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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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liegen soll?«
    »Natürlich.« Sie sah ihn an und lachte. »Aber, ehrlich gesagt, Singsaker, Sie glauben doch wohl nicht an so etwas …? Ich muss schon sagen, jetzt überraschen Sie mich.«
    »Nein, ich glaube nicht an diesen Fluch, und auch nicht daran, dass er erwacht ist«, sagte er mit Nachdruck. »Ich dachte nur, dass vielleicht andere so denken könnten.«
    »Das klingt schon besser. Sie haben mir fast ein bisschen Angst gemacht. Ich denke auch, dass wir es mit einem Mörder zu tun haben könnten, der völlig irrational vorgeht«, sagte sie. Die etwas affektierte Art, in der sie sprach, kleidete sie in seltsamer Weise, als entstiege sie direkt einem der zahlreichen Krimis, die sie allem Anschein nach las. Dann fügte sie hinzu: »Aber ich fürchte, dass wir es mit etwas noch viel Schlimmerem zu tun haben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein eiskalter Mörder, der versucht, irrational zu wirken«, sagte Siri Holm.
    »Ich glaube, Sie haben zu viele Krimis gelesen«, sagte er und deutete auf das Regal mit der langen Reihe sorgsam sortierter Krimis.
    »Krimis helfen einem nicht bei der Lösung realer Mordfälle. Es ist etwas vollkommen anderes, einen fiktiven Fall zu lösen. Die meisten Leser glauben, es ginge darum, den Mörder zu entlarven, doch in Wahrheit geht es darum, den Autor zu überführen.«
    »Ein interessanter Blickwinkel«, sagte Singsaker.
    »Entscheidend dafür, ob man den Mörder in einem Krimi schnell findet oder nicht, ist die Frage, wie gut oder schlecht der Autor ihn versteckt hat.Aus Sicht des Autors stellt sich natürlich das Problem, den Mörder irgendwie in die Geschichte einzuarbeiten.Am einfachsten ist es, wenn er einer von mehreren Verdächtigen ist. Ein nicht selten gemachter Fehler der Autoren ist es, den Mörder weniger verdächtig als die anderen darzustellen. Dann ist er ganz schnell entlarvt.Aber man kann das auch ganz elegant lösen.Agatha Christie ist für viele eine Meisterin im Verbergen der Täter. Sie hat Romane geschrieben, in denen ein Kind der Mörder ist, der Erzähler, alle Verdächtigen gemeinsam oder sogar eines der Opfer. Es gibt sogar eine Reihe von Büchern, in denen der Ermittler in Wahrheit der Täter ist. Manchmal ist es ein Ermittler, der unter Blackouts oder Gedächtnisschwund leidet, sodass er sich selbst auf die Spur kommt, ohne zu wissen, dass er der wahre Täter ist.«
    Während sie das sagte, legte sie ihre Hand auf sein Knie und ließ sie dort. Er wurde rot und schweifte mit den Gedanken ab. Er dachte, dass es ein langer, harter Tag gewesen war, und dass eine junge Frau, die ihm angesehen hatte, dass er geschieden war, ihre Hand auf sein Knie gelegt hatte.
    »Ich muss jetzt wirklich zum Training«, sagte sie. »Auf irgendeine Weise jedenfalls.« Ihre Hand verschwand von seinem Knie und legte sich auf seine Wange.
    Nach dem ersten Kuss war er verloren. Ein verlorener Polizist.
    Siri Holm schlug die Augen auf. Sie hatte geschlafen, als Singsaker sich aus ihrer Wohnung geschlichen hatte. Jetzt lag sie auf dem Sofa, den Kopf voll wohliger Erinnerungen. Um die Hüfte trug sie noch immer den schwarzen Taekwondo-Gürtel. Der Rest der Bekleidung lag auf dem Couchtisch neben dem Sofa. Sie stand auf und schob lächelnd beide Daumen unter den Gürtel. Einen schwarzen Gurt in der Liebe, dachte sie, schob den Gurt über ihre Hüften nach unten und ließ ihn zu Boden fallen. Dann ging sie ins Bad und nahm eine Dusche. Siri Holm nahm es genau mit der Körperhygiene.
    Anschließend zog sie eine Jeans über ihren nackten Po, streifte eine bunte Bluse über und zog einen roten Regenmantel an. Sie warf einen Blick auf die antike Wanduhr neben der Küchentür und stellte fest, dass der Abend schon recht fortgeschritten war. Dann ging sie nach draußen.
    Doch, doch, mein Polizist hat schon recht. Ich habe eine gute Beobachtungsgabe, dachte Siri Holm, als sie den Code eintippte, den Vatten in das Schloss des Sicherheitstraktes der Gunnerusbibliothek eingegeben hatte. Ihren eigenen hatte sie bereits eingegeben. Die Tür zur geschlossenen Sammlung öffnete sich mit einem gut gelaunten Klicken. Sie drückte die Tür auf und warf einen Blick in die Überwachungskamera oben unter der Decke. Das System war ausgeschaltet, das hatte sie in Vattens aus irgendeinem Grund unverschlossenen Büro überprüft.
    Niemand ist nachlässiger mit der Sicherheit als die Polizei. Ist erst ein Verbrechen geschehen, erwartet niemand ein zweites, dachte sie. Sie sog den Geruch ein. Die Polizei hatte

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