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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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richtig?« Er grinste zum Kruzifix hinauf. » Soll ich das als ›kein Kommentar‹ verbuchen?« Er klopfte eine Zigarette heraus und hielt sie zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand. » Wie wäre es, wenn du die hier mit einem Blitzstrahl von oben anzündetest? Das ist doch einfach, oder? Ein einziger Blitz, und ich habe meinen Beweis.« Nightingale betrachtete die Zigarette. » Ja? Nein?« Er schüttelte den Kopf. » Warum ist das so verdammt schwierig? Warum kann ich Teufel beschwören, aber keine Engel? Warum sind die Bösen so wild darauf, in Erscheinung zu treten, aber euresgleichen bleibt im Verborgenen? Habt ihr Angst? Seid ihr gar nicht da, ist es das? Hat Gott das Gebäude verlassen? Und ist sein einziger Sohn mit ihm gegangen? Stecken wir so tief in der Klemme, dass ihr uns im Stich gelassen habt und eure Hände in Unschuld wascht?«
    Nightingale holte sein Feuerzeug heraus und steckte sich die Zigarette an. Er starrte zum Kruzifix hinauf und stieß eine Rauchwolke aus. Ein grauer Nebel breitete sich um die Füße des gekreuzigten Jesus aus und verflüchtigte sich wieder.
    » Na ja, war nett, mit dir zu plaudern«, sagte Nightingale. » Wir müssen das irgendwann mal wieder machen.« Er drehte sich um und ging. Seine Schuhe quietschten auf den Bodenplatten.

80
    Nightingale kam an Silvester bei Einbruch der Dunkelheit in Gosling Manor an. Jenny hatte ihn begleiten wollen, aber er hatte darauf bestanden, allein hinzufahren. Er brachte eine schwarze Mülltüte voller Kleider, Scheuerbürsten und Bleichmittel mit sowie einen Karton mit Einkäufen aus dem Wicca-Laden. Beinahe zwei Stunden verbrachte er damit, eines der Schlafzimmer zu putzen. Dann ging er in den Keller hinunter, setzte sich auf eines der Sofas, rauchte und bereitete sich innerlich auf das vor, was ihm bevorstand.
    Um dreiundzwanzig Uhr ging er wieder nach oben, füllte eine Badewanne mit warmem Wasser, wusch sich gründlich, ließ das Wasser ab, füllte die Wanne erneut und wusch sich noch einmal. Mit einer nagelneuen Plastiknagelbürste schrubbte er sich Finger- und Zehennägel sauber, stieg dann aus der Wanne und putzte sich geschlagene fünf Minuten lang die Zähne.
    Er trocknete sich mit einem brandneuen Handtuch ab und zog sich saubere Kleider an. Dann ging er ins Schlafzimmer, kniete sich hin und zeichnete das Schutzpentagramm auf die Bodendielen.

81
    Robyn stand auf und blickte auf das Pentagramm samt Dreieck, das sie auf den Boden gezeichnet hatte. Sie verglich es mit der Skizze, die Nightingale ihr gegeben hatte. Es sah genauso aus. Sie blickte auf die Uhr. Es war fünf Minuten vor Mitternacht. Auf den Tisch beim Bett hatte sie eine der Flaschen Evian-Wasser und das Salz gestellt. Sie mischte beides in einem Becher und nahm diesen mit, als sie ins Pentagramm trat. Langsam versprengte sie das Salzwasser um den Rand des Kreises und zündete dann mit einem Feuerzeug die fünf Kerzen an, die sie an die fünf Spitzen des Pentagramms gestellt hatte.
    Sie sah wieder auf die Uhr. Noch drei Minuten. Ihr Herz hämmerte, und sie holte tief Luft. Ihr Gesicht war in Schweiß gebadet, und sie wischte sich die Stirn mit dem Ärmel ab. Was sie da machte, ergab keinen Sinn, aber sie hatte Nightingale versprochen, die Sache durchzuziehen. Sie glaubte weder an Teufel noch an Engel, auch nicht an Gott. Wie Robyn es sah, wurden die Menschen geboren, sie lebten und sie starben. Es gab weder Himmel noch Hölle, sondern nur das Leben, und in ihrem tiefsten Inneren war sie überzeugt, dass das, was sie tat, Zeitverschwendung war. Aber Jack Nightingale sorgte sich ganz offensichtlich um sie, und da er der einzige Verwandte war, den sie hatte, würde sie es für ihn tun.
    Der Minutenzeiger auf ihrer Armbanduhr rückte zur Zwölf vor. » Gutes neues Jahr«, murmelte sie und kniete sich hin, um sich eine Handvoll von den Kräutern zu nehmen, die sie aus Nightingales Kissen geholt hatte. Sie hielt die Hand über die Kerze vor ihr und ließ die Kräuter durch die Finger rieseln. Sie zischten und warfen Funken, und die Luft war von beißendem Rauch geschwängert, von dem ihr die Augen brannten. Nightingale hatte sie wegen des Rauchs gewarnt, und sie hatte den Rauchmelder in der Mitte der Decke mit einer Plastiktüte abgedeckt. Sie warf ein brennendes Streichholz in eine Schale mit Kräutern in der Mitte des Pentagramms und hustete wegen des dichten, grauen Rauchs, der um sie herum hochquoll.
    Sie griff in die hintere Tasche ihrer Jeans und zog einen

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