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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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empfand eine Trauer, wie er sie noch nie in der Nähe einer Leiche verspürt hatte.
    »Was machst du da? Grab weiter.« Die Stimme des Barbiers klang ungeduldig.
    Der Junge tat, wie ihm geheißen worden war. Er entfernte die Erde von der Brust, dem Bauch, dem Unterleib und den Beinen. Dann hoben sie die Frau aus dem Grab.
    Um sie über die Mauer zu hieven, brauchten sie ein Seil, das sie unter den Armen der Frau befestigten. Der Barbier stand draußen und zog, während der Junge auf dem Friedhof blieb und die Leiche an den Füßen nach oben drückte. Schließlich bekamen sie den Leichnam über die Mauer und banden ihn auf dem Karren gut fest. Der Weg in die Stadt war uneben und voller Schlaglöcher. Bevor sie den Esel antrieben, legten sie eine Decke über die Tote.Als der Barbier sie zudeckte, wusste der Junge plötzlich, warum ihr Anblick ihn so traurig gemacht hatte. Sie sah wie seine Mutter aus, oben in Trondheim. Er blieb stehen und fragte sich, ob auch dem Barbier diese Ähnlichkeit aufgefallen war.
    Am folgenden Morgen durfte der Junge in Meister Alessandros Badetrog baden und seine Haut mit dem besten Olivenöl einreiben. Nachdem er sich abgetrocknet und sich frische, saubere Kleider angezogen hatte, sollte er in Meister Alessandros Arbeitszimmer kommen. Sie setzten sich auf zwei weiche Sessel, die um einen Tisch gruppiert standen. Der Junge dachte noch immer an die Affen des Kaufmanns und daran, dass Alessandro noch mehr Geschichten über Affen kannte.
    »Erzählen Sie mir doch noch einmal von dem Affen in Alexandria«, sagte er und streckte die Hand nach einem Apfel aus.
    »Ah, der Affe in Alexandria«, sagte der Meister und fuhr sich mit der Hand über sein glatt rasiertes Kinn. Der Barbier hatte an diesem Morgen gute Arbeit geleistet, die Haut des Alten war ebenso glatt wie die des Jungen. Der Meister nahm eine getrocknete Feige und sah sie sich genau an, bevor er sie in den Mund steckte. Der Junge beobachtete ihn mit stummer Verwunderung.Alles, was der Meister tat, sah tiefsinnig aus, als drücke die kleinste seiner Handbewegungen Gedanken aus, die der Junge nicht verstand. Doch eines Tages werde ich verstehen, dachte er. Eines Tages werde ich selbst solche Gedanken in meinem Kopf haben. Er bewunderte den Meister. Natürlich sah er auch zu dem Barbier auf, aber nicht ohne eine gewisse Furcht, denn in den Schenken in Deutschland hatte er mehrfach sein Temperament aufblitzen sehen. Der Barbier hatte sich immer damit entschuldigt, zu viel Galle im Körper zu haben, und manchmal machte er eine Diät mit weißem Brot und Kräutern, um seine plötzlichen Wutanfälle in den Griff zu bekommen.Aber all das half nichts.Auch nach einer solchen Kur konnte er gleich wieder in der nächsten Schlägerei landen.An den Jungen hatte er aber nie Hand angelegt.
    Der Junge fürchtete aber nicht nur die Brutalität des Barbiers. Er hatte ihn auch mit anderen Jungen seines Alters gesehen. Manchmal hatten sie in den Herbergen zwei Räume gemietet, sodass der Junge ein Zimmer für sich allein hatte, während der Barbier einen anderen Jungen mit auf sein Zimmer genommen hatte. Ihn selbst hatte der Barbier nie auch nur berührt, er war sein Glücksbringer. Das wussten sie beide.Aber was würde passieren, wenn sie das Glück gefunden hatten? Konnte er ihm dann noch vertrauen? Er wusste es nicht. Meister Alessandro konnte er vertrauen. Er hatte ein warmes Herz und mochte ihn, aber in erster Linie galt das Vertrauen des Jungen dem Kopf des weisen Mannes. Bei einem, dessen Kopf über alle Organe des Körpers regierte, gab es keine bösen Überraschungen.Auf Meister Alessandro war Verlass wie auf eine gültige Regel.
    »Du magst die Geschichte über den Affen in Alexandria, nicht wahr?«
    Der Junge nickte.
    »Recht hast du«, sagte der Meister. »In dieser Geschichte steckt wirklich eine bemerkenswerte Form von Weisheit. Ich habe diesen Affen selbst gesehen. Der Affe von Alexandria, der alle Buchstaben des griechischen Alphabets aufschreiben konnte. Ich hielt mich damals schon knapp eine Woche in der verblassenden Pracht dieser ehemals so bedeutenden Stadt auf, die früher einmal alle Wissenschaften der Welt beherbergt hat. Ich hatte ein paar spannende Bücher gefunden und mit einigen Ärzten der Stadt gesprochen.Wirkliche Koryphäen auf den unterschiedlichsten Gebieten, die ausgezeichnet Griechisch sprachen, obwohl sie Araber oder Juden waren. Einer von ihnen erzählte mir von Kinshar, dem Schreiber. Er sollte ein erstklassiger

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