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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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dass ihr nicht nur schwindelig war, sondern dass sie auch zitterte. Ein längst unter Kontrolle geglaubtes Gefühl war im Begriff, wieder die Oberhand zu gewinnen.
    »John Shaun Nevins«, sagte sie matt zu sich selbst.
    »Genau, Shaun, ich glaube, das war’s, ja. Der Konservator, er ist Professor, soll selbst ein passionierter Büchersammler sein. Neunundfünfzig Jahre. Mehr wissen wir nicht. Kennst du ihn?«
    »Ich kannte seinen Sohn, Shaun Nevins, ohne John vorneweg«, antwortete sie.
    »Ach so. Der dürfte in deinem Alter sein, nicht wahr?«, fragte Johnes, der offensichtlich in Plauderlaune war.
    »Ja, leider«, sagte sie eiskalt und hätte am liebsten das Thema gewechselt.
    »Keine angenehme Bekanntschaft, mit andren Worten«, sagte er. »Ich hoffe, es ist trotzdem in Ordnung für dich, seinen Vater zu treffen? Es wäre mir sehr lieb, wenn du diese Spur verfolgen würdest. Schließlich haben wir dir den ersten Ermittlungserfolg zu verdanken.«
    Sie dachte nach. Spürte, wie das Schwindelgefühl langsam nachließ.
    »Ja, ich kümmere mich darum«, sagte sie, stand auf und wunderte sich fast, dass sie nicht schwankte. »Hast du alle Infos über diesen Nevins ins Fall-Archiv übertragen?«
    »Wir haben noch keine eigene Datei für ihn angelegt, wenn du das meinst«, antwortete Johnes. »Er ist sicher keine zentrale Figur in dieser Sache. Ich dachte, wir stufen ihn erst einmal als hinzugezogenen Spezialisten ein.«
    »Erst einmal, ja«, sagte sie.
    »Glaubst du, dass er etwas mit der Sache zu tun hat?«
    »Nein, ja, ich weiß nicht. Das ist nur so ein ungutes Gefühl.«
    »Dieser Fall ist ja noch ziemlich offen, also warum nicht«, sagte Johnes. »Ich meine, fünfhundert Jahre alte Menschenhaut.An was denkst du dabei?«
    »Dass zwei Menschen von zwei verschiedenen Verrückten gehäutet worden sind«, sagte sie spontan. »Im Abstand von fünfhundert Jahren. Es kann aber auch ganz anders sein, wenn man die sadistischen Morde, die Lustmörder undVerrückten schlicht und einfach als Phänomen der Moderne betrachtet. Europa zu Beginn des 16. Jahrhunderts war sicher ein deutlich gewalttätigerer Ort, als die USA es heute sind. Da liegt es im Grunde in der Natur der Sache, dass es auch damals schon komplett verrückte Verbrecher gegeben hat. Nein, ich habe keine Ahnung, welche Verbindung zwischen diesen Fällen besteht.«
    »Ein Gespenst aus der Vergangenheit«, sagte Johnes und biss ein Stück von seiner Karotte ab. »Edgar Allan Poe lässt grüßen. Ein psychotischer Mörder ersteht aus dem Rücken eines alten Buches wieder auf.«
    »Der Häuter kehrt zurück«, sagte sie voller Galgenhumor. »Nein, im Ernst, wir müssen wohl davon ausgehen, dass der Mörder mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit von diesem Buchrücken wusste, und dieser ihn irgendwie inspiriert hat. Und wenn jemand Kenntnis von den Büchern im Museum haben sollte, und von den Materialien, mit denen sie eingebunden sind, dann doch wohl der Konservator.«
    »Stimmt. Betrachte es aber erst einmal als Hypothese. Ich will den Konservator auf unsere Seite ziehen, auf jeden Fall vorläufig.«
    »Natürlich, ich habe mein weibliches Hirn nur ein bisschen herumspinnen lassen, das ist alles«, sagte Felicia Stone und ging.
    *
    Natürlich waren das mehr als nur losgelöste Reflexionen. Ein Mann, der einen solch missratenen Sohn hatte, musste selbst auch ein Drecksack sein. Ausgehend von dieser Schluss folgerung, hätte sie das nachfolgende Gespräch natürlich jemand anderem überlassen sollen.Andererseits motivierten sie ebendiese Gedanken, das Gespräch selbst zu führen. Sie wusste, dass am Ende dieses Falles ein jämmerlicher Soziopath wartete. Sie hatte eine Fährte aufgenommen, und nur sie konnte dieser Spur folgen.
    Die Boatwright Memorial Library lag in einem großen, roten Backsteinbau mit Aussicht über den kleinen Westhamptonsee, der das Herz des Uni-Viertels bildete. Die Bibliothek war wie die meisten Gebäude rund um den Uni-Campus im neogotischen Stil erbaut. Für viele Amerikaner symbolisierte gerade dieser Stil den Inbegriff der altehrwürdigen Lehre. Das Gebäude war in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts erbaut worden, um Ordnung in die Büchersammlung zu bringen, die außer Kontrolle zu geraten drohte. Das Gebäude mochte also ehrwürdig sein, alt war es hingegen nicht. Felicia wusste, dass der protzige Glockenturm mit einem digitalen Glockenspiel ausgerüstet war, das die hoch konzentrierten Studenten und Lehrer zweimal täglich mit

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