Buchanan - 06 - Schattentanz
Beweislage ist doch klar. Die Leiche befindet sich weder in meinem noch in deinem Auto, Randy. Sie ist in ihrem Auto. Und seit wann gehen wir mit Mördern so zimperlich um?«
Die beiden Brüder waren die unattraktivsten Individuen, die Jordan je gesehen hatte. Sie waren gebaut wie Ringer, deren Muskeln erschlafft waren, mit dicken Hälsen und runden Schultern. J. D. war größer als sein Bruder, aber nicht viel. Randy hatte einen dicken Bauch, und sein Gesicht wurde durch ein gewaltiges Doppelkinn verlängert. Beide Männer hatten kleine Augen, aber J. D.s standen eng beieinander wie bei einem Frettchen.
Endlich wandte die Polizeichefin Jordan ihre Aufmerksamkeit zu.
»Ich bin Chief Haden«, sagte sie. »Und wer sind Sie?«
Da sie Jordans Führerschein in der Hand hielt, kannte sie natürlich ihren Namen, aber wenn sie die Formalitäten einhalten wollte, so hatte Jordan nichts dagegen. Sie nannte ihren Namen und ihre Adresse.
»Ich möchte, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten«, sagte die Polizeichefin. »Kennen Sie den Mann im Kofferraum dieses Wagens? Wissen Sie seinen Namen?«
»Ja«, antwortete Jordan. »Sein Name ist Professor Horace Athens MacKenna.«
»Woher kennen Sie ihn?«
Jordan erklärte rasch, wo und wie sie den Professor kennengelernt hatte, und warum sie in Serenity war. Chief Haden sah sie an, als ob sie ihr kein Wort glauben würde.
»Sie kommen mit mir auf die Polizeiwache«, sagte sie. »Sie werden noch einiges erklären müssen. Wir warten hier auf den Untersuchungsrichter, also machen Sie mir keine Schwierigkeiten, sonst muss ich Ihnen Handschellen anlegen.«
Wortlos gingen Sheriff Randy und sein Bruder wieder zu ihrem Auto. J. D. verzog höhnisch das Gesicht.
»Chief Haden, darf ich Ihnen eine Frage stellen?«, sagte Jordan. Innerlich kochte sie vor Wut, aber sie blieb ruhig.
»Ja, aber machen Sie schnell.« Der Tonfall der Polizeichefin war schnippisch.
»Woher wusste der Sheriff, dass eine Leiche im Kofferraum ist?«
»Er behauptet, sein Bruder habe einen Hinweis über sein Handy bekommen. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen.«
Sheriff Randy ignorierte den Kommentar, aber sein Bruder fuhr herum und schrie: »Hast du mich gerade einen Lügner genannt?«
Als die Polizeichefin nicht antwortete, sagte J. D.: »Stellst du etwa das Wort einer Mörderin über das eines rechtschaffenen Bürgers?«
»Das FBI kann die Handy-Aufzeichnungen des Sheriffs überprüfen und alle Anrufe nachverfolgen, die die beiden Brüder in den letzten vierundzwanzig Stunden bekommen haben. Das ist doch sicher hilfreich, Chief Haden, oder nicht?«, fragte Jordan.
J.D. schnaubte. »Ja, klar, als ob das FBI sich wegen eines Mordes in einen Ort am Arsch der Welt begeben würde. Das glauben Sie doch selbst nicht.«
»Ich habe schon angerufen, und sie sind auf dem Weg«, erwiderte Jordan.
Alle Blicke richteten sich auf sie.
»Warum haben Sie denn das FBI angerufen?«, wollte die Polizeichefin wissen.
»Mein Bruder Nick ist FBI-Agent. Ich habe mit seinem Partner gesprochen, und er hat mir versichert, Nick und er würden so schnell wie möglich hierherkommen, und in der Zwischenzeit würde er zwei Agenten aus dem Bezirksbüro schicken.«
Sheriff Randy nahm die Neuigkeit völlig ungerührt auf, aber J. D. lief rot an vor Wut. »Sie blufft.«
Sheriff Randy ging weiter zu seinem Auto.
»Hör mal«, schrie J.D. »Mein Bruder hat das Recht, sie zu verhören.«
»Nein, das hat er nicht«, sagte Jordan.
J.D. durchbohrte sie mit seinen Blicken. Sie zuckte nicht. Ihr war klar, dass er versuchte, ihr Angst einzujagen, aber sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Drohend trat er einen Schritt auf sie zu.
Na los, dachte sie. Sie würde sich nicht noch einmal von ihm schlagen lassen. Dieses Mal würde sie bereit sein.
»Maggie, willst du zulassen, dass das FBI dir vorschreibt, was du tun sollst?«, jammerte J.D. »Nach allem, was Randy und ich für dich getan haben? Du wärst nicht die große Polizeichefin, wenn wir nicht …«
Haden schnitt ihm das Wort ab. »Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich tun soll. Randy?«
Der Sheriff drehte sich um. »Ja, Maggie?«
»Was machst du überhaupt hier? Und wieso trägst du keine Uniform?«
»Ich hatte eigentlich vor, mir heute frei zu nehmen«, erwiderte er. »Siehst du nicht die Angeln in meinem Auto? Ich wollte mit meinem Bruder angeln gehen.«
»Wenn du angeln gehst, fährst du doch sonst immer mit dem Pick-up.«
»Heute nicht.«
»Reg
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