort gesagt, Sie seien angegriffen worden.«
» Ich hatte einen Platten. Er hielt an, um mir beim Reifenwechsel zu helfen. Dann hat er mich mit einem Schraubenschlüssel geschlagen und ein Rasiermesser aus der Tasche gezogen.«
» Aber letztlich war er dann derjenige, der bewusstlos auf der Straße lag.«
» Wir haben gekämpft.« Er zeigte auf seinen Hinterkopf. Ein Arzt hatte ihn mit drei Stichen genäht und ihm Paracetamol gegen die Kopfschmerzen gegeben. » Das hier habe ich mir nicht selbst zugefügt, Chalmers.«
» Und Sie haben nichts gesagt, um ihn zu provozieren?«
» Ich lag auf den Knien und habe am Wagenheber gekurbelt«, antwortete Nightingale.
Chalmers nickte langsam. » Sie haben diesmal Glück gehabt, Nightingale«, sagte er.
» Das ist komisch, weil ich mich überhaupt nicht glücklich fühle.« Er betastete die Stiche an seinem Hinterkopf.
» Der Mann, der Sie angegriffen hat, heißt Eric Marshall.«
» Er hat mir gesagt, sein Name sei Chance.«
» Ja, na ja, wir sind zu Marshall nach Hause gefahren und haben ein Tagebuch gefunden, das er geführt hat. Es sieht so aus, als wäre er für ein Dutzend ungelöster Morde in den letzten fünf Jahren verantwortlich. Einer davon ist ein Fall, den ich vor ein paar
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