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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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Zettel heraus, auf dem die Sätze standen, die sie vorlesen musste. Nightingale hatte gesagt, das sei Latein, und es spiele keine Rolle, was die Worte bedeuteten; entscheidend sei einzig, dass sie sie laut ausspreche. Sie begann zu sprechen, formte Silbe um Silbe. Ihre Worte hallten im Zimmer wider. Der Rauch wurde dichter, und sie führte den Zettel näher an die Augen und blinzelte. Sie kämpfte gegen einen Hustenreiz an und schrie die letzten drei Worte mit lauter Stimme heraus: » Bagahi laca bacabe!«
    Der Rauch um sie herum drehte sich in einem Wirbel und rotierte immer schneller, als stünde sie im Zentrum eines Tornados. Die Kerzenflammen wurden niedergedrückt, und das Haar peitschte ihr um den Kopf. Schneller und immer schneller drehte sich der Rauch und pfiff an ihren Ohren vorbei. Sie spürte, wie der Wind an ihren Kleidern riss, und einen Moment lang hätte sie beinahe das Gleichgewicht verloren, doch sie streckte die Arme seitlich aus und fing sich wieder.
    Etwas Dunkles begann sich im Rauch zu formen, etwas Großes, etwas, was von einer Seite zur anderen schwankte, während es allmählich eine festere Gestalt annahm, eine nicht menschliche Gestalt. Robyn wurde von dem fast unwiderstehlichen Drang ergriffen, in ihr Bett zu fliehen und sich unter der Bettdecke zu verkriechen, aber Nightingales Warnung hallte ihr noch in den Ohren wider. Was auch immer geschah, was auch immer sie hörte oder sah, sie musste unbedingt im Pentagramm bleiben.

82
    Nightingale verstummte, starrte in den beißenden Rauch und fragte sich, was für eine Gestalt Frimost wohl annehmen würde. Er hatte keine Beschreibung des Aussehens des Teufels finden können, ganz zu schweigen von einer Zeichnung oder Illustration. Und er hatte Proserpina nicht danach fragen wollen, denn jede Frage bedeutete einen weiteren Anschlag auf sein Leben. Sie hatte ihm von Sugart berichtet, ihm erklärt, wie er Sugart und Frimost beschwören könne, aber das war auch alles.
    Er sah einen blendend hellen Lichtblitz und hörte ein tiefes Grollen, die Luft schimmerte auf, faltete sich knisternd in sich selbst zurück, und dann stand Frimost vor dem Pentagramm. Er war schwarz und ungeheuer fett, nur einen Meter fünfzig groß, aber doppelt so breit. Er hatte ein Dutzend Doppelkinne, dicke Fettwülste um die Körpermitte und Fettwalzen um die Fußgelenke.
    Frimost trug ein leuchtend buntes Männergewand, rot und grün mit großen Goldtupfern, und einen randlosen, flachen Hut aus demselben Material. Um seinen Hals hing eine Goldkette, von der ein halbes Dutzend kleiner Totenschädel herabbaumelten. Sie sahen aus wie die Schädel von Affen oder kleinen Kindern, und Nightingale versuchte, sie nicht anzusehen. Frimost hielt einen Holzstab in der Hand, der unten eine goldene Spitze und oben einen Griff aufwies, der aus einem menschlichen Schulterblatt zu bestehen schien. Er grunzte und hieb den Stock dreimal auf den Boden. Bei jedem Schlag erbebten die Wände des Zimmers.
    » Wer hat mich gerufen?«, fragte er mit tiefer, dröhnender Stimme.
    » Ich heiße Nightingale. Bist du Frimost? Der Teufel, der Männern Macht über Frauen verleiht?«
    » Was willst du?«, fragte Frimost frostig. » Warum hast du mich beschworen?«
    » Um einen Handel zu schließen.«
    Frimost betrachtete ihn voll Verachtung. » Du willst also das, was ich zu bieten habe«, sagte er. » Du willst Sex; du willst, dass Frauen dich begehren. Wie alle Männer verlangt es dich danach, deine Triebe zu befriedigen.« Er lachte, und sein Körper schwabbelte wie Wackelpudding. » Ich kann dir helfen, Nightingale. Ich kann dir das verschaffen, was du suchst. Um einen Preis, natürlich.«
    » Nicht deshalb habe ich dich beschworen«, erwiderte Nightingale.
    » Warum denn dann? Verschwende meine Zeit nicht, Nightingale. Ich langweile mich schnell.«
    » Das, was ich zu sagen habe, wird nicht lange dauern«, antwortete Nightingale. » Ich will mit dir über die Seele meiner Schwester verhandeln.«

83
    Robyn keuchte auf und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Sie wäre am liebsten weggelaufen, aber sie wusste, dass die Tür versperrt war, und Nightingale hatte ihr eindringlich eingeschärft, dass sie unter keinen Umständen das Pentagramm verlassen dürfe. Sie schloss die Augen und murmelte das Vaterunser, dann hörte sie etwas lachen, ein tiefes Grollen und Dröhnen, von dem ihr der Magen vibrierte. Sie spähte zwischen den Fingern hindurch.
    Es war nicht menschlich, aber Robyn wusste nicht, was es

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