Bucheckern
eingestellt hat. Im Galvanikbereich dagegen haben sie in den letzten Jahren stark expandiert. Obwohl so eine Umstellung mit Sicherheit enorme Investitionen erfordert hat, konnte ›Blanco‹ in diesem Bereich als Autozulieferer einige der bisher etablierten Marktführer preislich deutlich unterbieten.“
„Galvanik, was ist denn das nun schon wieder?“ Lindt runzelte die Stirn.
„Also grob gesagt, werden hier mit Hilfe von elektrischem Strom und viel Chemie Metalloberflächen beschichtet, veredelt sozusagen“, klärte ihn Jan Sternberg auf. „Vor einigen Jahren haben viele Betriebe in dieser Sparte aufgeben müssen, weil für die Beseitigung der giftigen Abwässer, die bei dieser Produktion anfallen, neue Klärsysteme vorgeschrieben wurden.
Teure Angelegenheit, und bitter vor allem für kleine Firmen mit geringer Kapitaldecke, die solche Investitionen nicht aufbringen konnten. Bevor die Umweltschutzauflagen verschärft wurden, konnten die Abwässer ganz normal den kommunalen Klärwerken zugeführt werden, aber die waren auf Dauer damit überfordert. Zudem haben die Schwermetalle aus den galvanischen Prozessen den Klärschlamm stark belastet. Oft wurden die Grenzwerte überschritten und der Schlamm durfte nicht mehr auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden.“
„Die neuen Kläranlagen haben die Aufsichtsbehörden aber doch sicher kontrolliert“, warf Lindt ein und versuchte, die Zusammenhänge zu verstehen.
„Natürlich“, bestätigte Jan Sternberg. Er zeigte auf seinen Monitor: „Und so, wie in diesem Fachkommentar hier zu lesen ist, mussten die Anlagen genau auf das Produktionsvolumen der jeweiligen Betriebe abgestimmt werden.“
Lindt ging vor dem Fenster auf und ab und kratzte sich dabei am Ohr. „Gift, ich höre immer wieder Gift. Hier giftige Abwässer, im Chemischen Untersuchungsamt sprach die Frau Dr. Häußler von Giftmüll ...“
Lindt überlegte: „Wenn wir mal weiterdenken, wo kommt denn hier Geld ins Spiel? Ich meine Geld als Motiv für kriminelles Handeln?“
Jan Sternberg lehnte sich in seinem Bürosessel zurück: „Viel Geld ist da bestimmt verdient, wenn diese Stoffe nicht den Weg nehmen, den sie eigentlich sollten. Illegale Entsorgung meine ich. Das kam doch schon recht häufig vor, gerade bei flüssigen Problemstoffen. Menschliches Versagen hieß es dann quasi als Entschuldigung, wenn der Wirtschaftskotrolldienst nach einem Fischsterben die Spur tatsächlich mal bis zum Verursacher zurückverfolgen konnte. Irgendein Mitarbeiter in der Technik hatte dann ›versehentlich‹ den falschen Schieber geöffnet und durch die Spülrohre gelangten einige Tonnen von Giftbrühe in den nächsten Bach. Die Bußgelder, die zahlen diese Firmen dann doch aus der Portokasse.“
„Aber hier ist, soweit ich weiß, die Technik beim WKD mittlerweile schon sehr weit fortgeschritten“, meinte Lindt. „Neulich haben die doch bei unserer Präsidiumsbesprechung von erfreulich hohen Aufklärungsquoten gesprochen. Allerdings ...“, er zögerte etwas, „hat es sich dabei um Gewässerverunreinigung gehandelt ...“
„Genau“, Sternberg spann den Gedanken weiter, „aber in unserem Fall waren die Stoffe ja im Erdboden enthalten. Wäre es denn denkbar, dass die Brühe einfach irgendwo in einer versteckten Ecke ausgekippt wird? Im Wald oder sonst wo in der Natur.“
„Richtig, das könnte passen.“ Lindt war aufgestanden. „Der Willms von der KTU hat mir vorhin noch angerufen, dass sie in der Erdprobe auch Gras, Teile von Brombeerranken und zwei Bucheckern gefunden haben. In so einem Fall käme alles natürlich nicht so schnell ans Licht. Wenn in einem Bach die Fische kieloben schwimmen, wird das bald entdeckt. Bis aber eine Verunreinigung von Grundwasser festgestellt wird, im Wasserwerk zum Beispiel, kann es sehr lange gehen. Vor allem dann, wenn gar keine Quellen oder Tiefbrunnen in der Nähe sind.“
„Total schwierig dürfte in so einem Fall auch der Nachweis werden, von welchem Ort aus die Stoffe eingesickert sind und noch komplizierter die Beweisführung, wer sie dort ausgebracht hat“, pflichtete Sternberg dem Kommissar bei.
„Aber ganz einfach wäre eine solche Aktion sicher nicht zu bewerkstelligen“, gab der wiederum zu bedenken. „Man müsste auf jeden Fall einen Tankwagen verwenden – ich bin doch vorhin an einem vorbeigefahren – und der ist absolut auffällig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Fahrzeug einfach in den Wald fährt und seine Schleusen
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