Brut des Teufels
werden?«
» Das ist nicht schwierig«, sagte Jenny. » Er kann den Zeitpunkt der Empfängnis bestimmen und dann notfalls einen Kaiserschnitt machen.«
» Das ist doch unglaublich kontrollsüchtig«, meinte Nightingale.
» Komm schon, Jack. Er zeugt Kinder aus dem einzigen Grund, ihre Seelen zu verkaufen. Gosling hat die totale Kontrolle über alles, was er tut, warum sollte es dich da überraschen, dass er das Geburtsdatum festlegt?« Sie brachte ihm seinen Becher Kaffee. » Vielleicht ist ja irgendetwas am siebenundzwanzigsten November wichtig.«
» Jimi Hendrix ist am siebenundzwanzigsten November geboren. Und Ernie Wise. Und der chinesische Kaiser Xiaozong.« Er grinste. » 1127, falls du fragen wolltest.«
» Wollte ich gar nicht«, antwortete Jenny.
» Es könnte einfach Zufall sein«, sagte Nightingale. » Außerdem sind wir beide adoptiert worden, aber unsere Adoptiveltern sind als biologische Eltern eingetragen. Da ist das genaue Geburtsdatum vielleicht ohnehin so ’ne Sache.« Er zuckte mit den Schultern. » Es könnte vielleicht eine gute Idee sein, uns sicherheitshalber eine Kopie ihrer Geburtsurkunde zu besorgen.«
» Ich bestelle eine beim General Register Office«, sagte Jenny.
» Da sind keine Fotos von ihr«, bemerkte Nightingale beim Durchblättern der Seiten.
» Sie ist nie fotografiert worden«, erklärte Jenny.
» Wie ist das denn möglich? Die Medien machen doch immer Bilder.«
» Ich habe nach ihr gegoogelt, und nirgends sind Fotos von ihr zu sehen. Auch über ihre Taten gibt es kaum Einzelheiten.«
» Sie hat fünf Kinder ermordet. Da muss doch ausführlich über alles berichtet worden sein.«
» Sie hat sich schuldig bekannt, daher wurde vor Gericht nicht viel laut verlesen. Die Boulevardpresse hat sich natürlich auf den Fall gestürzt und eine Mischung aus Myra Hindley und Jack the Ripper aus ihr gemacht, aber Einzelheiten gibt es kaum. Es wurden keine Interviews mit ihren Eltern geführt, sie hatte anscheinende keine Freunde, und die Polizei hat sich nicht zu ihrem Fall geäußert.« Sie nickte zu den Ausdrucken hinüber. » Die Zeitungen haben mit dem zuständigen Kriminalbeamten gesprochen, aber der sagte nur, er sei froh, dass der Fall einen befriedigenden Abschluss gefunden habe.«
Nightingale trank einen Schluck Kaffee und runzelte die Stirn. » Da ist aber nicht viel Brandy drin.«
» Es ist halb elf Uhr vormittags, Jack.«
» Kaffee, Brandy und Zigaretten– das Frühstück für Helden.«
» Das hast du letzthin über Muffins und Croissants gesagt.«
Nightingale prostete ihr mit seinem Becher zu. » Ich bin flexibel.«
» Das hat dich aus der Fassung gebracht, oder?«
» Dass meine Schwester eine Serienmörderin ist? Was meinst du wohl?«
» Ich meine, dass du sie besuchen solltest.«
Nightingale nickte. » Da hast du wahrscheinlich recht.«
37
Die Besuchserlaubnis für Robyn Reynolds war nicht so schwer zu bekommen, wie Nightingale erwartet hatte. Die Hochsicherheitspsychiatrie Rampton war zunächst einmal einfach ein Krankenhaus, und so gab es nicht dieselben Beschränkungen für Besuche wie in einem Hochsicherheitsgefängnis. Gleich Montag früh rief er zum ersten Mal in der Psychiatrie an, und bis Dienstagnachmittag hatte er es schließlich geschafft, zu einem der Ärzte durchgestellt zu werden, die Robyn Reynolds behandelten. Der Arzt war anfangs skeptisch gewesen, aber Nightingale schickte ihm eine E-Mail mit seinem DNA -Profil, und nachdem der Arzt dieses mit dem genetischen Fingerabdruck Robyn Reynolds verglichen hatte, hatte er zurückgerufen und Nightingale mitgeteilt, dass er Mittwochnachmittag zu Besuch kommen könne.
Für die Fahrt nach Nottinghamshire brauchte Nightingale beinahe drei Stunden. Sein MGB verfügte über kein Navigationssystem, und er hatte vergessen, Jenny zu bitten, das Ziel in sein Handy einzugeben, aber er besaß seit jeher einen guten Orientierungssinn und hatte für alle Fälle den Straßenatlas neben sich auf dem Beifahrersitz liegen.
Die Hochsicherheitspsychiatrie Rampton lag tatsächlich näher bei einem Dorf namens Woodbeck als bei Rampton selbst, aber Nightingale bezweifelte, dass das Gebäude durch eine Namensänderung weniger finster gewirkt hätte. Es war ein großes, viktorianisches Bauwerk aus rotem Backstein, das so aussah, als wäre es einmal ein Hotel gewesen, aber die hohe Sicherheitsmauer, die Überwachungskameras und die Gitter und der Maschendraht vor den Fenstern ließen den wahren Zweck unschwer
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