Brut des Teufels
Jahren Sergeant geworden und zwei Jahre später Inspector.«
Nightingale zuckte mit den Schultern. » So läuft es nun mal«, sagte er. Er blies Rauch in die Luft. » Ich schätze, allzu viele Serienmörder haben Sie in dieser Gegend wohl nicht.«
» Wir hatten 1995 einen«, antwortete Thomas. » Damals war ich nur Detective Constable, aber ich habe an dem Fall gearbeitet. Ein Kerl namens Peter Moore hat aus reinem Vergnügen vier Männer umgebracht. Aber Sie haben recht– Serienmörder sind selten. Natürlich wissen wir nicht mit Sicherheit, ob dort draußen jetzt wirklich einer unterwegs ist.«
» Es könnte eine zufällige Häufung sein, oder?«
» Möglich. Ein Cluster. Es gibt Krebs-Cluster oder Cluster von Vermisstenfällen, und ein Suizid-Cluster ist ebenfalls denkbar.«
» Legt irgendetwas an einem dieser Selbstmorde den Gedanken nahe, dass noch jemand anderes beteiligt war?«
Thomas schüttelte den Kopf. » Weder die gerichtsmedizinischen noch die kriminaltechnischen Befunde, und es gibt auch keine Augenzeugen.«
» Gibt es Abschiedsbriefe?«
» Manchmal. Nicht immer. Es könnte sein, dass die Selbstmorde mit den Abschiedsbriefen echte Suizide sind.«
Nightingale inhalierte, hielt den Rauch mehrere Sekunden lang tief in der Lunge fest und atmete ihn dann langsam aus. » Was ist mit den Methoden? Wie haben die Menschen, die keine Abschiedsbriefe hinterlassen haben, sich umgebracht?«
» Durch Erhängen wie Connie Miller. Oder mit Tabletten. Oder sie haben sich die Handgelenke aufgeschnitten.«
» Aber immer allein? Niemals vor irgendwelchen Zeugen?«
» Daran ist nichts Verdächtiges«, antwortete Thomas. » Frauen neigen dazu, es in aller Stille zu tun. Männer sind diejenigen, die mit ihrem Abgang ein Zeichen setzen wollen– sie werfen sich vor den Zug oder fahren ihren Wagen gegen die W and. Frauen sind das sanftere Geschlecht, Gott segne sie.«
» Mrs Miller sagte, ihre Tochter sei nicht viel ausgegangen.«
» Ich weiß nicht recht, ob das stimmt«, meinte Thomas. » Sie wollte vielleicht nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, aber sie hatte viele Freunde. Und keiner von denen hat sie für depressiv gehalten.«
» Sie war ziemlich viel online, das hat zumindest Mrs Miller gesagt.«
» Wer ist das heutzutage nicht?«
» Haben Sie ihren Computer überprüft?«
Thomas zog die Augenbrauen zusammen. » Will da das Ei wieder mal klüger sein als die Henne?«
Nightingale lachte. » Das würde ich niemals wagen«, sagte er. » Aber vielleicht hat sie per E-Mail oder in sozialen Netzwerken mit jemandem kommuniziert, auf Facebook oder MySpace oder so.«
» Auf ihrem Computer war nichts, was die Alarmglocken hätte läuten lassen«, sagte Thomas. » Wir haben ihre E-Mails überprüft. Und ihre Facebook-Seite. Wir haben das Haus unter die Lupe genommen. Und wir haben mit ihrer Familie, Freunden und Kollegen gesprochen. Die wussten von niemandem in ihrem Leben, der eine Gefahr für sie hätte darstellen können.«
» Dann ist der Mörder, falls es einen gibt, also ein Fremder?«
» Womit statistisch gesehen ein weißer Mann mittleren Alters in einem schlecht bezahlten Job gemeint wäre, der als Kind das Bett nassgemacht, Feuer gelegt und kleine Tiere gequält hat.«
» Das trifft wahrscheinlich auf die Hälfte der männlichen Bevölkerung von Wales zu, nicht wahr?« Nightingale grinste. » Ein Scherz.«
Der Superintendent stieß Rauch aus. » Was ist denn mit Ihnen? Waren Sie ein Bettnässer?«
» Ich habe Connie Miller nicht umgebracht«, entgegnete Nightingale. » Ich wohne in London; warum sollte ich zum Morden denn immer bis nach Wales rausfahren? Auf heimatlichem Boden wäre es doch verdammt viel einfacher. Und meine Taten wären viel leichter zu verbergen.«
» Vielleicht haben Sie ja einen Grund.«
» Wie zum Beispiel? Dass ich die Waliser hasse, ist es das?«
» Wer weiß?«, meinte Thomas. » Der Yorkshire Ripper war hinter Prostituierten her. Harold Shipman hat Rentner ermordet. Vielleicht haben Sie es ja mit walisischen Frauen. Vielleicht hat Ihnen ja Charlotte Church oder Catherine Zeta-Jones einmal eine Abfuhr erteilt. Ich bin kein Profiler, ich bin Polizist. Und im Moment sind Sie der einzige Verdächtige, den ich habe.«
» Vorausgesetzt, es gibt überhaupt einen Serienmörder, und es handelt sich nicht einfach nur um eine statistische Abweichung«, sagte Nightingale.
» Mörder hin oder her, das erklärt jedenfalls nicht, warum Sie immer wieder in Abersocher Häuser
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