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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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Handwerker und Händler sein. Der Mann stammte ursprünglich aus Bagdad, wohnte jetzt aber in Alexandria. Dieser Schreiber sollte im Besitz von Büchern sein, die von der alten, berühmten Bibliothek stammten aus der Zeit vor dem Brand. Und du kennst mich«, sagte der Meister auf eine Weise, die ihn mit Stolz erfüllte. Er kannte ihn.
    »Du kennst mich, ich musste diesen Schreiber unbedingt treffen und schickte deshalb einen Boten aus, um mich an einem der nächsten Tage mit dem Mann zu verabreden. Leider erwiesen die Bücher sich als eine große Enttäuschung. Es waren allesamt neuere Abschriften, keine davon älter als wenige Jahrzehnte. Ich kaufte trotzdem ein paar schöne Abschriften der Werke von Archimedes, die ich noch nicht hatte und von denen ich hoffte, dass sie wenigstens ein paar wenige Worte von Archimedes selbst enthielten. Der Besuch beim Kaufmann war trotzdem nicht vergebens gewesen. Er führte mich in seiner Schreibstube herum, einem der schönsten Räume, die ich bei meinen langen Reisen gesehen habe. Gut ein Dutzend Männer waren dort beschäftigt, und es entstanden dort mindestens so viele Bücher wie bei meinem Freund in der Stadt, dem Drucker Manutius.«
    Mit der Stadt meinte Meister Alessandro Venedig. Das wusste der Junge mittlerweile.
    »Der einzige Grund aber, weshalb ich meinen Besuch bei Kinshar dem Schreiber nie vergessen werde, ist sein begabtester Mitarbeiter, ein Affe namens Alexander.«
    »Ein Affe?«, fragte der Junge lachend, als hätte er diese Geschichte nicht schon mindestens zehn Mal gehört.
    »In der Tat, ein Affe«, sagte Alessandro und steckte sich eine weitere Feige in den lachenden Mund, ehe er fortfuhr:
    »Dieser Affe war nicht irgendein Affe – dieser Affe konnte schreiben. Das Tier verstand sich darauf, einen Stift zu halten und schrieb damit auf großen Papierbögen dicke, hässliche Buchstaben nebeneinander. Er konnte alle Buchstaben des griechischen Alphabets schreiben und bildete Worte und Sätze mit ihnen auf dem Papier. Er hatte sogar gelernt, hin und wieder Zwischenräume zwischen den Worten zu lassen.Auf Zeichensetzung verstand er sich nicht, weshalb es weit war von einem Punkt oder Komma zum nächsten, und von Manutius’ genialer Erfindung, dem Semikolon, hatten noch nicht einmal die richtigen Schreiber gehört.Aber der Affe konnte schreiben. Da er aber ein Tier war, und folgerichtig jeder versoffene Werftarbeiter aus Genua besser denken konnte als er, hatte er keine Ahnung von dem, was er schrieb. Er reihte die Buchstaben in völlig willkürlicher Reihenfolge aneinander. Trotzdem saß er jeden Tag da und schrieb, fast wie ein Vorbild für die anderen Schreiber. Und eines Tages geschah ein Wunder. Oder auch nicht, wenn ich dem Glauben schenken soll, wovon Kinshar mich zu überzeugen versuchte. In seinen Augen war es nur logisch, dass ein Affe, der nur lange genug Buchstabe an Buchstabe reihte, irgendwann einmal etwas Vernünftiges zusammenbrachte. Bei unendlich viel Affen, die unendlich viel Buchstaben zu Papier bringen, wird man in all dem Unsinn irgendwann einmal eine Abschrift der Werke von Platon oder Horaz entdecken. Ein schwindelerregender Gedanke.
    Kinshars schreibender Affe hatte bisher nur einen sinnvollen Satz geschrieben.Aber mittlerweile habe ich erkannt, wie viel Klugheit in diesem Satz steckt. Er ist in mir gewachsen und fast zu meinem Lebensmotto geworden.«
    »Was hat der Affe geschrieben?«, fragte der Junge gespannt und freute sich darauf, noch einmal die geheimnisvollen Worte zu hören.
    »Das Zentrum des Universums ist überall und sein Umkreis nirgends«, sagte Meister Alessandro in klangvollem Griechisch. »Das waren die Worte des Affen. Der Schreiber ließ sie mich mit eigenen Augen sehen. Er hatte das Blatt über seinem Pult an die Wand gehängt, damit alle es sehen konnten. Ich hatte den Affen bereits beim Schreiben beobachtet und zweifelte keinen Augenblick daran, dass das die Schrift des Tieres war.«
    Eine Weile blieben sie schweigend sitzen.
    »Das ist meine Lieblingsgeschichte«, sagte der Junge schließlich.Wahr oder nicht, fügte er in Gedanken hinzu.
    Danach las der Meister ihm fast eine Stunde lang aus Aristoteles’ Physik vor. Er las in einem melodiösen, schönen Griechisch, das der Junge nur bruchstückhaft verstand. Die Sprache der Engel, dachte der Junge.Wir Sterblichen verstehen nur wenig davon.Aber deshalb ist sie nicht weniger wahr oder echt. Der Junge aß Äpfel aus der Schale, die zwischen ihnen stand, und träumte

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