Bucheckern
untersucht.
Er hoffte, dass die Aktion mit der Feuerwehr-Drehleiter nicht so bekannt geworden war, dass der Journalist Zusammenhänge vermuten würde.
„Sie haben doch bestimmt selbst auch reingeschaut in den Rucksack“, bohrte Ebert hartnäckig nach. „Nichts Interessantes drin, was Sie direkt weitergebracht hat, ich meine, auch ohne irgendwelche aufwendigen Untersuchungen?“
Lindt runzelte seine Stirn, um eine geeignete Formulierung zu finden, die nicht irgendwelche Mutmaßungen der Presse provozierte.
Er sah schon bildlich vor sich, wie er am nächsten Morgen die Zeitung aufschlagen und sich am ersten Bissen seines Honigbrotes verschlucken würde: „Mordfall Patrick – Aufmerksame Mitbürgerin entdeckt Rucksack – Kripo-Kommissar Lindt findet heiße Spur zwischen Schulbüchern und Heften!“ Auf solche eine fette Schlagzeile konnte er gerne verzichten.
Es genügt, ging es ihm durch den Kopf, wenn die Öffentlichkeit erst mal nur von dem Fund des Rucksackes erfuhr. Auch der mögliche Mörder – falls der überhaupt etwas mit der Erde in der Tüte zu tun hatte – sollte nicht weiter beunruhigt werden. Vielleicht hatte der Junge die Schultasche ja noch aus dem Fenster werfen können, bevor er in seinem Versteck auf dem Dachboden entdeckt worden war.
Obwohl Lindt nichts von Unwahrheiten hielt, musste hier eine kleine Notlüge helfen, den Eifer von Redakteur Ebert etwas zu dämpfen.
„Leider“, der Kommissar versuchte einen möglichst unverfänglichen Gesichtsausdruck hinzubekommen, „leider haben wir die Lösung des Verbrechens nicht im Schulranzen gefunden. Schreiben Sie einfach, dass die kriminaltechnischen Untersuchungen sehr schwierig sind und deshalb noch andauern. Wenn so eine Schultasche mehrere Monate der Witterung ausgesetzt ist, sind etwaige Spuren nur mit sehr aufwändigen Methoden zu finden.“
„Hm, schon sehr wenig, was Sie mir bieten können.“ Klaus Ebert war sichtlich unzufrieden mit den knappen Informationen, die der Kommissar herausgab. „Für die Menge an Material, die ich in unserem Archiv ausgegraben habe, ist das doch sehr dürftig. Eigentlich sollte ich meine Unterlagen wieder mitnehmen.“ Er presste das dicke Kuvert fest an sich. „Sie müssen mir schon versprechen, mich immer exklusiv auf dem Laufenden zu halten.“
„Selbstverständlich“, Oskar Lindt machte ganz auf liebenswürdig. „Wir unterrichten Sie, sobald wir etwas wissen – natürlich nur, wenn es den Erfolg unserer Ermittlungen nicht gefährdet. Das verstehen Sie doch sicher.“
„Schon recht“, Ebert gab dem Kommissar widerstrebend die Unterlagen. „Ich bin zwar sicher, dass Sie deutlich mehr wissen, als Sie erzählt haben, aber die Story gehört mir, da verlasse ich mich drauf.“
Lindt gab ihm die Hand: „Versprochen, wir tun, was wir können“, und öffnete dem Redakteur die Tür. „Sie hören von uns, bestimmt.“
Mit ziemlich zweifelndem Blick verließ Klaus Ebert das Büro und nahm sich fest vor, baldmöglichst Jan Sternberg anzurufen. Vielleicht war aus dem mehr herauszubekommen, als aus diesem Lindt.
Der Zaun
Der Kommissar wollte sich eben den Unterlagen aus dem Zeitungsarchiv widmen, als sein Handy klingelte. ›Paul Wellmann‹ zeigte das Display an und Lindt meldete sich: „Na Paul, hast du was raus bekommen bei den Kindern?“
„Ja, deswegen rufe ich an. Ich konnte mit ihnen sprechen und sie haben mir gerade gezeigt, wo das Loch im Zaun war, durch das sie im Frühjahr mal auf das ›Blanco‹-Werksgelände geschlüpft sind. Ja, du hast richtig gehört, wo es war, mittlerweile sieht das hier nämlich ganz anders aus. Scheint ganz so, als hätte da jemand was gemerkt. Das sollten wir uns mal gemeinsam anschauen. Hast du Zeit, gleich herzukommen? Ja, und bring am besten auch den Jan noch mit.“
Lindt überlegt nicht lange, drückte schnell die Kurzwahl für das Handy von Jan Sternberg und bestellte ihn zum Wagen.
„Wir müssen zu Paul, der wartet auf uns in der Kleingartenanlage“, sagte er auf dem Parkplatz zu seinem Mitarbeiter und drückte ihm die Autoschlüssel in die Hand. „Fahr du, damit du den Citroen auch mal gewöhnt wirst.“
„Ist schon ’ne kleine Umstellung zu unseren deutschen Fabrikaten“, meinte Sternberg, als sich die ausladende Karosserie nach dem Anlassen in die Höhe hob.
„Ja, die Hydropneumatik muss sich erst kurz aufpumpen ... es geht immer einen Moment, aber der Federungskomfort ist wirklich erstklassig.“
Nach kurzer Fahrt trafen sie
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