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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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aufgeschlossen hatte.
    » Jenny, es tut mir leid«, sagte er und reichte ihr den Autoschlüssel.
    » Es war nicht deine Schuld«, erwiderte sie, weigerte sich aber, ihn anzusehen.
    » Ich hätte dich nicht bitten sollen mitzumachen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. » Allein hättest du es nicht tun können«, sagte sie. » Einer allein kann nicht mit einem Ouija-Brett arbeiten.«
    » Ich hatte keine Ahnung, dass es sich so entwickeln würde«, meinte er.
    » Das weiß ich.«
    Sie trat über die Schwelle. Einen Moment lang glaubte Nightingale, sie werde ihn auf einen Kaffee einladen, aber dann schüttelte sie den Kopf und schloss die Tür vor ihm. Nightingale steckte sich eine Zigarette an und blies einen Rauchring zum Mond hinauf. Er blickte sich nach Jennys Haus um und sah, dass im Bad Licht anging.
    Nightingale rauchte seine Zigarette. Das Badezimmerlicht ging aus. Er wollte gerade seine Kippe wegwerfen, als sein Handy läutete. Er schaute auf das Display und lächelte, als er sah, dass es Jenny war.
    » Was machst du?«, fragte sie.
    » Ich trödele einfach hier herum«, antwortete er.
    » Die Nachbarn sind hier sehr aufmerksam. Wenn du nicht aufpasst, ruft noch jemand die Polizei.«
    » Ich wollte gerade gehen.«
    » Alles ist in Ordnung, Jack«, sagte sie. » Es geht mir gut.«
    » Es tut mir wirklich leid.«
    » Das musst du nicht ständig wiederholen. Soll ich dir ein Taxi rufen?«
    Nightingale blickte zum Schlafzimmerfenster hinauf, konnte sie aber nicht sehen. » Ich komme schon zurecht. Ich winke mir auf der King’s Road ein Taxi heran. Hör mal, ich komm gleich morgen früh bei dir vorbei.«
    » Das brauchst du nicht.«
    » Ich möchte aber. Schlaf gut und träum was Schönes.«
    » Blödmann.«
    Sie legte auf. Nightingale grüßte zum Schlafzimmerfenster hinauf, machte dann kehrt und ging die Gasse hinunter.

28
    Nightingale erwischte ein Taxi, ließ sich nach Bayswater zurückfahren und in der Nähe der Stelle absetzen, wo er seinen MGB geparkt hatte. Von dem, was im Keller geschehen war, war er ziemlich schockiert gewesen, hatte sein Unbehagen aber vor Jenny verborgen, weil er sie nicht noch mehr aufregen wollte, als sie es ohnehin schon war.
    Er stieg in seinen Wagen und fuhr zu dem Friedhof, wo Robbie Hoyle begraben lag. Unterwegs hielt er nur ein einziges Mal an– bei einem Spirituosenladen. Er parkte in der Nähe des Friedhofseingangs und stellte den Motor des MGB ab. Der drehte noch ein paar Sekunden nach und blieb dann stehen. Er schaltete die Scheinwerfer aus, griff nach der Einkaufstüte des Spirituosengeschäfts und ging durch das Holztor. Robbie Hoyles Grab lag auf der anderen Seite des Friedhofs, in der Nähe einer Reihe von Nadelbäumen, die in dem aus dem Norden heranwehenden kalten Wind flüsterten. Nightingale stand zitternd da und blickte auf das Grab hinunter.
    Es gab keinen Grabstein, und so würde es auch noch weitere acht Monate bleiben, bis die Erde sich gesetzt hatte. Man sah nur den Grabhügel und ein kleines Holzkreuz mit Hoyles Namen sowie seinem Geburts- und Todestag darauf– er war beim Überqueren der Straße von einem Taxi überfahren worden. Die Todesursache stand natürlich nicht auf dem Kreuz, und sie würde auch nicht auf dem Grabstein stehen. Das war niemals der Fall. Die Besucher waren durchaus zufrieden damit, Namen, Geburts- und Todesdatum zu erfahren, aber keiner wollte sich damit auseinandersetzen, wie der Verstorbene ums Leben gekommen war. Robbie Hoyle. Von den Rädern eines Taxis zerquetscht, Rückgrat gebrochen, Milz gerissen, Lunge bei den letzten Atemzügen voll Blut. Die in den Marmor gravierten Worte würden weniger plastisch sein: »Geliebter Ehemann und Vater. Er ist zu jung gestorben.«
    Nightingale nahm eine Marlboro heraus und steckte sie an. » Jeder stirbt zu jung«, flüsterte er vor sich hin, nachdem er Rauch in den Nachthimmel geblasen hatte. » Jeder möchte einfach nur noch einen Tag länger leben.«
    Er holte die Flasche Rotwein aus der Einkaufstüte und schraubte den Verschluss ab. » Ich weiß, ich weiß, du verabscheust Weinflaschen mit Schraubverschluss, aber ich habe keinen Korkenzieher in meiner Wohnung.« Er hielt das Etikett zum Holzkreuz hin. » Er ist französisch und hat zwölf Pfund gekostet, er muss also wohl gut sein.« Er goss einen ordentlichen Schluck Wein auf den Boden und sah zu, wie er Blasen schlug und in die Erde einsickerte. Dann trank er aus der Flasche und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. » Ich war noch nie

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