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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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würdest vor Neujahr nicht mehr reinkommen«, sagte er.
    » Ich habe mich zu Hause gelangweilt«, antwortete sie. » Und ich wollte mit deinen Quittungen fürs Finanzamt frühzeitig anfangen.«
    Er blickte auf ihren Computerbildschirm und lächelte. » Und dich ein bisschen auf Facebook umtun«, sagte er.
    » Ich schaue mir Bronwyns Facebook-Seite an«, erwiderte sie.
    » Und, gibt es was Nettes?«
    » Sechzehn Leute, von denen ich nie zuvor gehört habe, wollen meine Freunde werden«, antwortete sie.
    » Das liegt an deinem sonnigen Gemüt«, meinte er und setzte sich auf ihre Schreibtischkante. » Alles in Ordnung mit dir?«
    Jenny zuckte mit den Schultern. » Ich bin vor allen Dingen verwirrt. Wegen dem, was Lachie zugestoßen ist. Wegen dem, was dir zugestoßen ist. Wegen allem.«
    » Du stehst wahrscheinlich unter Schock, weißt du?«
    » Eine posttraumatische Störung, meinst du das? Nein, es geht mir bestens, Jack.«
    » Möchtest du darüber reden?«
    Sie lachte. » Mit dir? Und wie soll mir das helfen?«
    » Ich wollte vorschlagen, dass du mit Barbara darüber sprichst.«
    Jenny seufzte. » Vielleicht hast du recht«, meinte sie. » Aber ich kann ihr nicht alles erzählen, oder? Sonst hält sie mich für verrückt.«
    » Das, was Lachie zugestoßen ist, darüber könntest du mit ihr sprechen.« Er hob die Hände. » Es war einfach nur ein Gedanke. Aber wie auch immer du dich entscheidest, gib mir Bescheid, wann Lachie beerdigt wird. Ich möchte gerne hingehen.«
    » Okay. Apropos Beerdigung, jemand hat mich angerufen und mir gesagt, dass die Beerdigung deines Onkels und deiner Tante heute Nachmittag stattfindet.« Sie reichte ihm einen Zettel, auf dem sie den Namen der Kirche notiert hatte.
    » Wer hat angerufen?«
    » Es war eine Frau. Sie hat nicht gesagt, wer sie war. Vermutlich eine Angestellte des Bestattungsunternehmens. Sie kannte alle Einzelheiten.«
    Nightingale studierte die Notiz und nickte. » Es ist die Kirche, in der meine Eltern begraben liegen«, sagte er. » Oben in Manchester.«
    » Fährst du hin?«
    » Es ist ein bisschen kurzfristig«, meinte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr. » Und es soll wohl schneien. Ich bin nicht scharf darauf, den MGB bei Schnee zu fahren.«
    » Ich komm mit«, sagte sie. » Wir können den Audi nehmen. Sie sind schließlich deine Tante und dein Onkel, Jack. Du solltest dort sein.«
    Er schaute wieder auf den Zettel. » Wir müssen bald aufbrechen, um rechtzeitig anzukommen.«
    » Kein Problem«, meinte Jenny und zeigte auf ihren Computer. » Es gibt derzeit wenig Arbeit, und Caernarfon Craig ist verstummt.«
    Nightingale rieb sich nachdenklich am Kinn. » Ein Besuch in einer Kirche könnte nicht schaden, oder?«

75
    Das Äußere der Kirche war alt, mit efeubewachsenen Steinwänden und einem moosfleckigen Schieferdach. Es gab jedoch einige moderne Kleinigkeiten wie zum Beispiel Maschendraht vor den Fenstern, Antikletterfarbe auf den Regenrohren und eine Überwachungskamera, die den Haupteingang abdeckte. Irgendwann war das Kircheninnere mit knappen Mitteln modernisiert worden, mit billigen Kiefernholzbänken und einem Teppich, der an manchen Stellen schon dünn wurde. Nur eine einzige weitere Person saß vorn rechts auf einer Kirchenbank. Es war eine Frau mittleren Alters, die das lockige, rötlich braune Haar hinter die Ohren zurückgestrichen hatte.
    » Nicht gerade eine große Versammlung«, brummte Nightingale. Er drehte sich nach Jenny um, aber die war verschwunden. Dann bemerkte er, dass sie sich hingekniet hatte und sich bekreuzigte. » Was machst du denn da?«, flüsterte er.
    » Es ist eine Kirche, Jack. Das macht man in Kirchen so.« Sie stand auf. » Komm, setz dich.«
    Sie gingen nach links und setzten sich. Unmittelbar vor ihnen standen zwei Holzsärge, schlichtes, lackiertes Teakholz mit imitierten Messinggriffen. Auf jedem Sarg lag ein kleiner Kranz weißer Blumen.
    » Viele Verwandte hatten sie wohl nicht?«, flüsterte Jenny.
    » Lindas Seite der Familie ist zum größten Teil in Australien«, erklärte Nightingale. » Und die beiden hatten keine Kinder.«
    Ein junger Vikar in einem schwarzen Talar kam aus einer Seitentür und trat ans Lesepult. Der Gottesdienst war gnädig kurz: Eine Predigt und zwei Gebete, dann war er vorbei.
    Der Vikar kam zu ihnen, stellte sich mit einem Händedruck vor, der so schlaff war wie der einer alten Frau, und eilte dann davon. Als Nightingale und Jenny die Kirche verließen, gesellte sich die Frau mit dem

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