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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
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anderen über unsere Bibliotheksrechte, die Öffnungszeiten und sogar darüber, wo man in der Stadt preisgünstig einen Cappuccino trinken kann, stellte. Aber wir kamen ungehindert davon.
    Soweit ich wusste.
    Wir machten uns also auf den Weg. Als wir draußen waren, hatte es angefangen zu schneien. Die ganze Strecke bis nach Hause dachte ich, mir würden die Arme abfallen. Meine Blase hatte das Ende ihres Fassungsvermögens erreicht und war kurz davor, wie ein zu prall aufgeblasener Luftballon zu explodieren. Meine Mutter fragte mich, ob ich im Café um die Ecke haltmachen und einen preiswerten Cappuccino trinken wollte. Ich wäre fast an Ort und Stelle gestorben – nie mehr würde ich Koffein zu mir nehmen. Ich lächelte schwach und sagte, ich sei viel zu aufgeregt, um für irgendetwas haltzumachen, und könne es kaum erwarten, mich wieder an meine Forschungsarbeit zu begeben.
    Zehn grausame Minuten später war ich in meinem kleinen Zimmer und saß in der Zazen-Stellung mit dem Buch über das Bogenschießen auf dem Schoß. Bei meinen spirituellen Praktiken war eines klar: Sie halfen einem, wenn man zu arm war, um sich einen Schreibtisch leisten zu können. Und dieses Buch würde ebenfalls helfen, wenn man zu arm war, um sich Schlaftabletten leisten zu können. Es war schmal, aber wahnsinnig schwierig zu lesen. Ich begriff jedoch die Grundidee. Ein deutscher Typ ging zu einem Zen-Meister und großartigen Bogenschützen in Japan und lernte sechs Jahre lang bei ihm. Dann schrieb er dieses Buch. Folgendes hatte der Typ herausgefunden: Um auf einem Gebiet ein echter Meister zu werden, musst du die Sache immer und immer wieder genau wiederholen. Irgendwann, wenn du den Punkt erreicht hast, dass du das Ganze völlig unbewusst tust, bist du ein Meister.
    Vielleicht könnten Woody und ich etwas immer und immer wieder tun, bis wir Zen-Meister wären. Aber auf welchem Gebiet? Im Bleistiftspitzen? Im Papierfliegerbauen? Im Fingerhakeln? Und wenn der Bogenschütze sechs Jahre gebraucht hatte, um gut mit einem Pfeil schießen zu können, brauchten wir dann eine Verlängerung der Abgabefrist für unser Projekt?
    Oder wir könnten auch alles einfach nur vortäuschen.

Nicht-
Denken
    Da saß ich also auf meinem Zen-Fels und die warmen Strahlen der aufgehenden Sonne badeten mich in der lieblichen Glut eines neuen Morgens. Nach zwanzig Minuten Zazen war mein Hintern zwar taub, aber das Gras mit weichen zwei Zentimetern Neuschnee bedeckt, meine Hausaufgaben waren erledigt und das Mädchen meiner Träume schritt über den weißen Rasen, um mich zu begrüßen. Ich lebte in Frieden mit mir selbst. In der Sphäre. Ich war Zen-Meister San. Mir war …
    KALT! Mit einem gewaltigen ZACK und dann einem gewaltigen WUMM fiel aus den Ästen des großen Baums eine Schneelawine auf mich herab und bedeckte mich vom Kopf bis zu den nackten Zehen. Ich wollte aufspringen und schreien, bremste mich aber, als ich sah, dass Woody alles mit großen Augen verfolgte. Also lächelte ich mit gespielter Gelassenheit, als ein Schneehäufchen mir in den Nacken und dann in den Hemdkragen glitt.
    Â»Oh, San!«, sagte Woody. »Der Baum –«
    Â»Dem Baum ist jetzt leichter zu Mute. Seine Zweige haben ihre Last abgelegt.«
    Â»Aber dein Rücken! Und deine Füße! Ist dir nicht kalt?« Sie fing an, den Schnee von mir abzubürsten. Das tat gut.
    Â»Was ist kalt? Ich erlebe einen wunderbaren Morgen«, sagte ich. Woody klopfte weiter an mir herum. Dann hörte ich Füße hinter mir, die wegliefen. HEY! Hatte etwa jemand den Schnee mit Absicht auf mich geschüttet? Weshalb würde jemand so was tun? Ich wollte mich nach ihm umdrehen, den Augenblick jedoch nicht ruinieren.
    Nachdem ich mich mit Woodys Hilfe einigermaßen vom Schnee befreit hatte, sprang ich von meinem Sitz – ein absoluter Fortschritt im Vergleich zum vorangegangenen Tag, an dem ich nach den ersten zehn Minuten wie gelähmt war. Als ich leichtfüßig und mit der Anmut einer feuchten Dschungelkatze landete, fragte Woody: »Ist dir gestern Abend noch was Zündendes zu unserem Projekt eingefallen?«
    Â»Eigentlich nicht, aber ich habe zwei tolle Ideen, mit denen wir anfangen könnten. Einmal geht es um Mitgefühl, einen riesigen Bestandteil von Zen, und als Zweites um Anfängergeist.«
    Â»Was ist das denn?«
    Â»Im Grunde bedeutet es

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