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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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Teufel, und wenn es keinen Teufel gibt, dann macht nichts von dem, was mir in den letzten Monaten passiert ist, irgendeinen Sinn. Es sei denn, ich habe den Verstand verloren.«
    Nightingale blickte zum Nachthimmel hinauf und stieß Rauch aus. » Wir haben das mit dem Ouija-Brett noch einmal gemacht, und es ist schiefgelaufen. Wir mussten die Sitzung durch eine Anrufung Jesu beenden, aber das sind einfach nur Worte, oder? Wenn es keinen Gott gibt, gibt es auch keinen Jesus. Aber es hat funktioniert. Und was bedeutet das jetzt also? Ich weiß es nicht, Robbie, diese ganze Sache macht mich noch wahnsinnig.«
    Nightingale warf seine Zigarettenkippe weg. » Da hast du es, Robbie. Ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, und die Tatsache, dass ich hier rausgekommen bin, um das deiner Leiche zu erzählen, zeigt ja nur, wie weit es mit mir schon gekommen ist.« Er warf dem Grab einen spöttischen Gruß zu. » Pass auf dich auf. Du fehlst mir, du Scheißkerl.«
    Mit diesen Worten drehte Nightingale sich um und verließ den Friedhof.

29
    Graham Kerr lehnte sich im Sessel zurück, schlug die Beine übereinander und genoss den Augenblick, jene paar Minuten, die zwischen Leben und Tod standen, zwischen einem glücklichen Zuhause und einer ausgebrannten Ruine voller Leichen. Kerr liebte Feuer. Er liebte seine Gerüche und Geräusche und das Gefühl der Hitze, aber die Natur seiner Schwäche bedeutete, dass er nie die Früchte seines Talents sehen konnte, zumindest nicht aus der Nähe. Stattdessen musste er seine Befriedigung aus der Vorfreude auf das ziehen, was er gleich tun würde. Er schüttelte die Streichholzschachtel und lächelte über das Geraschel der gegeneinanderschlagenden Streichhölzer. Dann schob er die Schachtel auf und atmete den Duft der Streichhölzer ein, die darin lagen. Die Streichhölzer waren wie immer von Swan Vesta. Kerr liebte die Farben der Schachtel, das Rot, Grün und Gold, und die Rauheit des Streifens Sandpapier auf der Seite. Und er spürte, wie er einen Steifen bekam beim Gedanken an das reibende Geräusch, das er bald hören würde und dem das Zischen folgen würde, mit dem das rote Phosphorköpfchen zum Leben erwachte. Kerr schauderte erwartungsvoll und keuchte leise auf. Er nahm ein Streichholz heraus und roch daran. Es gab nur eines, was besser roch als ein unangezündetes Streichholz, und das war ein Streichholz, das gebraucht worden war. Er spannte sich auf die Folter, indem er die Reibefläche der Schachtel mit dem Streichholz berührte und es ganz leicht drehte. Kerr hatte Sicherheitsstreichhölzer noch nie gemocht. Sie waren die armen Verwandten der Streichholzfamilie; sie rochen nicht so gut, sie klangen nicht so gut, und sie sahen nicht so gut aus. Er hatte noch nie ein Sicherheitsstreichholz verwendet, und er würde es auch niemals tun.
    Er blickte sich langsam im Zimmer um. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er konnte alles sehen: die Vitrine mit dem billigen Porzellan und dem Kristall; das Büfett mit den gerahmten Fotos von Kindern und Enkeln, die sie höchstens zweimal im Jahr sahen; die Tasche mit dem Strickzeug bei der Couch und der Stapel OK ! - und Hello!- Zeitschriften auf dem Couchtisch.
    Kerr atmete langsam durch die Nase ein und genoss die Gerüche. Der im Raum hängende Duft des allzu süßen Parfüms der Frau, die säuerliche Note der Füße des Mannes, der Geruch von zu weich gekochtem Gemüse und altem Frittierfett aus der Küche.
    Sie würden bald tot sein, der Mann und die Frau, die oben schliefen. Der Rauch würde sie im Schlaf töten, lange bevor das Feuer sie erfasste. In den Bränden, die Kerr legte, starben immer Menschen. Darum ging es ihm ja gerade. Und es bedeutete, dass hinterher immer Brandsachverständige zur Untersuchung kamen. Sie wollten zwei Dinge wissen: Wo das Feuer angefangen hatte, und was es ausgelöst hatte. Kerrs Kunst bestand darin, Antworten auf beide Fragen zu liefern und bei den Sachverständigen jeden Gedanken an Brandstiftung im Keim zu ersticken.
    Die Sachverständigen würden den Brandort zunächst aus der Ferne begutachten, sich dann dem Ausgangspunkt des Feuers nähern und dort die Asche durchsieben und Proben sammeln. Sie wussten, dass Brände die Tendenz hatten, nach außen und oben zu lodern, und so würden sie nach V-förmigen Mustern an den Wänden suchen. Luftzug fachte das Feuer an, und dieses breitete sich schneller aus, je heißer es wurde. Die Art des Brennmaterials beeinflusste ebenfalls die

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