Buch Der Sehnsucht
hinter den Mauern seines Vermögens. Es gibt ja das Bonmot: Geld ist ein Metall, das gut leitet, das aber auch gut isoliert. Oft genug wird das Mittel mit dem Ziel verwechselt. „Geld ist ein guter Diener und ein schlechter Herr", heißt es im Volksmund. Oft genug spielt sich das Geld zum Herrn auf. Man sollte sich also immer fragen: Bringt Geld denn diese vielfältigen Lebensmöglichkeiten tatsächlich, bringt es wirklich Freiheit - oder führt es nicht gerade in Abhängigkeit und Unfreiheit? Dass Geld nicht notwendigerweise glücklich macht, ist eine Lebensweisheit. Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen in ärmeren Ländern sich in der Regel subjektiv glücklicher fühlen als Menschen in reichen Ländern. Und für Deutschland zeigen Langzeit-Umfragen: Zwar ist in den vergangenen Jahrzehnt en der Wohlstand deutlich gestiegen, nicht aber die Zufriedenheit der Menschen. Letztlich bleibt es also immerhin die Frage, ob wir Geld als Mittel zu etwas anderem begreifen. Und wie wir mit diesem Mittel umgehen. Als Cellerar, d. h. als Verwalter und ökonomisch Verantwortlicher einer Benediktinerabtei, muss ich täglich mit Geld umgehen. Ich bin gezwungen, Phantasie und Kreativität im Umgang mit dem Geld zu entwickeln - zunächst einmal um es zu haben. Und dann, um es richtig einsetzen zu können. Denn ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass gar kein Geld vorhanden war, um die Projekte zu finanzieren, die ich für wichtig erachtete. Phantasie entwickeln heißt in diesem Zusammenhang für mich zum einen, durch eine Produktion, die auf die heutigen Bedürfnisse eingeht, Geld zu verdienen. Zum ändern aber heißt es: die Instrumente heutiger Geldwirtschaft zu nutzen, also Geld durch Denken zu verdienen.
Die wichtigste Aufgabe des Geldes ist, Menschen zu dienen. Ich verdiene nicht Geld, um reich zu werden. Geld soll dem Menschen dienen - und nicht umgekehrt. Bei manchen Firmen werden die Menschen unter Druck gesetzt und ausgepresst, damit sie möglichst viel Geld erwirtschaften. Das ist für mich eine Perversion des Geldes. Wer phantasievoll mit Geld umgeht, kann damit auch einmal eine Durststrecke in der Firma ausgleichen, ohne sofort die Hälfte der Mitarbeiter zu entlassen und sie erst bei besserer Konjunkturlage wieder einzustellen. Ich darf mich nicht über das Geld definieren. Ich darf nicht habgierig werden. Wesentlich ist die innere Freiheit. Geld kann auch eine Eigendynamik entwickeln, die zur Folge hat, dass man immer mehr Geld verdienen muss. Wenn ich von Freiheit spreche, heißt das zunächst einmal innere Freiheit: Ich gehe mit Geld um, aber ich denke nicht ständig darüber nach. Ich kann das Geld lassen. Ich kann zwar auch Geld verlieren. Es darf mich aber innerlich nicht bestimmen. Für mich persönlich ist es immer ein wichtiges Kriterium, ob ich auch bei der Meditation ans Geld denke. Ich weiß dann, dass ich mich innerlich vom Geld distanzieren muss. Der heilige Benedikt fordert vom Cellerar vor allem das rechte Maß. Er soll nicht geizig sein, aber auch nicht verschwenderisch. Das heißt: Ich darf nicht alles, was ich kann. Ich muss mir selbst gerade beim Geld Grenze n setzen. Wenn ich immer mehr wachsen möchte, dann verliere ich irgendwann einmal das Maß. Und damit auch die Freiheit. Das gilt selbstverständlich nicht nur für einen Cellerar.
I CAN'T GET NO SATISFACTION
„I can't get no satisfaction, I can't get no satisfaction / 'Cause I try and I try and I try and I try I can't get no, I can't get no / When I'in drivin' in my car, and the man come on the radio / He's tellin' me more and more about some useless information / Supposed to fire my imagination..."
So fängt ein Hit der Rockband „Rolling Stones" an, der weltberühmt wurde. Er war Ausdruck einer unbändigen und unentwegten Sehnsucht nach Leben, ja einer Gier nach Authentizität und Erfüllung. Die „Rolling Stones" gelten nicht gerade als fromm. Aber in diesem Song drücken sie etwas Wesentliches aus. Was das Lied bei Millionen Menschen zum Schwingen gebracht hat, ist wohl die Erfahrung, dass nichts wirklich zufrieden stellen kann, weder die Versprechungen um uns noch die Jagd nach Erfolg, nach Beziehungen, nach Geld oder Applaus. All das kann man wahrnehmen und sich darüber freuen. Aber leben kann man davon nicht. Es erfüllt unsere Sehnsucht nicht. Wer meint, er könne vom Erfolg und Applaus leben und nur diese Befriedigung sucht, der wird süchtig danach und verliert damit seine innere Freiheit.
Bill Wyman, der
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