Brut des Teufels
an, und ich kann meine Arme nicht spüren. Ich möchte einfach nur schlafen.«
» Warum führt man dich zum Altar?«
» Ich weiß es nicht. Einige der Leute brechen auf. Jetzt sind nur noch die Leute da, die mich halten, und der Mann mit dem Blut. Er hat jetzt ein Messer.«
» Ist es das Messer, mit dem er das Kind getötet hat?«
» Ja. Ich glaube schon.«
» Ist das Messer blutbeschmiert?«
» Ja. Das ist es.«
» Okay, Robyn, gut gemacht. Wir sind beinahe fertig. Sag mir, was jetzt geschieht.«
» Sie legen mir etwas in die Hand.«
» Was denn? Was ist es, Robyn?«
» Das Messer. O Gott, es ist das Messer. O Gott.« Ihre Worte überschlugen sich.
» Robyn, alles ist in Ordnung. Schau dir die Sache wieder wie im Fernsehen an. Du bist nicht da, aber du kannst alles sehen. Dir kann nichts geschehen.«
» Ich habe Angst.«
» Es gibt keinen Grund, Angst zu haben, Robyn. Alles ist in Ordnung. Ich bin bei dir. Atme tief durch. Wir machen bald Schluss. Nur noch ein paar Minuten. Was geschieht jetzt? Liegt das Messer noch immer in deiner Hand?«
» Ja.«
» Dann sag mir jetzt, was geschieht, Robyn. Sag mir, was du sehen kannst.«
» Ich bin auf dem Altar. Neben dem Jungen. Ich bin über und über mit seinem Blut besudelt. Es ist noch warm. Es ist so viel Blut. Und ich bin so müde. Ich möchte einfach nur schlafen.«
» Was ist mit dem Mann? Ist er immer noch da?«
» Er redet mit mir. Er sieht mich an und redet mit mir, und ich möchte einfach nur schlafen.«
» In Ordnung, Robyn. Wir hören bald auf. Nur noch eines. Dieser Mann, kannst du sein Gesicht sehen?«
» Ja«, flüsterte Robyn.
» Beschreibe ihn mir«, sagte Barbara.
» Er ist so alt wie mein Vater. Beinahe sechzig, denke ich. Er hat langes, graues Haar, und seine Nase ist rot, als würde er zu viel trinken. Und er hat Haarbüschel in den Ohren. Ich habe ihm gesagt, er soll eine Schere nehmen.«
» Du hast ihm das gesagt? Was meinst du damit?«
» Ich habe ihm gesagt, er soll sich die Haarbüschel aus den Ohren schneiden.«
» Wann hast du ihm das gesagt?«
» Als er mich besucht hat.«
Nightingale begriff nicht, was er da hörte, und runzelte die Stirn. Sie war mit einer Kapuze über dem Kopf im Lieferwagen transportiert worden und hatte keine Gelegenheit gehabt, irgendjemandem etwas zu sagen. Wann hatte sie sich mit diesem Mann unterhalten?
» Robyn, kennst du diesen Mann?«, fragte Barbara. » Kennst du seinen Namen?«
» Ja«, antwortete Robyn.
» Wer ist es?«, fragte Barbara.
» Marcus«, antwortete Robyn. » Marcus Fairchild.«
73
» Das ist unmöglich«, sagte Jenny und drückte auf die »Stop«-Taste. » Das muss ein Irrtum sein. Irgendein schrecklicher Irrtum.« Sie nahm ihr Glas Weißwein und leerte es. Die drei saßen in ihrer Küche um den Tisch. » Marcus könnte niemals…« Sie griff nach der Flasche Pinot Grigio und schenkte sich nach.
» Langsam«, sagte Nightingale.
» Langsam?«, zischte Jenny. » Das von dem Mann, der nach einer Flasche greift, wann immer er irgendwie unter Druck ist?« Sie trank noch mehr Wein, während Nightingale reumütig die Hände hob.
» Jenny, wie ich schon Jack sagte, besteht die Möglichkeit, dass dies eine Art falsche Erinnerung ist.«
» Verdammt noch mal, das ist es«, erwiderte Jenny.
» Aber auf meine klinische Erfahrung gestützt muss ich sagen, dass Robyn von Ereignissen berichtet, die ihrer Meinung nach tatsächlich vorgefallen sind.«
» Barbara, was willst du damit sagen? Du kennst Marcus doch. Glaubst du etwa wirklich…« Sie schloss die Augen und stöhnte entnervt.
Barbara ergriff Jennys Hand. » Hier geht es um Robyn, die beschreibt, was ihrer Meinung nach mit ihr vorgefallen ist. Ärgere dich doch nicht über mich.«
» Das tue ich nicht«, gab Jenny zurück. » Ich ärgere mich nicht. Ich bin einfach nur frustriert, weil Marcus Fairchild so etwas niemals würde tun können. Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Er kennt Daddy seit Ewigkeiten. Und jetzt behauptest du, er hätte einen Jungen in so einer Arte rituellen Zeremonie ermordet und die Sache dann Jacks Schwester angehängt?«
» Man kennt einen Menschen nicht immer so gut, wie man es meint«, erklärte Nightingale. » Die meisten Serienmörder haben Eltern oder Geschwister, Ehepartner oder Kinder. Und normalerweise hat die Familie nicht die geringste Ahnung, was sie angerichtet haben.«
» Er ist kein Mörder«, beharrte Jenny. » Er könnte niemanden umbringen und schon gar nicht ein Kind.«
» Ich
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