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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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alles mitgenommen, nur nicht den Gestank des Todes.Aber der schreckte sie nicht ab. Sie hatte eh nicht vor, lange zu bleiben. Zielstrebig trat sie an ein Regal, nahm ein dünnes, in Leder eingebundenes Buch heraus, und blätterte darin herum. Dann sah sie sich jede Seite ganz genau an und inspizierte zum Schluss den Umschlag.
    »Dachte ich mir’s doch«, sagte sie leise zu sich selbst. Dann legte sie das Buch in einen Plastikbeutel, den sie mitgebracht hatte, und steckte es in die Tasche ihres Regenmantels. Siri Holm verließ die Gunnerusbibliothek in dieser Nacht um 0.13 Uhr. Keine Überwachungskamera registrierte, dass sie kam oder ging. Da sie überdies einen Systemschlüssel nutzte, solange sie ihre persönliche Schlüsselkarte noch nicht bekommen hatte, gab es niemanden, der ihre Anwesenheit im Nachhinein elektronisch nachweisen konnte.

18
    Richmond, Juni 1996
    S haun Nevins? Bist du dir sicher?« Susan lachte.
    »Was ist verkehrt an ihm?«, wollte Felicia wissen. »Außerdem, irgendjemand muss es ja sein. Ich will die Highschool nicht als Jungfrau verlassen – das war doch unser Plan.«
    »Aber Shaun Nevins? Dieses Papasöhnchen. Hätten seine Eltern nicht so viel Geld, würden alle sehen, was für ein Idiot das ist.«
    »He, du nennst mein Date einen Idioten?«
    »Ja, das ist er doch.«
    »Ich mag ihn wirklich.Außerdem sieht er gut aus«, warf Holly ein.
    »Danke, Holly«, sagte Felicia und musste über ihr ganzes Gespräch lachen.
    »Dass er ein ganz netter Anblick ist, bestreitet ja niemand«, sagte Susan und nahm einen tiefen Lungenzug. »Und dass wir sie nicht heiraten wollen, ist auch klar.Also bringen wir es hinter uns. Jetzt stehst nur noch du aus, Felicia. Bist du sicher, dass du keinen Zug willst?« Sie streckte ihr den fast zu Ende gerauchten Joint hin.
    Felicia schüttelte den Kopf und deutete auf die ganz normale Zigarette zwischen ihren Fingern.
    »Virginias beste, aber sicher auch nicht gesünder«, sagte sie trocken. »Ich will einen klaren Kopf haben.«
    Sie saßen am Ufer des James River. Susan Maddox, Holly LeVold und Felicia Stone. Drei beste Freundinnen, die alles miteinander teilten. Sogar die privatesten Dinge. Dinge, die Felicia eigentlich nicht teilen wollte, über die sie aber trotz dem gegen ihren Willen redete, wie die Tatsache, dass sie bald die Highschool verließ und noch immer Jungfrau war. Susan hatte einen recht nüchternen Blick auf die Angelegenheit.
    »In erster Linie geht es uns doch darum, es endlich zu tun, und wenn es einigermaßen zivilisiert vonstattengeht, umso besser«, sagte sie.
    »Schon, aber die Kerle sollten sich wenigstens ein bisschen Mühe geben, uns zu verführen.Wenn nicht, lass es bleiben«, sagte Holly.
    »Ich muss nicht zwingend verliebt sein, aber ich muss mir wenigstens vorstellen können, dass ich mich in den Typen verlieben könnte«, sagte Felicia.
    »Im Ernst?«, fragte Susan. »Willst du heiraten oder mit jemandem schlafen?«
    Wenn Felicia ehrlich war, würde sie am liebsten auf beides verzichten.Aber eben auch nicht immer. Und in der letzten Zeit hatte sich der Gedanke an einen raschen Fick häufiger gemeldet. Nicht nur, weil sie es endlich hinter sich bringen wollte, sondern auch, weil sie bald achtzehn wurde und sich bereit dafür fühlte. Es sprach vieles dafür. Sie hatte so lange gewartet, dass sie nicht mehr daran zweifelte, wirklich Lust darauf zu haben.Also hatte Susan eigentlich recht. Das Verlieben sollte sie sich für eine andere Gelegenheit aufbewahren. Eine Sache war aber trotzdem wichtig: Er musste nett aussehen.
    Sie starrte auf die Glut von Susans Joint, als diese den letzten Zug nahm und die Kippe in Richtung Fluss schnippte. Hinter ihnen, am Ende des Pfades Richtung River Drive, hörten sie die Musik von Brians Fest, von dem sie sich für einen Augenblick weggestohlen hatten. Es ging immer wilder zu, und das Schreien und Gegröle drang bis zu ihnen. Es würde nicht lange dauern, bis die Polizei kommen und dem Ganzen ein Ende bereiten würde.Wenn Felicia Shaun da wegkriegen wollte, ohne vorher einige Kollegen ihres Vaters zu treffen, sollte sie sich auf den Rückweg machen und ihn schleunigst abschleppen.Aber wie sollte sie das anstellen, ohne desperat zu wirken? Denn ihre Würde wollte sie auf jeden Fall bewahren.
    Als sie zwischen den Kirschbäumen zurückgingen, die im Garten der Andersons blühten und einen wunderbaren Duft verströmten, musste Felicia an den japanischen Dichter Basho aus dem 17. Jahrhundert denken, den

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