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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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war. Es war groß, so groß, dass es mit dem Kopf fast die Decke berührte. Es war mit Schuppen bedeckt, und eine gespaltene Zunge zuckte immer wieder aus seinem Maul heraus; die Augen, die sie prüfend betrachteten, gehörten einem Reptil, aber das Wesen stand aufrecht auf zwei Beinen und trug Kleider, die so aussahen, als wären sie aus Stahlgewebe gefertigt. Es atmete langsam, und jedes Mal, wenn es ausatmete, überschwemmte sie ein Gestank, der ihr hinten im Rachen brannte, so dass sie fast würgen musste. Mit langsamen Kopfbewegungen blickte es sich im Raum um, dann beugte es den Nacken und sah auf sie hinunter. Es öffnete das Maul und entblößte ein Haifischgebiss mit mehreren Reihen dreieckiger Zähne.
    Robyn kauerte auf dem Boden und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Der Gestank wurde schlimmer, und sie kotzte den Boden vor sich voll. Ihr Herz raste, und sie zwang sich, langsam zu atmen. Das Wesen stand ihr gegenüber und betrachtete sie aus schräg stehenden, gelben, starren Augen. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos, und sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Nightingale ihr gesagt hatte. Es war wichtig, es gleich zu Anfang mit seinem Namen anzusprechen und ihm in die Augen zu blicken. Und er hatte gesagt, dass sie auf keinen Fall Angst zeigen dürfe; aber das war leichter gesagt als getan, denn das Wesen, das vor ihr stand, konnte sie mit einem einzigen Hieb oder Biss töten.
    Sie erhob sich, gegen den Würgereiz ankämpfend. » Du bist Sugart, und ich habe dich gerufen«, sagte sie. Sie hörte die Unsicherheit in ihrer Stimme, aber sie ballte fest die Fäuste und starrte in seine gelben Augen.
    Sugart blickte sich erneut gemächlich im Zimmer um und sah sie dann wieder an. Seine Brust hob und senkte sich, und sein widerlicher Atem bildete Wirbel in der verräucherten Luft.
    » Was willst du von mir?«, fragte Sugart. Seine Stimme war leise und drohend und schien tief aus der Brust aufzusteigen.
    » Ich will hier raus.«

84
    Nightingale blickte Frimost beim Sprechen an und wählte seine Worte sorgfältig. » Vor einunddreißig Jahren hat dir ein Mann namens Ainsley Gosling eine Seele verkauft. Die Seele seiner damals noch ungeborenen Tochter. Im Austausch für ihre Seele hast du ihm Macht über Frauen verliehen.«
    Frimost nickte nachdenklich. » Das mag sein.«
    » Du erinnerst dich nicht?«
    » Mir sind viele Seelen versprochen. Viele Männer begehren das, was ich zu bieten habe.« Er schlug seinen Stock auf den Boden. » Ich werde ungeduldig, Nightingale. Komm zur Sache.«
    » Sie heißt inzwischen Robyn Reynolds. In zwei Jahren, an ihrem dreiunddreißigsten Geburtstag, wirst du ihre Seele einfordern. Ich möchte Robyns Seele zurückgewinnen.«
    Frimost lachte, und sein ganzer Körper schwabbelte und wabbelte, von seinen Doppelkinnen bis zu den Fettwalzen um seine Fußknöchel. Selbst nachdem er mit Lachen aufgehört hatte, umwogten die Fettschichten seinen Körper weiter. » Ein Vertrag ist ein Vertrag, und wenn er einmal geschlossen ist, kann man ihn nicht mehr lösen«, sagte er.
    » Nun, streng genommen stimmt das nicht, oder?«, sagte Nightingale. » Verträge kann man neu verhandeln.«
    » Nur wenn beide Parteien dazu bereit sind. Und in diesem Fall bin ich das nicht. Mir wurde Robyn Reynolds’ Seele versprochen, und in zwei Jahren wird ihre Seele mir gehören. Der Vertrag gilt und wird nicht mehr rückgängig gemacht.«
    » Aber diesen Vertrag hast du nicht mit meiner Schwester geschlossen, sondern mit unserem Vater.«
    » Das macht keinen Unterschied. Ein Elternteil kann bis zum Augenblick der Geburt eine ungeborene Seele verkaufen. Du verschwendest deine Zeit, Nightingale. Genauer gesagt, du verschwendest meine.«
    » Was, wenn es etwas anderes gäbe, was du gern hättest? Etwas, was ich dir im Gegenzug anbieten könnte?«
    Frimost blickte Nightingale mit zusammengezogenen Augen an. » Was hattest du im Sinn?«
    » Das liegt ganz bei dir«, antwortete Nightingale.
    » Wärest du bereit, deine Seele auf den Tisch zu legen?«, fragte Frimost ruhig. » Deine Seele für ihre?«

85
    Sugart streckte eine Klaue nach dem Pentagramm aus, als überprüfte er seine Stärke. Robyn trat unwillkürlich einen Schritt zurück und erstarrte, als sie sah, dass das Wesen schon gegen die Kreidelinie des Pentagramms stieß. Sie zwang sich, in die Mitte des Kreises zurückzukehren. Sugarts Brust bebte, und ein misstönendes Grollen stieg daraus auf. Das war Gelächter, begriff

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