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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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sich in Aristoteles’ rätselhafte Welt. Eine Welt, die echter war als seine eigene.
    Nach einer Stunde legte der Meister das Buch zur Seite. Er stand auf, ging zu dem Jungen hinüber und streichelte ihm über den Kopf.
    »Du bist ein kluger, rätselhafter Junge«, sagte er. »Ich verstehe sehr gut, warum der Barbier dich zu sich genommen hat.« Er sah den Jungen eine Weile still an und sagte dann: »Jetzt aber raus mit dir zum Spielen!«
    Der Junge spielte an diesem Vormittag nicht, obwohl die anderen Jungen draußen aus einer Schweinsblase einen Ball gemacht hatten und ihn gerne bei einem Wurfspiel dabeigehabt hätten, bei dem der Sieger eine Tasse voll Rosinen bekommen sollte.
    Stattdessen suchte er die Einsamkeit, um nachzudenken. Er lief durch die Straßen bis hinunter zum Markt, auf dem sich noch immer der Abfall nach der Hinrichtung des Vortages türmte, und stellte sich immer wieder die gleichen Fragen:
    Warum hatte seine Mutter ihn mit dem Barbier weggeschickt? Es wohne ein Teufel in ihm, hatte sie gesagt. Stimmte das? Und was bedeutete es? Wohnte dann auch im Barbier ein Teufel? Und konnten zwei wie sie jemals das Glück finden?
    Die Leiche, die sie tags zuvor geholt hatten, lag auf dem drehbaren Tisch im anatomischen Theater. Der Barbier und Meister Alessandro hatten lange diskutiert und waren zu dem Schluss gekommen, dass der Leichnam frisch genug war, um die Nacht über auf einem Leintuch gelagert zu werden. Der Meister selbst hatte schlechte Erfahrungen mit alten Leichen gemacht, die sich bereits in Auflösung befanden und große Mengen einer klebrigen Leichenflüssigkeit abgesondert hatten, vermutlich eine Mischung aus allen vier Körpersäften. Die durch die Wärme noch beschleunigt voranschreitende Verwesung machte jede Vorlesung unmöglich.
    Der Junge glaubte nach wie vor, dass die Sonne über den Himmel glitt, obgleich der Meister ihm beigebracht hatte, dass es genau umgekehrt war.
    »Wir sind es, die an der Sonne vorbeigleiten, und nicht umgekehrt«, sagte Alessandro und fügte wie immer hinzu: »So und nicht anders muss es sein. Und eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft wird es sicher jemand wagen, das in einem Buch festzuhalten.Aber sag das nie zu einem Priester, wenn dir dein Leben lieb ist.«
    Der Junge glaubte trotzdem, dass die Sonne über den Himmel glitt, und konnte sich nicht vorstellen, dass die Menschen das jemals anders sehen würden, wie weise sie auch werden mochten. Manchmal übersteigt unsere Weisheit unser Denken, dachte er.
    Je mehr die Sonne sich an diesem Tag dem Horizont zuneigte, desto mehr drängte es den Jungen in Richtung Theater. Er wusste, dass die Tür mit einem der unverwüstlichen Schlösser von Schmied Angelos verschlossen war. Aber er wusste auch, wo der Schlüssel lag, nämlich in der Obstschale, die im Arbeitsraum des Meisters stand. Zwischen den Äpfeln.
    Um die siebte Stunde konnte er sich nicht länger zurückhalten. Er musste sie einfach sehen. Normalerweise kam er um diese Uhrzeit nach Hause.Auch geschäftige Akademiker liebten es, um diese Zeit zu speisen, sodass in der Regel eine Mahlzeit auf dem Tisch stand, doch an diesem Tag hatten die Diener keine Speisen aufgetragen. Sie teilten ihm mit, dass Alessandro und der Barbier in einem Gasthaus in der Stadt aßen, in Gesellschaft all jener, die an der heutigen Sektion teilnehmen wollten. Sie würden geschlossen ins Theater gehen, wenn die Sonne noch hoch am Himmel stand, damit sie genügend Licht hatten. Man brachte ihm ein paar gekochte Eier, etwas geräuchertes Fleisch und eine Schale mit rohem Gemüse.
    Nachdem er gegessen hatte, schlich er ins Arbeitszimmer und fand den Schlüssel am gewohnten Platz. Er nahm ihn an sich und ging in den Hinterhof. Keiner der Diener fand das seltsam, denn er spielte oft dort. Manchmal setzte er sich auch einfach nur an den Teich und bewunderte die Seerosen. Die auf dem Wasser schwimmenden Blätter sahen wie Herzen aus, und die Karpfen, die ihre Mäuler aus dem Wasser streckten, schienen diese Herzen einzufangen und in Stücke reißen zu wollen. Jetzt ging er am Teich vorbei und um das neue anatomische Theater herum. Das frische Holz glänzte golden in der Sonne. Er trat an das Schloss, mit dem die Tür verriegelt war.Vom Haus aus konnte ihn niemand sehen, die Tür lag auf der abgewandten Seite zwischen zwei Olivenbäumen und der Mauer, die den Garten umgab. Der Schlüssel glitt sanft ins Schloss und ließ sich leicht drehen.
    Nachdem er die Tür geöffnet hatte, blieb

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