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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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Geschwindigkeit und Richtung der Ausbreitung. Stoff brannte schneller als Teppich, und der brannte schneller als Holz. Ein erfahrener Sachverständiger entnahm der Farbe des verkohlten Materials, bei welcher Temperatur es verbrannt war, und aus den Verformungen von Gegenständen, den vom Rauch hinterlassenen Mustern und dem Grad der Verkohlung konnte er ebenfalls Rückschlüsse ziehen.
    Durch korrekte Interpretation dieser Hinweise konnte der Sachverständige feststellen, von wo das Feuer ausgegangen war. An diesem Punkt begingen viele Brandstifter den Fehler, der sie verriet. Sie waren so erpicht auf das Ausbrechen des Brandes, dass sie das Feuer sicherheitshalber an mehreren Stellen legten, und für jeden Sachverständigen, der sein Fach auch nur halbwegs verstand, war das ein unverkennbares Warnsignal. Das Gleiche galt für die Verwendung von Brandbeschleunigern. Wer ein Feuer legte, der griff häufig zu Benzin, Terpentin, Diesel oder Kerosin, aber man konnte alles Brennbare verwenden, wie zum Beispiel Alkohol, Aceton oder alle möglichen Lösungsmittel. Amateure nahmen an, das Feuer werde alle Spuren des Brandbeschleunigers vernichten, aber Kerr wusste es besser. Die Sachverständigen nahmen Proben und ließen sie im Labor analysieren, wo man die geringsten Spuren von Kohlenwasserstoffen entdecken konnte, und der falsche Kohlenwasserstoff am falschen Ort konnte nur eines bedeuten: Brandstiftung. Kerr hatte mehr als fünfzig Brände gelegt und annähernd hundert Menschen getötet, aber nie hatte irgendjemand den Verdacht geschöpft, seine Brände könnten etwas anderes sein als tragische Unfälle.
    Kerr hielt sich an ein paar Regeln, die er zu Beginn einer Mordorgie aufgestellt hatte, welche nun schon seit fünfzehn Jahren andauerte. Er legte immer nur an einer einzigen Stelle Feuer. Er nahm nie einen Brandbeschleuniger mit. Amateure gingen mit Kannen voll Benzin oder Flaschen mit Waschbenzin auf der Straße herum; Kerr trug nie etwas bei sich, das verdächtiger gewesen wäre als eine Schachtel Swan Vestas. Deshalb machte er seine Sache so gut– er brachte nie etwas zu den Orten mit, wo er Feuer legte, und er nahm nie etwas von dort weg. Bevor er auch nur ein Streichholz anzündete, setzte er sich immer in das Objekt, das niederzubrennen er beschlossen hatte, und stellte sich vor, er sei ein Feuer. Er wurde zu den Flammen, die erst langsam wuchsen und dann alles verschlangen, die brannten und zerstörten, bis nur noch Asche übrig war.
    Um zu verbergen, was er getan hatte, musste Kerr eine Geschichte liefern, die die Brandsachverständigen glauben würden. Am einfachsten war es in einem Raucherhaushalt. Eine Zigarette, die er brennend neben einem Aschenbecher aufs Sofa warf, würde die Sache von allein erledigen, selbst wenn Kerr nicht nachhalf und den Flammen mit einer Zeitschrift Luft zufächelte. Kerzen waren gut. Er musste nur eine entzünden und in die Nähe eines Vorhangs stellen. Und Elektrogeräte waren eine gute Wahl, insbesondere ein elektrischer Kamin; elektrische Duftlampen waren ein Gottesgeschenk; Häuser mit funktionierenden offenen Kaminen waren immer leicht niederzubrennen. Wenn gar nichts ging, gab es immer noch die Küche, wo ein angelassener Herd als Ausgangspunkt eines Hausbrandes herhalten konnte.
    Er steckte das Streichholz in die Schachtel zurück und die Schachtel in die Brusttasche seines Hemdes. Raschelnd kamen die Streichhölzer zur Ruhe, und Kerr zitterte vor Erregung.
    Das Haus, in dem Kerr sich befand, gehörte einem Rentnerehepaar. Mr und Mrs Wilkinson. Sie waren oben und schliefen tief und fest. Im Flur gab es einen Rauchmelder, doch Kerr hatte die Batterie herausgenommen und sie in den Mülleimer geworfen, wo die Sachverständigen sie finden würden. Es war Montag, der Tag, an dem Mrs Wilkinson immer ihre Bügelwäsche machte. Zuverlässig wie ein Uhrwerk wusch sie immer am Sonntagnachmittag und bügelte am Tag danach. Kerr kannte ihre Gewohnheiten, weil er das Haus seit Wochen beobachtete. Er wusste, dass die Wilkinsons immer vor elf Uhr abends ins Bett gingen und dass sie niemals ihre Küchentür abschlossen.
    Beide lasen den Daily Telegraph, und die Zeitung war auf der Couch liegen geblieben. Kerr stand auf und nahm die Zeitung in die Hand. Er blätterte sie durch. Mr Wilkinson hatte das Kreuzworträtsel gelöst. Er war ein hochintelligenter Mann, ein pensionierter Schulleiter, der wettkampfmäßig Bridge spielte und ein führendes Mitglied der örtlichen MENSA -Gruppe

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