Buchanan - 06 - Schattentanz
Seltsam treffen, während des Abendessens mit ihm über seine Forschungen sprechen, Fotokopien seiner Unterlagen machen und Serenity morgen früh wieder verlassen.
Gut, sie fühlte sich bereits besser. Sie war entschlossen, und sie hatte einen Plan.
Aber der Plan platzte wie eine Seifenblase, als sie auf den Parkplatz des Motels einbog, das der Professor empfohlen hatte. Dieses Haus wurde bestimmt von einem Psychopaten geleitet.
Kieswege führten zu jeder Mieteinheit. Insgesamt waren es acht Zimmer, aneinandergeschoben wie Pappkartons. Die weiße Farbe war abgeblättert, und das einzelne Fenster jedes Zimmers war mit einer dicken Schmutzschicht bedeckt. Wie die Räume innen aussahen, wollte sie sich lieber nicht vorstellen. Wanzen jedenfalls würden diesen Ort meiden. Ihnen war das zu dreckig.
Aber für eine Nacht ging es doch bestimmt, oder?
»Nein«, sagte sie laut.
Es musste etwas Besseres geben, einen Ort, an dem sie sich nicht davor fürchten musste, die Dusche zu benutzen.
Jordan hielt sich nicht für verwöhnt oder versnobt. Ihr machte es nichts aus, wenn ein Motel ein wenig heruntergekommen war, aber es sollte wenigstens sauber und sicher sein. Und dieses Motel entsprach keinem ihrer grundlegenden Kriterien. Da sie nicht die Absicht hatte, dort die Nacht zu verbringen, brauchte sie sich auch die Zimmer nicht anzusehen.
Jordan stellte das Auto auf dem Parkplatz ab und betrachtete das Restaurant auf der anderen Straßenseite. Dabei machte sie den Fehler, sich mit dem Arm an der heißen Fensterkante abzustützen. Sie zuckte zusammen und zog rasch den Arm wieder hinein. Das Brandeisen erinnerte sie an einen Eisenbahnwaggon, weil das Gebäude lang und schmal war und ein Tonnendach hatte. An der Seite war eine Werbetafel mit einem rot glühenden Hufeisen angebracht. Wahrscheinlich sollte es an ein Brandeisen erinnern.
Nun, wo sie wusste, wo das Restaurant lag, fuhr sie vom Parkplatz und weiter durch den Ort. Sie war sich fast sicher, dass die Autovermietung keine Filiale in Serenity hatte, und das bedeutete, dass sie mit dieser Schrottkarre bis zur nächstgrößeren Stadt vorlieb nehmen musste, die mindestens hundertfünfzig Kilometer entfernt lag.
Jordan beschloss, der Autovermietung Bescheid zu sagen, wenn sie eine passende Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatte. Dann würde sie einen Automechaniker suchen, der den Schaden reparieren konnte, und sich mit Wasser eindecken, bevor sie die Stadt verließ. Allein schon der Gedanke, mit einem kaputten Auto durch die Wüste zu fahren, machte sie nervös.
Der Automechaniker war das Wichtigste, sagte sie sich. Dann hatte sie immer noch genug Zeit, um sich zu entscheiden. Vielleicht war es am besten, sie ließ das Auto stehen und benutzte öffentliche Verkehrsmittel. Es gab doch bestimmt Busse oder Bahnen.
Bald gelangte sie an eine Holzbrücke. Ein Schild verkündete, dass sie Parson’s Creek überquerte. Allerdings führte das Flussbett keinen Tropfen Wasser, und obwohl auf einem weiteren Schild stand, dass die Brücke bei Hochwasser unpassierbar sei, brauchte sie sich heute keine Sorgen darüber zu machen. Der Fluss war ebenso eingetrocknet wie die Stadt.
Auf der anderen Seite der Brücke begrüßte sie ein dunkelgrün gestrichenes Schild mit großen weißen Buchstaben: Willkommen in Serenity – Grady County – Texas – 1968 Einwohner. In kleinerer Schrift war handschriftlich hinzugefügt: »Heimat der Grady County Highschool Bulldogs.«
Je weiter sie nach Osten fuhr, desto größer wurden die Häuser. Als sie an einer Ecke hielt, hörte sie Kinder lachen und rufen. Links von ihr befand sich ein Freibad. Endlich, dachte sie. Jetzt kam sie sich nicht mehr vor wie auf einem Friedhof. Es gab Menschen und Lärm. Frauen sonnten sich, während ihre Kinder im Wasser plantschten, und der Bademeister saß dösend auf seinem Ausguck.
Die Verwandlung des Ortes fand sie erstaunlich. Auf dieser Seite der Brücke wässerten die Leute ihren Rasen. Alles war sauber, die Häuser waren gepflegt, die Straßen und Bürgersteige neu. Auf beiden Seiten der Hauptstraße gab es Geschäfte, auf der linken Seite einen Kosmetiksalon, eine Eisenwarenhandlung und ein Versicherungsbüro, und auf der rechten eine Bar und ein Antiquitätenladen. Am Ende des Blocks hatte Jaffee’s Bistro Tische und Stühle draußen unter einer grün-weiß gestreiften Markise stehen, aber Jordan konnte sich nicht vorstellen, dass jemand bei dieser Hitze draußen sitzen wollte.
Auf dem Schild an
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