Buchanan - 06 - Schattentanz
dich nicht gleich auf. Du solltest jetzt angeln gehen und mich meinen Job machen lassen.«
»Aber das FBI …«, begann J. D.
Jordan unterbrach ihn.
»Ich hoffe, Ihre Polizeiwache ist groß genug für meine Familie. Mittlerweile haben sich bestimmt alle meine Brüder schon auf den Weg gemacht. Und ich habe viele Brüder. Theo, mein ältester Bruder«, fuhr sie fröhlich fort, »prahlt zwar nicht gerne damit, aber er ist ein hohes Tier im Justizministerium.« Sie blickte in J.D.s hässliches Gesicht und fügte hinzu: »Im Justizministerium der Vereinigten Staaten. Alec arbeitet als verdeckter Ermittler für das FBI, aber er wird bestimmt auch herkommen wollen. Oh, und dann ist da noch Dylan. Er ist ebenfalls Polizeichef. Er wird sich sicherlich gerne mit Sheriff Randy und J.D. unterhalten wollen. Keiner von ihnen wird den Unsinn mit der Verfolgungsjagd glauben, und sie werden sich, genau wie ich, fragen, wer hier lügt und warum.«
»Du Luder«, knurrte J.D.
»Steig ins Auto, J.D.«, sagte sein Bruder. »Maggie, ich möchte unter vier Augen mit dir reden.«
»Bleiben Sie stehen«, sagte die Polizeichefin zu Jordan. »Jungs, ihr habt ein Auge auf sie«, rief sie den Sanitätern zu, als sie zum Sheriff hinüberging.
Jordan beobachtete die beiden. Haden nickte ein paarmal. Offensichtlich war sie mit dem, was der Sheriff ihr vorschlug, einverstanden.
Nicht gut, dachte Jordan. Überhaupt nicht gut.
Nach ein paar Minuten stiegen die Dickey-Brüder endlich ins Auto und fuhren davon.
Chief Haden warf Jordan einen angewiderten Blick zu. »Ich werde herausfinden, was hier vor sich geht. Warum haben Sie den Sheriff provoziert?«
»Ich habe nichts gemacht«, entgegnete Jordan.
Als ob Jordan gar nichts gesagt hätte, fuhr die Polizeichefin fort: »Sie werden mir schon noch erzählen, warum der Sheriff Sie unbedingt zum Verhör mitnehmen wollte. Was weiß er über Sie?«
Bevor Jordan antworten konnte, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was in den verschlungenen Gehirnwindungen der Dickey-Brüder vor sich ging, bog der Untersuchungsrichter mit Sonnenbrille und Cowboy-Hut in einem pinkfarbenen Cabrio auf den Parkplatz ein.
Del ergriff Jordan am Arm. »Kommen Sie mit zum Krankenwagen und warten Sie da mit uns.«
Jordan ging zwar mit dem Sanitäter, behielt jedoch Chief Haden im Auge, die neben ihrem Mietwagen stand und sich mit dem Untersuchungsrichter unterhielt. Als sie fertig war, schob sie Jordan auf den Rücksitz ihres Streifenwagens, machte sich jedoch nicht die Mühe, ihr Handschellen anzulegen. Sie fuhren bis an die Ecke, dann hielten sie an. Haden rief ihren Stellvertreter an und sagte seiner Frau, sie solle ihn suchen und ihm klarmachen, dass er sich so schnell wie möglich auf der Wache melden solle.
»Sag Joe, ich habe einen Mordfall.«
Jordan wand sich innerlich, als sie die Häme in der Stimme der Polizeichefin hörte. Dann schaltete Haden die Sirene ein, und sie brausten durch den Ort.
10
Die Polizeiwache war winzig klein. Jordan fand, sie sah aus wie die Kulisse für einen alten Western. Es gab zwei Schreibtische mit einem hüfthohen Geländer dazwischen und eine Schwingtür zu einem engen Büro für den Sheriff im hinteren Teil.
Vor einem Computer saß weinend eine junge Frau. Als die Polizeichefin und Jordan hereinkamen, wischte sie sich rasch mit der Manschette ihrer Uniformbluse die Augen ab und senkte den Kopf. Jordan hörte Haden leise fluchen.
»Hast du immer noch Probleme, Carrie?«
»Du weißt, dass ich das hasse.«
»Natürlich weiß ich das. Seit du diesen Job hast, habe ich nur Gejammere von dir gehört.«
»Ich habe diesen Job nicht gewollt«, murmelte die junge Frau. »Er ist mir aufgezwungen worden. Und so oft habe ich mich nun auch nicht beklagt.«
»Widersprich mir nicht vor einer Verdächtigen.«
»Bin ich verdächtig?«, fragte Jordan.
Sie erwartete, dass die Polizeichefin ihr erwidern würde, dass sie selbstverständlich verdächtig sei. Schließlich befand sich die Leiche in ihrem Auto. Dann würde sie sie über ihre Rechte belehren, und Jordan würde nach einem Anwalt verlangen.
Nichts davon geschah.
»Sind Sie verdächtig?«, echote Maggie Haden. Sie legte den Kopf schief und runzelte die Stirn, als müsse sie darüber nachdenken. »Das entscheide ich, nachdem ich Sie verhört habe.«
Jordan dachte zuerst, sie mache einen Scherz, aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen meinte sie es bitterernst. Glaubte sie etwa, Jordan würde bereitwillig all ihre
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