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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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einbrechen.«
    » Ich bin überhaupt nirgendwo eingebrochen«, entgegnete Nightingale, doch im selben Moment wurde ihm bewusst, dass das eine Lüge war. In der vergangenen Nacht hatte er genau das getan, als er die Terrassentür von Connie Millers Haus aufgestemmt hatte. Er zog lange an seiner Zigarette. » Schauen Sie, ich sage Ihnen mal, was ich denken würde, wenn es mein Fall wäre…«
    » Was er nicht ist«, unterbrach ihn der Superintendent.
    » Was er nicht ist«, stimmte Nightingale zu. » Aber wenn er das wäre. Dann würde ich nach einem Einheimischen suchen. Er müsste ja nicht direkt aus Abersoch kommen, aber aus Nordwales. Und er gehörte nicht zu Connies engerem Freundeskreis, wäre aber jemand, den sie kannte. Vielleicht übers Internet. Jemand, dem sie genug vertraute, um ihn in ihre Nähe kommen zu lassen.«
    » Sind Sie viel im Internet unterwegs?«
    Nightingale lächelte. » Ich? Ich bin ein Luddite. Ich kann gerade mal eben mit der Fernbedienung meines Fernsehers umgehen. Wenn ich etwas aus dem Internet brauche, erledigt meine Assistentin das für mich.«
    » Die Frau, die ich angerufen und die Ihr Alibi bestätigt hat?«
    » Genau, Jenny. Sie ist bei diesem ganzen Hightech-Kram auf dem Laufenden. Ich dagegen vertraue nichts Technischem, was ich nicht selbst reparieren kann. Haben Sie letzthin einmal unter die Motorhaube eines Autos geschaut? Man wüsste gar nicht, wo man anfangen soll, wenn es ein Problem gibt. Die meisten Mechaniker sind genauso überfordert. Sie brauchen einen Computer, der ihnen sagt, was kaputt ist, und dann ersetzen sie einfach nur das Teil, das der Computer ihnen angezeigt hat.«
    » Ja, es ist wirklich eine schöne neue Welt«, sagte der Superintendent. » Mit der Polizeiarbeit läuft es genauso. Heute geht es nur noch um Überwachungskameras und kriminaltechnische Befunde und DNA ; keiner macht sich mehr die Mühe, herumzulaufen und Fragen zu stellen.«
    » Sie scheinen mit dem Fragenstellen ja keine Probleme zu haben«, sagte Nightingale und schnippte Asche weg.
    » Weil es bei Connie Miller keine Überwachungskameras gab und die Kriminaltechnik nichts Neues erbrachte; da war einfach nur die Leiche, und da waren Sie, der mit einem Messer in der Hand über ihr kauerte.« Der Superintendent zog lange an seiner Zigarette und starrte Nightingale mit zusammengezogenen Augenbrauen an. » Haben Sie jemals am Fall eines Serienmörders gearbeitet?«, fragte er, nachdem er eine Rauchwolke nach unten geblasen hatte.
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Nicht an einem Fall. Aber ich habe einmal mit einem gesprochen. Er war in seinem Haus von bewaffneten Polizisten umstellt worden. Ich wurde hingeschickt, um mit ihm zu reden. Ein ekelhafter Kerl. Er hat Frauen abgeschlachtet. Hat sie mit Messern vergewaltigt.« Nightingale verzog das Gesicht. » Polizeivermittler werden zur Einfühlsamkeit ausgebildet, aber ihm konnte man nicht nahekommen. Er war ein echter Soziopath; Morden war für ihn wie Essen und Trinken. Ich habe gut drei Stunden mit ihm geredet. Er wollte mir nur erzählen, was er getan hatte.«
    » Wie eine Beichte?«
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Es ging ihm eher darum zu prahlen. Er wusste, was passieren würde, und er wollte jemandem seine Taten erzählen. Egal wem.«
    » Und was ist passiert?«
    » Er ist gestorben«, antwortete Nightingale schlicht.
    » Er hat sich getötet?«
    » Gewissermaßen«, erwiderte Nightingale. » Er hat die bewaffneten Polizisten mit einem Messer in der Hand angegriffen.«
    » Selbstmord durch Polizisten«, meinte Thomas. » Wahrscheinlich war es so am besten, wenn er so böse war, wie Sie sagten.«
    » Er war wirklich böse.« Nightingale warf seine Kippe auf den Boden und trat sie aus. » Ich kann gehen, oder?«
    » Ich denke schon«, sagte Thomas. » Aber würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    » Was denn für einen?«
    Thomas warf seine Zigarette weg. » Kommen Sie nicht wieder nach Abersoch zurück.«
    » Das hatte ich auch nicht vor.«
    » Ich werde wieder mit Superintendent Chalmers sprechen.«
    » Mit Sicherheit«, gab Nightingale zurück.
    » Ich glaube immer noch, dass Sie Connie Miller getötet haben.«
    Nightingale nickte. » Das habe ich schon mitgekriegt«, sagte er.

19
    Als er früh am Samstagmorgen aufwachte, erwog Nightingale, im Hyde Park joggen zu gehen, ließ den Gedanken dann aber zugunsten eines Bacon-Sandwiches, eines schwarzen Kaffees und zweier Zigaretten wieder fallen und las stattdessen den Daily Express.

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