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Buddenbrooks

Buddenbrooks

Titel: Buddenbrooks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Du bist nun, mein Sohn, in dem Alter, wo Du die Früchte der Erziehung zu ernten beginnst, die Deine Eltern Dir zu Teil werden ließen. Es möge Dir als Ratschlag dienen, daß ich in Deinem Alter, sowohl in Bergen als in Antwerpen, es mir immer angelegen sein ließ, mich meinen
Prinzipalinnen
dienstlich und angenehm zu machen, was mir zum höchsten Vorteil gereicht hat. Abgesehen selbst von der ehrenden Annehmlichkeit eines näheren Verkehrs mit der Vorstands-Familie, schafft man sich in der Prinzipalin eine fördernde Fürsprecherin, wenn der allerdings möglichst zu vermeidende, nichtsdestoweniger mögliche Fall eintreten sollte, daß ein Versehen im Geschäft sich ereignete oder die Zufriedenheit des Prinzipals hie oder da zu wünschen übrig ließe. –
    Was Deine geschäftlichen Zukunftspläne angeht, mein Sohn, so erfreuen sie mich durch das lebhafte Interesse, das sich in ihnen ausspricht, ohne zwar, daß ich ihnen vollkommen beizustimmen vermöchte. Du gehst von der Ansicht aus, daß {190} der Absatz derjenigen Produkte, welche die Umgegend unserer Vaterstadt hervorbringe, als: Getreide, Rappsaat, Häute und Felle, Wolle, Öl, Ölkuchen, Knochen etc. das natürlichste, nachhaltigste Geschäft Deiner Vaterstadt sei und denkst Dich neben dem Kommissionshandel vorzugsweise jener Branche zuzuwenden. Ich habe mich zu einer Zeit, als die Konkurrenz in diesem Geschäftszweige noch sehr gering war (während sie jetzt erheblich gewachsen) gleichfalls mit diesem Gedanken beschäftigt und, so weit Raum und Gelegenheit dazu vorlagen, auch einige Experimente gemacht. Meine Reise nach England hatte hauptsächlich den Zweck, auch in diesem Lande Verbindungen für meine Unternehmungen nachzusuchen. Ich ging zu diesem Ende bis Schottland hinauf und machte manche nutzbringende Bekanntschaften, erkannte aber alsbald auch den gefährlichen Charakter, welchen die Export-Geschäfte dorthin an sich trugen, weshalb eine weitere Kultivierung derselben in der Folge auch unterblieb, zumal ich immer des Mahnwortes eingedenk gewesen bin, welches unser Vorfahr, der Gründer der Firma, uns hinterlassen: »Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir bey Nacht ruhig schlafen können!«
    Diesen Grundsatz gedenke ich heilig zu halten bis an mein Lebensende, obgleich man ja hie und da in Zweifel geraten kann angesichts von Leuten, die ohne solche Prinzipien scheinbar besser fahren. Ich denke an Strunck & Hagenström, die eminent im Wachsen begriffen sind, während unsere Angelegenheiten einen allzu ruhigen Gang gehen. Du weißt, daß das Haus nach der Verkleinerung infolge des Todes Deines Großvaters nicht mehr gewachsen ist, und ich bete zu Gott, daß ich Dir die Geschäfte wenigstens in dem jetzigen Zustande werde hinterlassen können. An dem Prokuristen Herrn Marcus habe ich ja einen erfahrenen und bedächtigen Helfer. Wenn nur die Familie Deiner Mutter ihre Groschen ein wenig besser bei ein {191} ander halten wollte; die Erbschaft wird für uns von so großer Wichtigkeit sein!
    Ich bin mit geschäftlichen und städtischen Arbeiten außerordentlich überhäuft. Ich bin Aeltermann des Bergenfahrer Kollegiums, und hat man mich successive zum bürgerlichen Deputierten fürs Finanz-Departement, das Kommerz-Kollegium, die Rechnung-Revisions-Deputation und das St. Annen-Armenhaus erwählt.
    Deine Mutter, Clara und Klothhilde grüßen Dich herzlich. Auch haben mir mehrere Herren: die Senatoren Möllendorpf und Doktor Oeverdieck, Konsul Kistenmaker, der Makler Gosch, C. F. Köppen sowie im Comptoir Herr Marcus und die Kapitäne Kloot und Klötermann Grüße an Dich aufgetragen. Gottes Segen mit Dir, mein Sohn! Arbeite, bete und spare!
    In sorgender Liebe
    Dein
Vater
.
     
    D. 8. Oktober 1846.
    Liebe und hochverehrte Eltern!
    Unterfertigter sieht sich in der angenehmen Lage, Sie von der vor einer halben Stunde erfolgten, glücklichen Niederkunft Ihrer Tochter, meiner innig geliebten Gattin Antonie zu benachrichtigen. Es ist nach Gottes Willen ein Mädchen, und finde ich keine Worte, zu sagen, wie freudig bewegt ich bin. Das Befinden der teuren Wöchnerin sowie des Kindes ist ein ausgezeichnetes, und zeigte sich Doktor Klaaßen völligst vom Verlaufe der Sache befriedigt. Auch Frau Großgeorgis, die Hebamme, sagt, es wäre gar nichts gewesen. – Die Erregung zwingt mich, die Feder niederzulegen. Ich empfehle mich den würdigsten Eltern in hochachtungsvoller Zärtlichkeit.
    B. Grünlich.
    Wenn es ein Junge

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