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Buddenbrooks

Buddenbrooks

Titel: Buddenbrooks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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du … Wenn ich am Leben bin, werde ich das Geschäft übernehmen, werde eine Partie machen … ja, ich bin offen gegen dich, beim Abschied … Und auch du … das wird so gehen … Ich wünsche dir alles Glück, meine liebe, gute, kleine Anna! Aber wirf dich nicht weg, hörst du? … Denn bis jetzt hast du dich
nicht
weggeworfen, das sage ich dir …!«
    Hier drinnen war es warm. Ein feuchter Duft von Erde und Blumen lag in dem kleinen Laden. Draußen schickte schon die Wintersonne sich an, unterzugehen. Ein zartes, reines und wie auf Porzellan gemalt blasses Abendrot schmückte jenseits des Flusses den Himmel. Das Kinn in die aufgeschlagenen Kragen ihrer Überzieher versteckt, eilten die Leute am Schaufenster vorüber und sahen nichts von den Beiden, die in dem Winkel des kleinen Blumenladens von einander Abschied nahmen.

{185} Vierter Teil.
    1.
    d. 30. April 1846.
    Meine liebe Mama,
    tausend Dank für Deinen Brief, in welchem Du mir Armgard von Schillings Verlobung mit Herrn von Maiboom auf Pöppenrade mitteiltest. Armgard selbst hat mir ebenfalls eine Anzeige geschickt (sehr vornehm, Goldrand) und dazu einen Brief geschrieben, in dem sie sich äußerst entzückt über den Bräutigam ausläßt. Es soll ein bildschöner Mann sein und von vornehmem Wesen. Wie glücklich sie sein muß! Alles heiratet; auch aus München habe ich eine Anzeige von Eva Ewers. Sie bekömmt einen Brauerei-Direktor.
    Aber nun muß ich Dich Eines fragen, liebe Mama: warum nämlich noch immer nichts über einen Besuch von Konsul Buddenbrooks hierselbst verlautet! Wartet Ihr vielleicht auf eine offizielle Einladung Grünlichs? Das wäre nicht nötig, denn er denkt, glaube ich, gar nicht daran, und wenn ich ihn erinnere, so sagt er: Ja, ja, Kind, Dein Vater hat Anderes zu thun. Oder glaubt Ihr vielleicht, Ihr stört mich? Ach nein, nicht im Allergeringsten! Oder glaubt Ihr vielleicht, Ihr macht mir nur wieder Heimweh? Du lieber Gott, ich bin doch eine verständige Frau, ich stehe mitten im Leben und bin gereift.
    Soeben war ich zum Kaffee bei Madame Käselau, in der Nähe; es sind angenehme Leute, und auch unsere Nachbarn linker Hand, Namens Gußmann (aber die Häuser liegen ziemlich weit von einander) sind umgängliche Menschen. Wir haben ein paar gute Hausfreunde, die beide ebenfalls hier draußen wohnen: den Doktor Klaaßen (von welchem ich Dir nachher noch werde erzählen müssen) und den Banquier Kesselmeyer, Grünlichs intimen Freund. Du glaubst nicht, was für ein komischer alter Herr das ist! Er hat einen weißen, geschorenen Backenbart {186} und schwarz-weiße dünne Haare auf dem Kopf, die aussehen wie Flaumfedern und in jedem Luftzuge flattern. Da er auch so drollige Kopfbewegungen hat wie ein Vogel und ziemlich geschwätzig ist, nenne ich ihn immer »die Elster«; aber Grünlich verbietet mir dies, denn er sagt, die Elster stehle, Herr Kesselmeyer aber sei ein Ehrenmann. Beim Gehen bückt er sich und rudert mit den Armen. Seine Flaumfedern reichen nur bis zur Hälfte des Hinterkopfes, und von da an ist sein Nacken ganz rot und rissig. Er hat etwas so äußerst Fröhliches an sich! Manchmal klopft er mir auf die Wange und sagt: Sie gute kleine Frau, welch Gottessegen für Grünlich, daß er sie bekommen hat! Dann sucht er einen Zwicker hervor (er hat stets drei davon bei sich, an langen Schnüren, die sich beständig auf seiner weißen Weste verwickeln) schlägt ihn sich auf die Nase, die er ganz kraus dabei macht, und sieht mich mit offenem Munde so vergnüglich an, daß ich ihm laut ins Gesicht lache. Aber das nimmt er gar nicht übel.
    Grünlich selbst ist viel beschäftigt, fährt morgens mit unserem kleinen gelben Wagen zur Stadt und kommt oft erst spät nach Hause. Manchmal sitzt er bei mir und liest die Zeitung.
    Wenn wir in Gesellschaft fahren, zum Beispiel zu Kesselmeyer oder Konsul Goudstikker am Alsterdamm oder Senator Bock in der Rathausstraße, so müssen wir eine Mietkutsche nehmen. Ich habe Grünlich schon oft um Anschaffung eines Coupés gebeten, denn das ist nötig hier draußen. Er hat es mir auch halb und halb versprochen, aber er begiebt sich merkwürdiger Weise überhaupt nicht gern mit mir in Gesellschaft und sieht es augenscheinlich nicht gern, wenn ich mich mit den Leuten in der Stadt unterhalte. Sollte er eifersüchtig sein?
    Unsere Villa, die ich Dir schon eingehend beschrieb, liebe Mama, ist wirklich sehr hübsch und hat sich durch neuerliche Möbel-Anschaffungen noch verschönert. Gegen den Salon

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