Buchanan - 06 - Schattentanz
niemanden getötet, und ich versichere Ihnen, ich war völlig überrascht, als ich den Kofferraum öffnete.«
»Das glaube ich Ihnen. Ich heiße übrigens Del. Und das ist Barry.«
»Mein Name ist Jordan Buchanan und …«
»Wir wissen, wer Sie sind. Die Polizeichefin hat Ihren Führerschein aus Ihrer Brieftasche geholt und Ihren Namen laut vorgelesen«, sagte Barry. »Können Sie sich daran nicht erinnern? Del, wir sollten ihr doch den Kopf röntgen lassen.«
Jordan hatte nichts davon mitbekommen, dass jemand ihre Tasche durchwühlt und ihre Papiere herausgenommen hatte. War sie bewusstlos gewesen? Oder einfach nicht bei Sinnen? Das sagte ihre Mutter immer, wenn sie etwas getan hatte, was diese nicht billigte: »Bist du nicht bei Sinnen?«
»Ich muss nicht geröntgt werden«, sagte sie. »Und ich habe nichts Schlimmes getan.«
»Schuldig zu wirken und schuldig zu sein sind zwei Paar Schuhe«, meinte Del. Er reichte Barry sein Stethoskop.
»Ich denke, es wird schon alles in Ordnung sein«, flüsterte Barry, als er das Stethoskop in einen Metallkasten steckte. »Die Polizeichefin weiß, dass Sie nicht in Jessup County waren, und sie weiß auch, dass Sie sich keine Verfolgungsjagd mit dem Auto geliefert haben. Es gibt eine Zeugin.«
»Und wegen dieser Zeugin kann sie Sie nicht einfach so den Dickeys überlassen.«
»Möglicherweise doch«, warf Del ein.
»Nein, das kann sie nicht«, widersprach Barry. »Nicht mit dieser Zeugin. Eine Frau ist gerade aus dem Supermarkt gekommen, als es passiert ist. Sie rief ebenfalls 911 an und meldete, was sie gesehen hat – wie J. D. Miss Buchanan ohne jeden Grund zu Boden schlug. Sie sagte, J.D. sei wie ein wildgewordener Stier aus dem Auto geschossen, hätte ihr Handy gepackt und sie ins Gesicht geschlagen. Und dann hätte er ihr Handy zertrampelt.«
»Dann kann Miss Buchanan nur hoffen, dass J.D. der Zeugin nicht solche Angst einjagt, dass sie ihre Aussage widerruft.«
»Das wird ihm nichts nützen. Jeder Notruf wird aufgezeichnet, und was auf Band ist, kann auch J.D. nicht ändern.«
Die beiden Männer redeten über Jordan, als wäre sie nicht da. Es erstaunte sie, dass niemand sich für die Leiche zu interessieren schien. Die Polizeichefin hatte zwar einmal in den Kofferraum geschaut, aber das war auch alles. Sonst hatte sich niemand darum gekümmert. Es schien niemanden zu interessieren, wer das Opfer war, und Jordan fragte sich langsam, wann man ihr diese Frage stellen würde.
»Glaubst du, wir müssen die Leiche nach Bourbon bringen?«, fragte Del.
»Ja, bestimmt. Wir müssen hierbleiben, bis die Leute von der Spurensicherung kommen und der Staatsanwalt die Leiche freigibt.«
Jordan war es leid, nur Zuschauerin zu sein. Sie bedankte sich bei den Sanitätern und ging auf die Polizeichefin zu.
Einer der Dickey-Brüder bemerkte, dass Jordans Hände noch frei waren. »Legt vielleicht mal jemand dieser Verdächtigen Handschellen an?«, sagte er. »Jemand, der seinen Job mittlerweile beherrschen sollte.«
Jordan trat auf ihn zu. »Sind Sie derjenige, der mich geschlagen hat?«
Er wich ihrem Blick aus, als er antwortete. »Niemand hat Sie geschlagen«, fuhr er sie an.
»Du liebe Güte, Randy, schau dir doch mal ihr Gesicht an. Natürlich ist sie geschlagen worden«, rief Maggie Haden. »Und es gibt einen Zeugen.« Der Sheriff blickte sie überrascht an, als sie nickend fortfuhr: »Ja. Einen Zeugen, der gesehen hat, wie dein Bruder dieser Frau das Handy aus der Hand geschlagen und ihr dann einen Fausthieb versetzt hat.« Leise fügte sie hinzu: »Du siehst, daran kann nichts mehr geändert werden. Es ist zu spät. Unter Umständen wird Klage erhoben.«
J. D. hatte an der Haube des Streifenwagens gelehnt, aber als er etwas von einem Zeugen hörte, richtete er sich auf.
»Was für ein Zeuge? Wer hat was gesehen? Wenn ich wegen etwas angezeigt werden soll, was ich nicht getan habe, möchte ich gefälligst den Namen des Zeugen erfahren.«
»Zu gegebener Zeit, J.D.«, sagte die Polizeichefin.
»Chief Haden, ich möchte Anzeige erstatten«, sagte Jordan.
»Sie halten den Mund«, fuhr Haden sie an.
»Ich möchte, dass Sie ihn verhaften«, beharrte Jordan.
Die Polizeichefin schüttelte den Kopf. »Es kümmert mich nicht, was Sie wollen. Und jetzt seien Sie still.«
J.D. nickte zustimmend und sagte: »Randy, kommt es dir nicht merkwürdig vor, dass sich die Polizeichefin über die ein wenig raue Behandlung einer gewalttätigen Mordverdächtigen aufregt? Die
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