Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
Vom Netzwerk:
sie Hard Travelin’ und schaute mir dabei in die Augen. Es war ein guter Song. Wir brainstormten jeden Tag für Sozialkunde und verwarfen unsere Ideen dann wieder. Ein Haiku zu schreiben, war super, ein Haiku zu schreiben, war langweilig. Tee für die Klasse zu kochen, war cool, für einen Haufen Achtklässler ein Aufputschmittel zu brauen, kam nicht in Frage. Zen-Basketball war super, aber wenn Zen-Basketball so super war, wieso kriegte ich dann immer nur drei Bälle von zehn an der Freiwurflinie rein?
    Am Dienstag brachte ich meinen Zen-Garten mit, um zu sehen, was Woody davon hielt. Die Gruppen hatten sich auf den ganzen Raum verteilt und wir schnappten uns einen schönen Tisch an einem sonnigen Fleck am Fenster. Es machte ihr großen Spaß, mit dem Vier-Stifte-Rechen herumzufuhrwerken. Und mir gefiel es unheimlich gut, so nah bei ihr zu sein und zu beobachten, wie sich die Linien ihrer Gedanken zwischen den Steinen abzeichneten. Sie tat das alles spielerisch, was absolut perfekt war. Ich hingegen wartete immer ab und überlegte, ob ich die Linien gerade zeichnen sollte, ob der Garten eher locker aussehen sollte oder wer weiß was. Aber Woody rechte nur und kicherte.
    Als sie den Garten in die richtige Form gebracht hatte – und es war irgendwie völlig klar, dass sie richtig war –, reichte sie mir den Rechen. Meine Hand schwitzte. Ihre Hand hingegen hatte wohl nicht geschwitzt, wie ich an der trockenen Bleistiftspitze feststellen konnte. Bevor sie mir den Garten zuschob, setzte sie den Deckel drauf und sagte: »Schau! Kein Garten!« Was auch perfekt war.
    Ich beugte mich über meine Arbeit und roch Woodys Shampoo. Irgendwas mit Orangen. Ich spürte die Wärme der Sonne auf meinen Handrücken. Mit geschlossenen Augen ließ ich die Steine wahllos in den Sand fallen. Ich sah hin, schubste einen Stein einen Zentimeter weiter nach links und fing an, meine Linien zu rechen. Ich wollte auf Woody cool wirken und eine Show der Lässigkeit abziehen – ziemlich schwierig, wenn man gerade Steine mit einem kleinen Rechen verschiebt. Sie lächelte, ich lächelte. Es war ein wunderbarer Augenblick. Und dann, als mein Garten fast fertig war, blies ein heftiger eiskalter Wind meinen Sand in alle Richtungen. Ich sah hoch und da stand Peter, der das Fenster weit aufgerissen hatte.
    Ich hätte schwören können, dass ein Ausdruck des Triumphes über sein Gesicht huschte, bevor er mir in die Augen sah. »Oh, San, tut mir echt leid. Ich hab deinen – äh – Sandkasten nicht gesehen. Hab ich deine Arbeit ruiniert?«
    Ich überlegte schnell und grinste. »Danke, Peter. Danke, dass du mich Unbeständigkeit gelehrt hast.«
    Hihi. Woody und ich teilten wieder einen wunderbaren Augenblick. Und auch wenn Peter nur einen halben Meter von uns entfernt stand, war er nicht dazu eingeladen.
    Nachdem Peter sich leise fluchend vom Acker gemacht hatte, stellte ich fest, dass Mr Dowd mich komisch ansah. Na ja. Ich hatte Sand wegzuschaufeln.
    Woody und ich versuchten, den Sand mit dem Kartondeckel aufzuklauben, was eine Weile lang funktionierte. Aber als wir zu den feinen Teilchen kamen, mussten wir es mit einem Stück Papier probieren. Woody ging an das Pult von Mr Dowd und nahm sich ein bisschen Klebeband, um den Sand von ihrem Pullover zu entfernen. Ich schnappte mir Woodys Projektbogen und drehte ihn um, damit ich ihn zum Schütten in der Mitte falten konnte.
    Auf die Rückseite hatte sie viele rote Herzen gemalt, die alle die Großbuchstaben ELL enthielten.
    Der wunderbare Augenblick war wie weggeblasen. Wer war dieser ELL? Was für blöde Initialen waren ELL überhaupt? Ich sah mich beim Aufnehmen des Sandes heimlich in der Klasse um, konnte aber niemanden sehen, dessen Nachname mit einem L begann – bis auf mich und Woody. Ich schaute zu Peter hinüber, der wieder neben seiner Partnerin Abby stand. Sie schien aus gelochten Bastelstäben, die die Sozialkundelehrer so lieben, ein maßstabgetreues Modell des Taj Mahal zu bauen – ein ziemlich beeindruckendes Modell übrigens –, während Peter die Stäbchen je nach Bedarf in kleine Stücke brach. Erfreut stellte ich fest, dass er mehr Kraft aufwandte, als es die Physik der Situation verlangte. Aber Peter war plötzlich unwichtig geworden. Seine Initialen waren P-irgendwas-J.
    Natürlich gab es auf Woodys Stundenplan noch andere Fächer

Weitere Kostenlose Bücher