Bucheckern
leergeraucht und drei Seiten im Computer fertig, als er hörte, dass jemand das vordere Büro betrat. Lindt vermutete, es könnte Paul Wellmann sein und stand auf, um zu hören was die Befragung der Kinder ergeben hatte.
Es war allerdings nicht Wellmann, sondern ein Lindt unbekannter Mann Anfang dreißig gekommen, der ein dickes Kuvert dabei hatte.
„Finde ich hier den Jan Sternberg?“, wollte er wissen und ergänzte, als er Lindt’s fragenden Blick sah: „Klaus Ebert, ich bin ein Bekannter von ihm und arbeite als Redakteur beim ›Stadtspiegel‹. Jan hat mich gebeten, etwas in unserem Archiv nachzuschlagen. Ich glaube, ich habe gefunden, wonach er suchte. Die Kopien wollte ich gerne selbst vorbeibringen“ – der Besucher grinste leicht – „und ein wenig Kontakt zur Polizei kann in meinem Beruf ja nicht schaden.“
Oskar Lindt lächelte: „Ja, ich weiß, Jan hat mich informiert. Mein Name ist Lindt, ich leite die Ermittlungsgruppe hier. Sie können die Unterlagen auch gerne mir geben.“
Der Journalist zögerte: „Ach so, Sie sind das, der bekannte Oskar Lindt. Wenn ich recht weiß, ermitteln Sie aber doch im Fall des ermordeten Patrick Berghoff. Ja genau, ich erinnere mich, im Mai wurde der Junge tot im Wald bei Leopoldshafen gefunden und bisher ist der Fall noch nicht geklärt. Ein Kollege vom Lokalradio hat damals einen ziemlich gesalzenen Kommentar über Ihre Arbeit abgegeben, schon leicht unter der Gürtellinie.“
„Ja, stimmt, hat mir nicht besonders geschmeckt“, entgegnete Lindt kurz, aber Ebert hatte schon die Witterung einer möglichen Story aufgenommen und ließ nicht locker: „Jan wollte aber Unterlagen über die Sache mit der Erweiterungsplanung für ›Blanco‹ von vor fast zwanzig Jahren. Können Sie denn Zusammenhänge zu ihrem Fall feststellen?“
„Hmm ...“, Der Kriminalist ärgerte sich über die Fragen des Journalisten und kratzte sich am Ohr, wie immer, wenn er erst überlegen musste, was er tun sollte. Über die giftverseuchte Erde durfte zum jetzigen Zeitpunkt noch keinesfalls etwas an die Öffentlichkeit gelangen und so musste er versuchen, den Redakteur mit etwas eher Unverfänglichem zufrieden zu stellen.
„Zusammenhänge gibt es eigentlich bis jetzt nicht und unsere Ermittlungen sind in dieser Richtung reine Routine, um allen, auch den kleinsten und unbedeutendsten Spuren nachzugehen. Wir können nur soviel sagen, dass der Junge häufiger bei Freunden in der Kleingartenanlage war, die neben dem Werk liegt. Aber dieses Detail darf bis jetzt noch auf keinen Fall veröffentlicht werden.“
„Ach, die Schrebergärten dort neben der vierspurigen Straße, da beim Oberwald?“, Ebert zeigte sich sehr interessiert.
Lindt haderte mit sich, dass er nun doch vorschnell etwas von den Ermittlungsergebnissen herausgelassen hatte und ihm keine bessere Erklärung eingefallen war, um den Redakteur zu beruhigen.
„Ja, diese Kolonie dort. Aber bitte, nichts darüber schreiben. Sie könnten höchstens ...“, er überlegte kurz, „das müsste ich aber noch eben mit unserer Pressestelle abklären ... Nehmen Sie doch mal einen Moment Platz.“ Er zeigte auf einen Stuhl neben dem Besprechungstisch: „Ich bin gleich zurück“, und verschwand in sein Büro, nicht ohne die Verbindungstür sorgfältig zu schließen.
Der Kommissar schüttelte etwas den Kopf. „Hat eben alles seinen Preis“, dachte er, „aber das Zeitungsarchiv hilft uns vielleicht weiter. Außerdem haben wir noch nichts über den gefundenen Rucksack veröffentlicht, das wäre eine Möglichkeit.“
Er wählte eine interne Telefonnummer.
„Na ausnahmsweise, Oskar, ich denke nicht, dass der Präsident was dagegen hat, wenn zur Abwechslung auch mal positiv über Kommissar Lindt und seine Ermittlungsarbeit berichtet wird. Was du von den Ergebnissen herausgeben willst, das musst du ja ohnehin selbst entscheiden“, genehmigte der Pressesprecher Lindts Vorgehen.
„Etwas Interessantes hätte ich für Sie, Herr Ebert. Darüber könnten Sie berichten.“ Er war wieder zum dem Zeitungsredakteur in das vordere Büro zurückgekehrt.
„Dank einer aufmerksamen Mitbürgerin und unseren Plakaten mit dem Rucksack von Patrick sind wir tatsächlich einen kleinen Schritt weitergekommen.“
Lindt berichtet von dem zufälligen Fund des Rucksacks, nannte aber keine näheren Umstände, keinen Ort, nicht dass er in einem Baum hängend gefunden wurde und auch keine Namen. Der Inhalt werde derzeit von der Kriminaltechnik
Weitere Kostenlose Bücher