Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
Vom Netzwerk:
dem Absatz aus. Er packte das Metalltor und rüttelte daran. Es rasselte, aber die Metallkette hielt es fest.
    » Alfie, hören Sie, das ist nicht komisch.«
    Tyler stellte sich neben die Fahrertür des Bentley und knotete das Seil zu einer Schlinge.
    Nightingale fluchte lautlos. Er stemmte seinen rechten Fuß gegen einen der Gitterstäbe und zog sich hoch, schaffte es das Tor halb hinauf, doch dann verlor er den Halt und rutschte wieder runter. Kurz entschlossen zog er seinen Regenmantel aus, warf ihn auf die Motorhaube des MGB und sprang am Tor hoch. Er zog sich hinauf und biss vor Schmerz die Zähne zusammen, während er mit scharrenden Füßen Halt suchte, aber er hatte nicht genug Kraft und rutschte wieder nach unten, wobei er sich die Handflächen aufriss. Entnervt schreiend starrte er zwischen den Gitterstäben hindurch. Tyler war inzwischen mit der Schlinge fertig und schob sie sich über den Kopf. Ein paar Sekunden lang blickte er zum Tor, aber er schien Nightingale dort nicht zu bemerken.
    » Alfie, um Himmels willen, machen Sie doch dieses verdammte Tor auf!«, schrie Nightingale.
    Tyler öffnete die Tür des Bentley und stieg ein. Er zog die Tür zu, aber wegen des Seils schloss sie nicht vollständig. Der Motor sprang an, und weiße Auspuffgase stiegen hinten am Wagen auf.
    » O nein, bitte nicht…«, flüsterte Nightingale.
    Der Motor heulte auf, und der Wagen machte einen Satz nach vorn. Das Seil straffte sich beinahe sofort, aber der zwei Tonnen schwere Bentley ruckte beim Beschleunigen auf der Zufahrt nicht einmal. Eine Sekunde, bevor der Wagen gegen das Tor krachte, warf Nightingale sich zur Seite. Tylers enthauptete Leiche sackte über dem Steuerrad zusammen, und Blut strömte schwallweise auf das Armaturenbrett aus Walnussholz.

20
    Superintendent Chalmers setzte sich auf seinem Stuhl zurück und blickte zur Decke des Verhörraums auf. » Na schön, Nightingale, ich bin mir sicher, Sie kennen Ihre Rechte so gut wie jeder Expolizist, aber ich bin verpflichtet, Ihnen zu sagen, dass Sie keine Aussage machen müssen. Es könnte jedoch schlecht für Ihre Verteidigung sein, wenn Sie bei dem Verhör etwas nicht erwähnen, worauf Sie sich später vor Gericht stützen. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
    » Werden Sie Beschuldigung gegen mich erheben?«
    » Das wird man sehen müssen«, antwortete Chalmers. Vor ihm auf dem Tisch lag ein großer, brauner Briefumschlag.
    » Und warum dann die Belehrung?«
    » Sie wissen, warum«, erklärte Chalmers. » Sie sind doch erst vor zwei Jahren aus dem Dienst ausgeschieden. Das Verhör könnte durchaus dazu führen, dass Beschuldigung gegen Sie erhoben wird, und für diesen Fall müssen Sie vor dem Verhör belehrt werden. Ich nehme doch an, Sie haben das Gesetz zur polizeilichen Beweisaufnahme noch nicht vollständig vergessen.«
    » Ich sagte, ich würde herkommen, um Ihnen bei Ihrer Untersuchung zu helfen.«
    » Und dafür sind wir Ihnen dankbar. Aber wir wissen nicht, wohin diese Untersuchung führen wird, daher muss ich Sie belehren, bevor wir anfangen. Jetzt erklären Sie mir bitte noch einmal, wie es kommt, dass Alfie Tyler einen Kopf kürzer hinter dem Steuerrad seines Wagens sitzt.«
    » Es war Selbstmord«, antwortete Nightingale. » Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Schon drei Mal.« Er nickte zu dem digitalen Aufnahmegerät auf dem Schreibtisch hinüber. » Es ist nicht meine Schuld, dass Sie den Rekorder nicht eingeschaltet hatten.«
    » Beantworten Sie bitte einfach nur die Frage«, sagte der Superintendent.
    Detective Inspector Dan Evans, der neben Chalmers saß, seufzte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Nightingale mit unverhüllter Verachtung an.
    » Er hat sich ein Seil um den Hals gebunden, hat das andere Ende am Türklopfer befestigt und ist dann mit seinem Wagen zum Tor gefahren.«
    » Wo befanden Sie sich, während das geschah?«
    » Auf der anderen Seite des Tors. Ich konnte nicht hineinkommen.«
    » Und Sie haben einfach dagestanden und zugeschaut?«
    » Nein, ich habe mich heiser geschrien und versucht, übers Tor zu klettern, aber es war zu hoch. Ich stand noch immer draußen, als die Polizei kam.«
    » Und Sie haben also einfach zugelassen, dass er sich umbringt?«
    » Ich hatte keine Möglichkeit, irgendetwas dagegen zu unternehmen.«
    » Sie sind als Vermittler bei Geiselnahmen ausgebildet. Sie sind an den Umgang mit Selbstmördern gewöhnt. Erinnern Sie sich? Es hat zu Ihren Aufgaben gehört, mit

Weitere Kostenlose Bücher